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Ein Chip statt Blumen: Ryd-Gründer Oliver Götz im Interview

07.02.2022 10:42 Uhr
Ein Chip statt Blumen: Ryd-Gründer Oliver Götz im Interview
Sein erstes Unternehmen hat Oliver Götz bereits 1986 gegründet. Die Idee zu Ryd pay kam ihm in der Warteschlange an der Tankstellenkasse.
© Foto: Oliver Götz

Oliver Götz ist Gründer und Executive Chairman von Ryd, der Plattform für digitale Bezahlprozesse rund ums Auto. In unserem Interview spricht er über Wachstumsschmerzen, Straßenbau und den Schlussstein des mobilen Bezahlens.

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Herr Götz, wir wollen nach vorne schauen. Erlauben Sie mir trotzdem die Frage: Wie lief das Jahr 2021 für Ryd?
Götz: Es war ein gutes Jahr. Wir konnten neben Mercedes und Mastercard ein drittes großes Weltunternehmen für uns gewinnen: BP. Der Konzern hat einen zweistelligen Millionenbetrag in unser Unternehmen investiert und hilft uns, unsere bereits starke Position im Markt weiter zu festigen. Mit BP als Partner erweitern wir das Ökosystem digitaler Bezahlmöglichkeiten für unsere Kunden in ganz Europa. Das Unternehmen BP ist für Ryd der perfekte Partner.

Warum? Was macht BP so besonders für Ryd?
Wir wollen in vielen Länder schnell präsent sein. Und dafür brauchten wir einen Global Player. Hätte ich vorgehabt, national tätig zu sein und mich auf Deutschland zu beschränken, hätte ich vielleicht mit den ganz Großen gar nicht reden müssen. Aber dadurch, dass ich von Anfang an ein internationales Thema aufbauen wollte, war mir diese große Partnerschaft wichtig.

Sie denken also international.
Absolut! Ich glaube, man darf in einem Geschäft wie dem unseren nicht national denken. Man muss international denken. Das fängt bei Logistik an und geht weiter bei den Nutzern, die erwarten, dass eine bestimmte Bezahloption auch in Nachbarländern möglich ist. Würde man dem Endnutzer sagen „das gibt es nur hier, sobald du über die Grenze fährst, brauchst du schon wieder eine andere App“, dann ist es für den Nutzer kein Convenient Payment mehr. Es ist absolut unbequem, sich auf Reisen immer wieder einen neuen lokalen Partner suchen zu müssen. Ryd verfügt heute über das größte B2C-Netzwerk für digitales Bezahlen an der Tankstelle.

Abgesehen davon: Was macht Ryd für Kunden attraktiv? Was hat Ryd, was andere Unternehmen nicht haben?
Unser Alleinstellungsmerkmal ist neben der Internationalität auch unser Anspruch, in kurzer Zeit an möglichst vielen Tankstelen digitales Bezahlen anbieten zu können.

Was heißt „möglichst viele“, können Sie eine konkrete Zahl für Deutschland nennen?
40 Prozent. Unser Minimum-Ziel ist es, 40 Prozent Reichweite zu haben. Und das geht in Europa eben nur, wenn man mit mindestens einem großen Partner zusammenarbeitet. Nachdem wir nun BP als Partner gewonnen haben, erreichen wir dieses Ziel auch und werden spätestens im zweiten Quartal dieses Geschäftsjahres die 40 Prozent Reichweite – also 6.000 bis 7.000 vernetzte Tankstellen in Deutschland – erreicht haben.

Zurück zum Alleinstellungsmerkmal zum Ryd …
… welches auch ist, dass wir im Auto sind.

Im Auto?
Mit In-Car-Payment ist uns etwas gelungen, was ich als Schlussstein des mobilen Bezahlens bezeichne: Weg vom reinen Bezahlen mit dem Smartphone via App hin dazu, dass das Auto zum Beispiel mit der Zapfsäule kommuniziert. Und darüber hinaus kann alles rund ums Auto – etwa Park- oder Mautgebühren – auch mit dem Auto bezahlt werden, natürlich auch jede andere Energieform neben fossilem Kraftstoff. Im In-Car-Payment ist letztendlich auch die Internationalität begründet. Die Autohersteller drängen uns regelrecht in die Internationalität. Die Hersteller verkaufen ihre Autos europaweit. Also fordern sie auch, dass die Autokäufer die jeweilige Bezahlmethode europaweit vorfinden. Aktuell eben noch für Kraftstoffe, künftig aber auch für alle anderen Dienstleistungen. Selbstständig kann ein Autohersteller dieses Netzwerk nicht aufbauen. Das ist dann unsere Aufgabe, da kommen wir ins Spiel. Ich vergleiche das gerne mit dem Straßenbau: Jedes Auto braucht eine Straße. Deswegen bauen Autohersteller selbst aber keine Straßen. Mit dem Bezahl-Netzwerk ist es genauso.

Wo liegen beim europaweiten Ausbau die größten Herausforderungen?
Zum einen bei den vielen verschiedenen Zahlungsmitteln. Dann sind es auch die zig verschiedenen Kassensysteme, die an den Tankstellen präsent sind. Oder auch die komplexen Datenschnittstellen zwischen Tankstelle und Auto.

Sie sprechen immer von Autos. Was ist mit anderen Transportmitteln, etwa Lkw oder Bussen?
Wir konzentrieren uns tatsächlich auf Pkw. Lkw zum Beispiel haben wir außen vorgelassen, weil hier Flottenkarten zum Einsatz kommen. Wir sind aber keine Flottenkarte. Wir sind eine – offene! – Plattform fürs Bezahlen, fürs Vernetzen der Autos.

Sie haben einen ersten Versuch gestartet und an einer Tankstelle Click and Collect eingeführt. Warum?
Ich denke, das ist die Zukunft. Es ist wichtig für Tankstellen, diese Art von Service abseits von Kraftstoff mit anzubieten. Denken Sie an McDonalds. Seit 20 Jahren gibt es dort schon den Drive in. Im Grunde ist Click and Collect nichts Anderes. Der Endkunde muss die Servicemerkmale einer Tankstelle erkennen, deswegen muss dieses Angebot ausgebaut werden – und es wird Tankstellen voranbringen.

Gibt es technische Hürden bei der Anbindung von Ryd pay an das Kassensystem einer Tankstelle?
Kaum. Mit den meisten der Kassensystemhersteller haben wir schon vor zwei Jahren einen Deal geschlossen, dass die Software von Ryd pay bereits in die Kasse integriert ist. Das nennt sich dann Ryd ready. Wenn alle technischen Voraussetzungen passen, ist die Anbindung an die Kasse in Form eines Software-Updates innerhalb einer Stunde erledigt. Für die Anbindung haben wir ein eigenes Team im Haus. Wir koordinieren die gesamte Anbindung, der Tankstellenbetreiber muss sich darum nicht kümmern.

Welche großen Schritte werden Sie dieses Jahr machen?
Für dieses Jahr haben wir viel in der Pipeline, sodass wir zuversichtlich sind, in der Internationalisierung einen guten Schritt voranzukommen. Zum einen wollen wir die Zahl der Tankstellen deutlich hochfahren, zum anderen die Zahl der Ryd-Nutzer. Und das alles international. Das ist ein sehr komplexer, zeit- und arbeitsaufwendiger Prozess. Ich spreche daher immer von „Wachstumsschmerzen“. Es ist schon richtig anstrengend und keineswegs trivial. Aber diese Schmerzen sind unser Ansporn und am Ende lohnt sich all die Mühe. Betreffend den Autobereich: Mercedes ist ja schon unser Partner. Zudem arbeiten wir gerade an der Integration von drei weiteren Autoherstellern. Sie kommen allesamt aus dem Luxusbereich, einer davon aus Japan. Diese Fahrzeuge werden dann ab Werk In-Car-Payment nutzen können. Früher hat man einen Blumenstrauß bekommen, wenn man sein neues Auto geholt hat. Heute bekommt man einen Chip, also In-Car-Payment. Sprich: ein digital vernetztes Auto.

Wann wird die Integration dieser drei weiteren Autohersteller abgeschlossen sein?
Mit dem „Big Bang“, sobald die Stationen der BP-Tochter Aral in unserem Netzwerk live sind. Stand heute sind es 80 Aral Stationen, Ende des zweiten Quartals 2022 werden es alle 2.400 sein. Im Übrigen wollen wir natürlich nicht nur die Aral Tankstellen, sondern komplett alle Stationen und Ladesäulen von BP in Europa integrieren. Und welche europäischen Länder stehen derzeit im Fokus von Ryd? In Deutschland, Portugal, Österreich, der Schweiz und den Benelux-Staaten sind wir bereits aktiv. Wir haben gerade einen Vertrag mit Spanien gemacht. Dieses Jahr gehen wir noch nach Polen und Dänemark. Außerdem überlegen wir, ob wir noch dazu nach Frankreich oder UK gehen. 

Das Gespräch führte Bettina Göttler

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