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Gastro-Konzept: Zur Pause in die H-Albzeit

07.07.2023 00:01 Uhr | Lesezeit: 3 min
Inhaber der H-Albzeit und Bäckermeister Heiner Beck
Inhaber der H-Albzeit und Bäckermeister Heiner Beck.
© Foto: Annika Eberhardt

Regionale Produkte und frisch zubereitete Speisen von der Schwäbischen Alb - die H-Albzeit an der A 8 ist mit ihrem Konzept voll durchgestartet.

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Autobahnraststätten verbindet man meist mit Convenience- und Fast Food. Regionale Produkte in hochwertiger Qualität direkt vom Bäcker oder von der Metzgerei sind dort eher selten zu finden. Dies ist sicherlich einer der Gründe, warum das Gastronomiekonzept der H-Albzeit von Inhaber Heiner Beck so gut bei den Kunden ankommt. Ob hungrige Urlauber, beschäftigte Vertriebler oder umweltbewusster Tesla-Fahrer – sie alle setzen den Blinker auf der A 8 an der Ausfahrt nach Merklingen, um eine Pause in der H-Albzeit zu machen.

Schon das Gebäude der H-Albzeit hebt sich von den anderen klassischen Industriebauten des Gewerbegebiets am Rande von Merklingen deutlich ab und sticht durch seine moderne Scheunen-Optik sofort ins Auge. Vor der H-Albzeit befinden sich Parkplätze sowie ein Tesla-Ladepark. Das Konzept der H-Albzeit umfasst nicht nur ein regionales und frisches Gastronomie-Angebot, sondern auch die Bäckerei Becka Beck, die Metzgerei Failenschmid und eine Markthalle mit Produkten aus dem Schwabenland.

Schwieriger Start

Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Konzept hatte Inhaber und Bäckermeister Beck vor etwa sechs Jahren. Er erinnert sich: "Als Bäcker im klassischen Handwerksbetrieb musst du dir überlegen, wie du heutzutage noch Umsätze machen kannst. Da habe ich mir gedacht, ich gehe an die Autobahn, da kommen viele vorbei." Das gepachtete Grundstück, das vorher eine Ackerfläche war, gehört einem Freund von Beck. "Zusammen mit meinen drei Töchtern habe ich die H-Albzeit realisiert und meiner Frau betreibt das Geschäft." Die Eröffnung war vor zwei Jahren – genau zur Corona-Zeit. "Das Geschäft lief gerade an und dann kam schon der nächste Lockdown, da war das Weihnachtsgeschäft kaputt. Als wir wieder öffnen durften, waren um das Haus lauter Baustellen, da kam man mit dem Auto nicht richtig lang. Und dann gab es noch eine Straßensperrung bei unserer Autobahnausfahrt, da ist der Umsatz erst mal 60 Prozent in den Keller gegangen", zählt Beck die Rückschläge auf. "Wir sind achtmal hingeflogen und achtmal wieder aufgestanden." Mittlerweile rentiere sich das Geschäft endlich. "Wir sind auf der wirtschaftlichen Seite. Dadurch, dass wir schlecht gestartet sind, gab es sicherlich ein paar Schwierigkeiten, aber im Moment schießen wir immer mehr durch die Decke", freut er sich.


"Wir sind achtmal hingeflogen und achtmal wieder aufgestanden."

Heiner Beck, Inhaber H-Albzeit


Die Umsetzung

Umgesetzt wurde der Bau von der Konzeptwerkstatt aus Mettingen. Die Firma ist auf Ladenbau und Architektur spezialisiert und schreibt sich auf die Fahne, Unikate zu konzeptionieren. Beck hat großen Wert darauf gelegt, nur regionale und hochwertige Materialien zu verwenden. Insgesamt hat die Umsetzung 5,4 Millionen Euro gekostet.

Anschließend musste am Konzept der H-Albzeit gefeilt werden. Beck entschied sich im Gastronomiebereich für die Selbstbedienung, da weniger Personal benötigt wird. Um es sowohl den Mitarbeitern als auch den Kunden einfacher zu machen, wurde ein Bezahlsystem mit Karte eingeführt. Am Eingang bekommt jeder Kunde eine Karte, auf die alle Einkäufe gebucht werden. So muss man am Ende nur einmal bezahlen, statt an jeder Station. "Das war am Anfang etwas irritierend für manche, aber da wurde sich schnell dran gewöhnt.", erzählt Beck.

"So schmeckt schwäbisch ...". Das ist die Philosophie der H-Albzeit. Die Rohstoffe und Grundzutaten wie Getreide von der Schwäbischen Alb verarbeitet Beck in seiner traditionelle Handwerksbäckerei Becka Beck noch selbst. Somit steckt der Nachhaltigkeitsgedanke laut Beck in jedem Brot. In der Region ist Becka Beck bekannt für hochwertige Backwaren.

Artgerechte Haltung

Auch die Metzgerei Failenschmid setzt den Fokus auf regionale und hochwertige Produkte aus artgerechter Haltung. Dieses Versprechen gilt seit Generationen als Grundsatz des Familienunternehmens. Die Wurst- und Fleischspezialitäten sind zudem auf die Bedürfnisse der Autobahnkundschaft abgestimmt. "Auch wer noch drei Stunden weiterfahren muss, kann bei ihm einkaufen", sagt Beck. "Wir haben hier Kühltaschen und alles ist vakuumiert. Empfindliche Produkte wie Hackfleisch werden nicht angeboten." Die Metzgerei bringe zusätzliche Kundschaft, da man Failenschmid in der Region kenne. Beck und Feilenschmid sind seit vielen Jahren befreundet. "Wir sind in unserem Berufsleben mehr oder weniger zusammen aufgewachsen. Er hat zur gleichen Zeit das Geschäft von seinem Vater übernommen wie ich."

In der Gastronomie wird ebenfalls nach diesen Grundsätzen gekocht. Es werden klassische Spezialitäten aus der schwäbischen Küche – von Maultaschen über Zwiebelrostbraten bis Knödel – angeboten. Zudem gibt es saisonale Gerichte wie Spargel und auch vegane Speisen wie Linsen-Patties oder Kartoffeltaschen mit Linsen-Chili-Dip findet man auf der Speisekarte. Heimische Lieferanten wie Keltenhof, Alb Leisas sowie Fleisch und Wurst von Failenschmid stehen für Qualität und kurze Lieferwege.


Ein Überblick zur Orientierung

Auf der rechten Seite des zweistöckigen Gebäudes befindet sich die Albmetzgerei von Ludwig Failenschmid. Geradeaus geht es zur Bäckerei Becka Beck, auf der linken Seite steht man direkt in der Markthalle, wo regionale Produkte für zu Hause und zum Verschenken angeboten werden. Hinter der Markthalle gelangt man in den Gastronomiebereich. Getrennt vom restlichen Angebot, können Kunden hier in gemütlicher Atmosphäre die schwäbische Küche genießen. Der Sitzbereich umfasst 180 Plätze. Draußen kommen weitere 150 Plätze hinzu. In der oberen Etage des 1.400 Quadratmeter großen Gebäudes befinden sich die Sanitäranlage sowie zwei Tagungsräume, Sitzplätze und eine Außenterrasse.


Bewusst gegen Abendgastronomie entschieden

An sieben Tagen die Woche von 6 Uhr bis 19:30 Uhr bereiten die Köche frische Speisen in der Küche zu. Beck hat sich bewusst gegen die Abendgastronomie entschieden, da ihm dafür das Personal fehlt. Trotzdessen gehen täglich durchschnittlich 400 bis 500 Hauptgerichte über die Theke. Besonders das Mittagsgeschäft laufe gut. Am besten kommen laut Beck die Klassiker wie Burger, Schnitzel mit Pommes und Spätzle an.

Die Speisekarte wird jeden Monat angepasst: "Flops kommen raus, Renner bleiben." Jede Speise wird bei Bestellung frisch zubereitet. "Wir machen die Spätzle selbst, wir machen die Knödel selbst, die Salate kommen frisch vom Feld, die Soßen machen wir auch selbst und wir fügen kein Convenience hinzu. Das macht den Unterschied", sagt Beck. An der Tankstelle oder dem Rasthof sei man nach dem Essen meist enttäuscht, weil es Convenience Food sei und das zu teuren Preisen. "Wir haben richtige Köche, frische Produkte und faire Preise. Auch das Ambiente ist ganz anders, bei uns mag man sich gerne aufhalten", erklärt Beck.

Trotz der frischen Zubereitung seien die Wartezeiten kurz. "In der Regel hat man innerhalb von sieben Minuten sein Essen. Das ist wichtig, gerade an der Autobahn, wo die Leute schnell weiterfahren wollen", weiß Beck. Für die frische und regionale Küche wurde die H-Albzeit mit den zwei Löwen von "Schmeck den Süden. Baden-Württemberg" ausgezeichnet.

Die gemütliche Atmosphäre der H-Albzeit mit verschiedenen Nischen und weitläufigem Aufbau soll die Kunden zum Verweilen einladen. "Für mich ist wichtig, dass die Leute glücklich sind, sich wohlfühlen und dass die Aufenthaltszeit zur Erholung wird", sagt Beck. Daher hat er den Aufenthalts- und Sitzbereich vom Handel separiert. "Das hat man ja in Tankstellen auch nicht, da ist ja der Shop immer im Sichtfeld."

In den rustikalen Tagungsräumen im zweiten Stock – dem Kutscherstüble und dem Heuboden – bietet die H-Albzeit Platz für Meetings, Tagungen und Seminare. "Die Räume werden fünf- bis sechsmal in der Woche gebucht", sagt Beck. Meist kämen Geschäftsleute, die die Räume gleich für mehrere Tage mieten und auch in der H-Albzeit essen. "Die Vertreter haben sich einen Ort gewünscht, wo sie zusammenkommen können, und unser Standort ist ja sehr zentral, daher wird das gut angenommen."


"Unsere Küche hat sich einen sehr guten Ruf erarbeitet."

Heiner Beck, Inhaber H-Albzeit


Der gute Ruf spricht sich rum

Sowohl Geschäftsleute als auch Urlauber sowie Anwohner aus Merklingen sind häufig Gäste in der H-Albzeit. "60 Prozent sind Stammkunden aus der Region und 40 Prozent kommen von der Autobahn. Wobei der Anteil von der Autobahn steigt", sagt Beck und ergänzt: "Gerade für die Skifahrer, die Richtung Lindau fahren oder auf der Rückreise sind, ist das ein Treffpunkt. Die sind hungrig vom Skifahren und hier wissen sie, was sie kriegen. Unsere Küche hat sich auch schon einen sehr guten Ruf erarbeitet." Das zeigen auch die Google-Bewertungen der H-Albzeit mit 4,4 von fünf Sternen. "Die Leute, die einmal hier waren, kommen immer wieder."


Einschätzung von Gastronomie-Experte Michael Möhring

Der Gründer des Erfa-Food-Services und Experte für Gastronomiekonzepte Michael Möhring bewertet das Konzept der H-Albzeit für uns:
"Ich bin beruflich sehr viel unterwegs", beginnt Möhring zu erzählen, mit dem ich das Interview übrigens führe, während er im Auto auf dem Weg zum nächsten Termin sitzt. Dementsprechend halte er sich oft an Autohöfen und Tankstellen auf. "Da habe ich meistens keine Abwechslung und kaum gesundes Essen. Und bei den Raststätten gibt es auch meist das Einheitssortiment und dann noch zu einem überteuerten Preis", kritisiert er. Die H-Albzeit sei hingegen einer der Orte, an dem er sich gerne aufhalte. Grund dafür seien unter anderem die frischen Lebensmittel aus der Region sowie das freundliche und saubere Ambiente. "Ich bekomme Gerichte, die ich sonst nicht bekomme und die auch nicht überteuert sind."

Ebenfalls gelungen findet Möhring das Bezahlsystem per Karte, denn "die verleitet zum Einkauf. Das System ist unkompliziert und ich muss nur einmal das Portemonnaie rausholen." Weiteres Umsatzpotential sieht Möhring zudem in der Tesla-Station. "Laut Herrn Beck gehen 98 Prozent der Tesla-Fahrer, die dort laden, in die H-Albzeit und 60 Prozent konsumieren auch etwas, das ist nicht zu unterschätzen", erzählt Möhring. Besonders diese Kundschaft lege viel Wert auf gesundes Essen in guter Atmosphäre. "Es wird in der Zukunft wichtiger, dass man an solchen Standorten Gastgeber hat, die die Gastronomie leben und nur nebenbei Benzin oder Strom verkaufen, statt Ölverkäufer, die nebenbei Kaffee verticken."

Und wo sieht er Verbesserungspotenzial? "Wenn jemand nicht aus der Gastronomie kommt, so wie Herr Beck, der aus dem Bäckereibereich kommt und sich erst einarbeiten muss, kann es sicherlich Optimierungsbedarf geben", sagt Möhring und fügt hinzu: "Aber wenn man ehrlich ist, kann ja jedes Konzept optimiert werden." Aufgrund seiner Erfahrungen kann er sagen, dass es meist vorteilhafter ist, die Gastronomie auf einer Ebene, statt auf zwei zu platzieren. "Wer geht schon gerne mit seinem Tablett die Treppen hoch oder nimmt den Fahrstuhl?", gibt er zu bedenken. Dies sei aber natürlich auch eine Frage des Platzes. "Wenn man das sinnvoll bespielt, so wie Herr Beck es mit den Tagungsräumen macht, kann das auch funktionieren." Zudem müsse man testen, welche Anordnung am attraktivsten für die Gäste ist. "Die Frage ist, was muss im Vordergrund stehen: ist es sinnvoller, erst die Gastronomie und dann die Markthalle und dahinter Bäckerei und Metzgerei zu platzieren oder hat er bereits die richtige Reihenfolge gefunden?"


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