Was dem Deutschen sein VW Golf, ist dem US-Amerikaner sein Pick-up-Truck. Die Monsterwagen sind beim Handwerker genauso beliebt wie beim Familienvater - die Ladefläche ist riesig und die Übersicht über die Straße gigantisch. Aber an der Tankstelle hört der Blech gewordene amerikanische Traum auf: Der Verbrauch des Verkaufsschlagers Ford F-150 etwa liegt laut Hersteller im günstigsten Fall bei zehn Litern auf 100 Kilometer und im schlechtesten Fall bei 21 Litern. Das ist viel zu viel, findet US-Präsident Barack Obama. Bis zum Jahr 2025 plant er zusammen mit 13 führenden Autobauern - darunter BMW - einen Durchschnittsverbrauch von neuen Pkw und Pickup-Trucks von gut vier Litern. Dies sei "der wichtigste Einzelschritt für uns als Nation, unsere Abhängigkeit von ausländischem Öl zu verringern", sagte Obama. Mit dem Verbrauchsziel könnten US-Familien zudem zusammen 1,7 Billionen Dollar an Spritkosten sparen, hieß es. Ford, General Motors und Chrysler schaffen ihr "Problem" ganz einfach aus der Welt An der Vereinbarung beteiligen sich die großen US-Hersteller Ford, General Motors und Chrysler, sowie BMW, Honda, Hyundai, Jaguar/Land Rover, Kia, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Toyota und Volvo. Ford, General Motors und Chrysler haben allerdings Ausnahmen durchgeboxt. Denn mit Trucks und schweren Geländewagen ist das Ziel kaum zu erreichen - aber gerade mit diesen Spritschluckern verdienen die "Big Three" der US-Autoindustrie ihr Geld. Während Pkw ihren Verbrauch deutlich stärker drosseln sollen auf 3,8 Liter, dürfen sich die Dickschiffe immerhin 5,4 Liter genehmigen. Europas größter Autohersteller Volkswagen wetterte gegen die geplante Regelung als "ungerecht große Bürde" für Pkw. Daimler schlug in die gleiche Kerbe und sprach von einer "klaren Bevorzugung von großen Geländewagen und Pick-up-Trucks". Deutsche Hersteller verkaufen in der Mehrzahl Limousinen. Daimlers Verkaufsschlager waren im ersten Halbjahr die C- und E-Klasse, bei VW war es der Jetta und bei der Konzerntochter Audi der A4. Sie alle fallen unter die strengeren Verbrauchsvorgaben. Nur BMW unterstützt letztlich die Pläne Obamas. "Wir sind bereit für die Herausforderung", sagte US-Produktionschef Josef Kerscher. Der bayerische Vorteil Die Bayern haben den Vorteil, dass ihr auch in den USA beliebter Kleinwagen Mini den Flottenverbrauch senkt und dass sie bei der Entwicklung eines Elektroautos weit vorangeschritten sind. Wenn die neuen Sparziele tatsächlich greifen, wollen aber auch Daimler und VW vorbereitet sein: Die Stuttgarter, deren zweisitziger Smart in den USA zurzeit wenig Fans findet, bringt 2013 seine kompakte Mercedes A-Klasse in den Vereinigten Staaten auf den Markt. VW setzt auf den verbrauchsarmen, aber in den USA allgemein wenig beliebten Diesel. Ein Hintertürchen steht offen Noch sind die neuen Verbrauchsziele aber nur eine Übereinkunft zwischen Obama und insgesamt 13 Autoherstellern. Die Pläne müssen noch in ein Gesetz gegossen werden. VW hofft, auf das Weiße Haus einwirken zu können. Die Wolfsburger wollen vor allem mehr Förderung für den Diesel herausschlagen. Doch selbst wenn das Unterfangen scheitern sollte, gibt es noch eine Hintertür: Auf halbem Wege will die Regierung schauen, ob die Verbrauchsvorgaben realistisch sind. Dann dürfte das Pokern erneut losgehen. (dpa/beg)
Obama will US-Spritverbrauch auf vier Liter senken, aber : Ausnahmen für spritfressende Pick-Up-Trucks

BMW und weitere zwölf führende Autobauer wollen den Spritverbrauch im Schnitt auf vier Liter pro 100 Kilometer zu senken. So sollen insgesamt 1,7 Billionen Dollar Spritkosten gespart werden. Hersteller von Trucks und schweren Geländewagen haben aber Ausnahmen durchgeboxt.