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Lietmann: Zwei Konzepte, zwei Erfolge

19.12.2023 08:11 Uhr | Lesezeit: 4 min
Reinhard Lietmann
Reinhard Lietmann führt das Unternehmen in dritter Generation.
© Foto: Holger Bernert

Reinhard Lietmann bietet den Gästen an seinen Tankstellen kulinarische Genüsse von deutsch-türkischer Küche bis hin zu Bowls und Salaten.

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Längst hat sich das Angebot an Lebensmitteln und Snacks im Shop- und Bistrobereich der beiden Tankstellenbetriebe von Reinhard Lietmann etabliert. So ist die Zahl der Bistrogäste in den vergangenen Jahren sowohl in Gevelsberg als auch in Sassenberg kontinuierlich gestiegen. "Wir konnten mit unserem erweiterten Angebot aus der Küche punkten", freut sich Lietmann und sagt: "Die Zeit billiger Aufbackbrötchen von der Tanke gehören bei uns zum Glück der Vergangenheit an. Doch der Weg zum gastronomischen Erfolg war anfänglich nicht so leicht."

Der "Hessel Treff" in Sassenberg

Das Bistro "Hessel Treff" in der Tankstelle in Sassenberg gibt es seit 2004. Die 96 Quadratmeter Grundfläche teilen sich je zur Hälfte in Gastraum und Küchenbereich auf. Mit der kleinen Außengastronomie bietet das verpachtete Bistro, das eigens für den zusätzlichen Geschäftsbereich gebaut wurde, Sitzplätze für 40 Gäste. Der aktuelle Pächter Anh-Kiet Do ist Thailänder, setzt allerdings auf eine türkisch-deutsche Küche, denn er war früher bei dem türkischen Vorpächter angestellt.

Und das typische Imbissangebot hat sich bewährt. Der "Hessel Treff" ist ein klassischer Imbissbetrieb mit den entsprechenden Speiseangeboten rund um Döner, Currywurst und frische Salate. Aufgrund des vorhandenen Parkraums gehören auch viele Trucker zu den Stammgästen.

Anh-Kiet Do
Pächter Anh-Kiet Do (r.) mit seinem Team des Bistros „Hessel Treff“ in Sassenberg.
© Foto: Lietmann Mineralöle

Die "Food Factory" in Gevelsberg

Die 2021 eröffnete "Food Factory" am Standort Gevelsberg wird in Eigenregie geführt. Auf rund 60 Quadratmetern gibt es 25 Sitzplätze. Derzeit beschäftigt Unternehmer Lietmann in seinem Bistro fünf Mitarbeiter. In der Küche wird nach einem modernen, zukunftsorientierten Konzept gekocht. Dabei stehen Frische und Abwechslung im Mittelpunkt. Die Speisen werden in einer gläsernen Produktion frisch zubereitet, sodass die Gäste jederzeit die Herstellung ihres Essens verfolgen können. Zu den beliebtesten Angeboten gehören neben Burgern auch Bowls und Salate.

Obwohl der Anteil des gastronomischen Betriebs als eher gering anzusehen ist, kann Lietmann mit der Marge zufrieden sein. Als größte Herausforderung für die Zukunft sieht der Mineralölhändler seine Behauptung am hart umkämpften Markt auf dem hiesigen gastronomischen Markt sowie den stetigen Ausbau des Bekanntheitsgrades an.

Milch und Kohle

Das Familienunternehmen Lietmann Mineralöle und Waschcenter kann auf eine mittlerweile über 90-jährige Firmengeschichte zurückblicken. Großvater August Lietmann legte 1932 den unternehmerischen Grundstein. Bis dato war er in der Landwirtschaft tätig und sammelte mit Pferd und Wagen die Milchkannen der umliegenden Bauernhöfe ein, um sie zur Molkerei zu bringen. Außerdem fuhr er regelmäßig zum Warendorfer Bahnhof. Dort lud er Kohle auf, die er dann in Sassenberg verkaufte. "Dies hat mein Vater Josef in der zweiten Generation auch noch gemacht", erzählt der heutige Geschäftsführer. "Später hat er dann einen Lkw eingesetzt, die Kohle in Säcke verpackt und direkt zu den Kunden geliefert."

Nachdem Josef Lietmann 1962 neuer Chef im Familienbetrieb am Sassenberger Klingenhagen wurde, schaffte er fünf Jahre später einen 2.000 Liter fassenden Aufsetztank an. Mit einem Flaschenzug konnte dieser Tank einfach auf den Kohlenwangen gehievt werden. Je nach Auftrag transportierte er so entweder Kohlensäcke oder Heizöl. Doch mit Kohle war auf Dauer keine Kohle mehr zu machen. Bereits 1969 schaffte der Kohlen- und Heizölhandel den ersten Tankwagen mit einem Volumen von 5.000 Litern an. Im Laufe der Jahre lösten neue Fahrzeuge mit 12.000 und 14.500 Litern Fassungsvermögen die alten ab. Der aktuelle Tankwagen fasst 20.000 Liter Heizöl.

Verkauf von Diesel wurde immer wichtiger

Bis 1999 fand die Lagerung des Heizöls mitsamt Verladung in einer Scheune auf dem alten Bauernhof der Familie am Klingenhagen statt. Das änderte sich mit dem Bau einer Tankstelle mit Shop und moderner Waschanlage an der Füchtorfer Straße in Sassenberg. Direkt neben der Tankstelle wurden auch Lager- und Verladekapazitäten für Heizöl und Diesel geschaffen. Lietmann: "Gerade der Verkauf von Diesel an Landwirte, Lohnunternehmen und Speditionen im Umkreis von etwa 30 Kilometern nahm damals eine immer wichtigere Rolle ein."

Im Jahr 2004 ging die Expansion weiter: An der Carl-Benz-Straße wurde eine neue Tankstelle errichtet, die ebenfalls mit einem Shop und einer Waschanlage ausgestattet wurde. Außerdem wurde das Angebot um ein Bistro und einen Imbiss erweitert. "Zuletzt haben wir 2010 eine ehemalige Aral Tankstelle in Gevelsberg übernommen, die wir vor drei Jahren aufwendig saniert haben. Auch hier gibt es neben Kraftstoffen eine Waschanlage, einen Shop und ein Bistro."

Als Lietmann entschied, seiner freien Tankstelle einen individuellen Markenauftritt zu spendieren, kam Licht + Werbetechnik Hermann Brück aus Münster ins Spiel. Das Unternehmen war für die komplette Umrüstung der verkehrsgünstig gelegenen Tankstation in Gevelsberg im Ennepe-Ruhr-Kreis verantwortlich. Der Servicepunkt rund ums Auto auf dem 1.850 Quadratmeter großen Areal sollte in den Lietmann-Farben erstrahlen und den Kunden ein vielseitiges Shop- und Bistroangebot bieten. "Vor allem wollten wir unsere Gäste zum Verweilen einladen", so Lietmann.

Die im Frühjahr 2020 begonnenen Planungen sahen vor, die gesamte Tankstelle auf das bereits vorhandene Corporate Design von Lietmann Mineralöle und Waschcenter umzurüsten. So bekamen Tankstelle und Waschanlage Blenden mit integrierter Leuchtkontur, die mit hinterleuchteten Texten in den Unternehmensfarben Grün und Blau ergänzt wurden. Bei der Umsetzung wurde der Fokus auf das "Foodvenience"-Konzept der hauseigenen Marke "Food Factory" für Bistro und Shop gelegt. Hier sollte vor allem die urbane Ausstrahlung punkten. So erhielt die "Food Factory" zudem eine zeitlos attraktive Blende im anthrazitfarbenen Ton mit aufgesetzten Leuchtprofilen. Darüber hinaus sollen Leuchttransparente in Holzoptik im massiven Rahmen zu Bowls und Burgern einladen.

Bei der Gestaltung der Fassaden sowie der Pfosten- und Riegelkonstruktion wurde die Farbgebung durch die Malerbetriebe Hermann Brück fortgeführt. Nach Abschluss der zweimonatigen Umbauphase wurde die Lietmann Tankstelle am 1. März 2021 wiedereröffnet.

Ein Burger.
Die Burger werden in Gevelsberg einheitlich belegt.
© Foto: Lietmann Mineralöle

Typische Anfängerfehler

Seit 15 Jahren ist Do Pächter des "Hessel Treff" in Sassenberg. Das habe sich bis heute an diesem Standort bewährt, meint Lietmann. In Gevelsberg wird die "Food Factory" wie bereits erwähnt von Anfang an in Eigenregie betrieben. "Allerdings haben wir hier typische Anfängerfehler gemacht. Wir hatten ja keine Ahnung von Gastronomie." Als Beispiel nennt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann die Gestaltung der Burger. "Die wurden von jedem Mitarbeiter anders gestaltet. Mal gelungen, mal weniger gelungen. Das stieß bei unseren Kunden auf Kritik. Wir haben schnell erkannt, dass es noch Potenzial nach oben gab."

Mittlerweile werden die Burger und Salate nach Musterfotos einheitlich gestaltet. Damit alles reibungslos klappt und professionell umgesetzt wird, hat Tabea Burghardt die Leitung des Gastronomiebetriebs übernommen. "Bisher hatte diese Aufgabe unsere Stationsleitung Melanie Tauchert ausgeführt. Doch die Doppelbelastung wurde auf die Dauer zu viel für sie", sagt Lietmann.

Um möglichst viel Einwegmüll zu vermeiden, nutzt Lietmann an beiden Standorten das Mehrwegsystem von Lekkerland. "Dieses Mehrwegsystem wird von unseren Kunden jedoch eher verhalten angenommen. Für uns als Betreiber bedeutet dieses Angebot auch einen etwas höheren Aufwand. Aber das ist uns die Mehrarbeit wert. Die Kunden müssen nach Gebrauch eine Abgabestelle finden, die das bepfandete Leergut wieder zurücknimmt. Es gibt im Netzwerk zwar mittlerweile über 11.000 gastronomische Betriebe, die sich beteiligen, aber die Rückgabe ist nicht immer einfach. Wir haben einige Stammkunden, die mit ihrem Pfandgut immer wieder zurückkommen. Und das sind viele Außendienstler. Bei Handwerkern oder Truckern sehe ich noch deutlichen Nachholbedarf."

Das Problem der Lohnkosten

Nach wie vor gestaltet sich die Suche nach geeignetem Personal schwierig. Während Tankstellenpersonal nach einer kurzen Einarbeitungszeit fit für den Job sei, müssten gastronomische Mitarbeiter länger und intensiver auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet werden. "Zum Glück können wir an beiden Standorten auf ein engagiertes Stammpersonal zurückgreifen", so der Geschäftsführer.

Sorgen bereiten ihm vielmehr die hohen Lohnkosten. "In den letzten Jahren haben diese sich locker verdoppelt. Das müssen wir durch steigende Preise an unsere Kunden weitergeben."

Das Thema Mehrwertsteuer, die am 1. Januar 2024 wieder steigt, ist für Lietmann dagegen eher nebensächlich. Viel wichtiger ist ihm die ständige Schulung seiner Mitarbeiter. "Wir haben dieses Thema unterschätzt. Meinen Kolleginnen und Kollegen rate ich, sich schon bei den Planungen gastronomische Fachleute beratend ins Boot zu holen. Dann müssen nicht die Fehler gemacht werden, die wir gemacht haben."

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