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Gastro-Konzept: Kulinarische Überraschungen inklusive

08.07.2023 00:01 Uhr | Lesezeit: 4 min
Profikoch Christoph Dreher (l.) und Tankstellenbetreiber Stefan Blaier.
Profikoch Christoph Dreher (l.) und Tankstellenbetreiber Stefan Blaier. 
© Foto: Holger Bernert

Auf der Schwäbischen Alb gibt es einen Tankstellenbetreiber mit einem besonderen Faible für Gastronomie. In der Küche der Tankstelle ist sogar ein Profikoch am Werk.

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Energie tanken bedeutet in der Tankstelle von Stefan Blaier im baden-württembergischen Albstadt gleich zweierlei: Zum einen können Kunden hier die Dienstleistungen einer hochmodernen Tankstelle nutzen. Andererseits gibt es hier ein integriertes Bistro, in dem ein Profikoch am Herd wirkt. "Bei uns werden keine fertigen Komplettgerichte für die Mikrowelle aufgewärmt", verspricht der Tankstelleninhaber. "Mit Christoph Dreher habe ich einen Küchenchef gewinnen können, der meine Vorstellungen von einer kulinarischen Tankstelle bis ins Detail umsetzen kann."

Vor drei Jahren wagte Blaier den Weg in die Tankstellenbranche. Er hat diesen Schritt bis heute niemals angezweifelt oder gar bereut. Bevor er sich selbstständig machte, arbeitete der gelernte Industriekaufmann in der Eventbranche. In seinem früheren Berufsleben eröffnete der heute 47-Jährige Großdiskotheken auf dem Land. 2004 übernahm er den renommierten Mineralölhändler Louis Rominger, der das Unternehmen 1905 als Kohlenhandel gründete. Heute verkauft das Unternehmen unter dem Namen Rominger & Blaier alles, was man als Energie zum Heizen benötigt. Nur Kohlen sucht man hier mittlerweile vergebens. Dafür gibt's aber neben fossilen Brennstoffen wie Heizöl, Bio-Heizöl, Premium-Heizöl und CO2-neutralem Heizöl auch Holz- und Rindenbriketts sowie Holzpellets, Schmierstoffe, AdBlue, Diesel und Gas.

Völliges Neuland

Im Rahmen der Expansion und dem damit verbundenen Standortwechsel innerhalb der Gemeinde wurde das über 2.500 Quadratmeter große Areal der ehemaligen Unternehmenszentrale nicht mehr genutzt. Das war dem Albstädter Unternehmer jedoch ein Dorn im Auge. Und so beschloss er an dieser exponierten und verkehrsgünstig gelegenen Stelle in der Nähe der Bundesstraße sowie inmitten eines Gewerbegebietes eine neue Tankstelle entstehen zu lassen. Damit betrat Blaier unternehmerisch völliges Neuland.

Er stellte sich dem hohen Anspruch, die seiner Meinung nach ausgetretenen Pfade der Konkurrenz zu verlassen und mit frischen, unkonventionellen Ideen zu punkten. "Ich ließ mich in der Findungs- und Planungsphase von dem Gedanken leiten, dass es nicht immer das Beste ist, was alle so machen", erinnert sich Blaier. "Für mich stand von Anfang an fest, dass es nicht unbedingt so sein muss. Und so bin ich bei der Umsetzung meinen ganz persönlichen Weg zur eigenen Tankstelle gegangen." Insgesamt investierte der Unternehmer drei Millionen Euro in sein außergewöhnliches Projekt.

Unkonventionell war auch sein Wunsch, ein gastronomisches Konzept in der Tankstelle Rominger & Blaier umzusetzen, das den professionellen Frischegedanken nach außen trägt. Anfänglich sollte hier nur ein schnöder Backshop für die Verpflegung der Tankstellenkunden entstehen. "So ein Angebot hat doch mittlerweile jede Tankstelle. Ich wollte mehr", sagt Blaier. Sein Faible für die Gastronomie ist seit jeher sehr groß. Und das nicht nur als Gast. "Rund um unser Gelände ist das Angebot an abwechslungsreichem Mittagstisch auf ein Minimum gesunken. So kam ich auf die Idee, vor dem Umzug der Unternehmenszentrale Foodtrucks auf das Gelände zu stellen. Zwei Jahre lang haben die Betreiberinnen erfolgreich Burger verkauft. Für mich war danach klar: In unserem Industriegebiet funktioniert dieses kulinarische Angebot hervorragend." Und so reiften die Ideen weiter.


"So ein Angebot hat doch mittlerweile jede Tankstelle. Ich wollte mehr."

Stefan Blaier, Tankstellenunternehmer


Einsatz für Heinrich Stracke Ladenbau

"Ich bin in meinem Urlaub sehr gerne in den österreichischen Alpen unterwegs. Dort hat es mir vor allem die alpenländische Gastronomie mit ihrem urgemütlichen Ambiente angetan. Eine wahre Inspirationsquelle für mein Vorhaben in der Heimat." Und so beauftragte der Tankstellenbetreiber in spe Ladenbauer Heinrich Stracke mit der planerischen und baulichen Umsetzung seiner vielen guten Ideen. Für Bistro und Shop wurden 130 Quadratmeter Grundfläche eingeplant.

Bei Stracke lief Blaier damals offene Türen ein. "Ich kann mich erinnern, dass der Innenarchitekt von meinen Ideen begeistert war. Denn sie waren alles andere, nur kein Mainstream." Und so wurde das Bistro eine gelungene Mischung aus alpenländischem Chalet-Ambiente mit viel einheimischem Holz und hochmodernen Elementen. "Auf keinen Fall sollte es der Abklatsch einer Almhütte werden. Allerdings wollte ich unbedingt einen pflegeleichten Teppich im Sitzbereich des Bistros. Dieses Einrichtungselement schafft viel Gemütlichkeit."

Personalsuche am Bauzaun

Das Wohlfühlambiente war geschaffen. Fehlte nur noch die zündende Idee für das kulinarische Konzept. "Ich wollte ein freies Burger-Konzept umsetzen. Doch trotz langer intensiver Suche habe ich nichts Geeignetes gefunden." Also wurde Blaier aktiv und startete einen unkonventionellen Recruitingversuch. "Ich habe einfach ein großes Schild mit der Aufschrift ,Koch gesucht' an den Bauzaun gehängt."

Es dauerte nicht lange, da meldete sich Christoph Dreher. Seither ist der gelernte Koch und Konditor Teil des Teams. "Ich hatte einfach Lust auf berufliche Veränderung. Während der Pandemie mussten meine damaligen Arbeitgeber gleich zweimal komplett schließen. Das mochte ich nicht noch einmal erleben. Und so habe ich kurzerhand hier angeheuert."


"Wir kochen in unserer professionellen Küche täglich frisch. Von Aufwärmen halte ich nichts"

Christoph Dreher, Profikoch


Fleisch, vegetarisch oder Salat

Auf der Speisekarte stehen aber nicht nur Burger in allen möglichen Variationen. Auch ein preiswerter Mittagstisch mit wöchentlich wechselnden Gerichten gehört dazu. Drei Angebote stehen zur Wahl: mit Fleisch, vegetarisch oder eine Salatvariante. Neben den schwäbischen Klassikern wie handgemachte Maultaschen oder Zwiebelrostbraten zählt Schwäbische Saitenwurst mit einer gebratenen Speckscheibe, Linsen und Spätzle zu den lukullischen Rennern.

Alle Mittagsangebote, die zwischen 11.30 und 14 Uhr angeboten werden, liegen um die zehn Euro. "Und wir kochen in unserer professionellen Küche täglich frisch. Von Aufwärmen halte ich nichts", verspricht der Küchenchef, der schon in Sterne-Restaurants gearbeitet hat. Daher ist das Essen immer abwechslungsreich, frisch und überaus lecker. Dabei wartet kein Gast länger als eine Viertelstunde auf seine Bestellung. Während es im Sommer viele Grillaktionen gibt, stehen in der kalten Jahreszeit vor allem deftige Speisen auf der Karte. Je nach Wochentag verkauft das Bistro der Tankstelle Rominger & Blaier zwischen 100 und 150 Essen.

Ergänzt wird das kulinarische Angebot durch frische Backwaren, Kaffeespezialitäten, Getränke und Süßwaren. Zum Thema Nachhaltigkeit hat der Küchenchef noch ein besonderes Angebot zum Sonderpreis. "Dabei setzen wir ein Gericht mit Zutaten auf die Karte, die kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum stehen", sagt Dreher. "So können wir aktiv etwas gegen die Lebensmittelverschwendung unternehmen. Dieses Vorgehen kommt bei unseren Gästen sehr gut an."

Vorteil gegenüber der klassischen Gastronomie

Gegenüber der klassischen Gastronomie kann Dreher individueller auf die Wünsche der Gäste eingehen. "Bei uns liegt die Exotik im Normalen. Ich koche gerne das, was sich der Gast wünscht und mein Vorrat hergibt. Oder er bestellt etwas, was ich am nächsten Tag besorgen und zubereiten kann." Das vollkonzessionierte Bistro in der Tankstelle hat einen weiteren Vorteil. "Es gibt keine Bedienungen wie in anderen Betrieben", zählt der Tankstelleninhaber einen weiteren Vorteil auf. "Unsere Kassiererin ist für den Service zuständig und kassiert auch ab."

Von den im vergangenen Jahr erzielten 6,5 Millionen Umsatz entfallen 80 Prozent auf die Kraftstoffe. Aufgrund seiner Unabhängigkeit von Großkonzernen verdient Blaier zwischen fünf und acht Cent pro verkauftem Liter Kraftstoff Auf Platz zwei der Umsatzbringer landet mit zehn Prozent das Waschgeschäft, während sich Bistro und Shop mit jeweils fünf Prozent den dritten Platz teilen.

Den ganzen Tag über ist im Bistro etwas los. Das Geschäft beginnt bereits um fünf Uhr morgens, wenn die ersten Kunden ihr Vesperpaket mit zur Arbeit nehmen. Erst ab 21 Uhr wird es dann deutlich ruhiger. Als umsatzstärksten Tag bezeichnet der Unternehmer den Freitag. "Dann kommen viele Kunden zur Autowäsche und essen anschließend noch bei uns."

Die Stammkundschaft ist bunt gemischt. Neben Geschäftsreisendenden kommen auch sehr viele Rentner zum Mittagessen. Nur Trucker sind eher weniger zu finden. "Das liegt an den mangelnden Lkw-Parkplätzen", so Blaier zu den Gründen. "Aber bei uns sind alle Gäste herzlich willkommen."

Gedruckte Karten? Fehlanzeige

Gedruckte Speisekarten auf den Tischen suchen die Gäste vergebens. Auch hier hat sich der hohe Digitalisierungsgrad der Tankstelle durchgesetzt. Über der Theke zeigen Bildschirme das jeweilige Essensangebot für den aktuellen Tag an. "Der Online-Bestellservice hat uns in der Pandemiezeit das wirtschaftliche Überleben gesichert", blickt Blaier zurück. "Damals lag die Bestellquote bei 70 Prozent. Dieser Wert hat stark nachgelassen und liegt heute bei rund 20 Prozent." Dafür brummt jetzt wieder die spontane Bestellung vor Ort. Und das ist auch gut so.


Rominger & Blaier: Tankstelle mit Profikoch

Profikoch Christoph Dreher (l.) und Tankstellenbetreiber Stefan Blaier. Bildergalerie

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