Die grüne Bundestagsfraktion hat zwölf Millionen Haushalte mit Ölheizung in der vorletzten Woche heftig erschreckt. Der Preis für einen Liter Heizöl, der im vergangenen Jahr mit 90 Cent im Durchschnitt ein Rekordniveau erreicht hat, werde bis 2030 auf 1,84 Euro steigen, heißt es in einer Studie des Hamburger Energieexperten Steffen Bukold im Auftrag der Fraktion.
Damit werde Heizöl nicht nur zu einer klimapolitischen Herausforderung, sondern auch zu einem drängenden sozialpolitischen Problem. Die Kosten für eine Tankfüllung von 3.000 Litern könnten sich auf 5.520 Euro mehr als verdoppeln. Verglichen mit dem Jahr 2002 würde Heizöl dann sogar das Fünffache kosten.
Betroffen wären nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern vor allem Mieter in älteren Mietshäusern. Beim Neubau von Wohnungen spielt die Ölheizung kaum noch eine Rolle. Die Ölwirtschaft heulte auf: "Bei derartigen Studien tut sich der Verdacht eines leicht durchschaubaren Täuschungsmanövers auf", erklärte der Mineralölwirtschaftsverband (MWV). "Hier soll offenbar von der Debatte um die explodierenden Stromkosten aufgrund des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG-Umlage) abgelenkt werden." Noch nie seien die Ölreserven so groß gewesen wie heute; die weltweite Ölversorgung sei auf viele Jahrzehnte hinaus gesichert. Durch die Gewinnung unkonventionellen Öls würden derzeit neue Reserven erschlossen.
Fracking als Königsweg?
Die Hoffnungen der Ölbranche richten sich auf Tiefseeöl, auf Ölsände und auf Schieferöl. Mit der umstrittenen Methode des hydraulischen Aufbrechens von tiefen Gesteinsschichten, bekannt als Fracking, haben die USA einen neuen Öl- und Gasboom eingeleitet. Ein Barrel (159 Liter) Öl ist in den USA regional bereits 20 Dollar billiger als in Europa, die Importe sinken, das Land ist auf dem Weg zum Selbstversorger. "Eine langfristige Erschließung der weltweiten Schieferölvorkommen würde den Ölpreis langfristig deutlich sinken lassen und das globale Wirtschaftswachstum beflügeln", heißt es in einer Marktstudie der Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC). Rohöl könne nach dieser Studie bis 2035 sogar billiger werden als heute.
Auch der Energieriese BP, der schon aus eigenem Interesse viel Geld und Sorgfalt in die Erforschung der Energiemärkte steckt, rechnet mit steigender Bedeutung für unkonventionelles Öl und Gas. "Bis 2020 wird dieses Öl das gesamte Wachstum der globalen Ölversorgung abdecken, anschließend bis 2030 immer noch 70 Prozent", sagt BP-Chefvolkswirt Christof Rühl. "Die Sorge, dass uns das Öl ausgehen könnte, scheint immer weniger begründet." BP habe diese Sorge im übrigen nie geteilt.