Seit Jahren schrumpft der deutsche Bierkonsum. Nichts Neues oder Überraschendes. Die Gesellschaft schrumpft, altert und trinkt weniger Gerstensaft. Und jüngere Generationen spricht das deutsche Nationalgetränk nicht so an. Diese Gründe zählen Experten auf, äußern sie sich, warum der Bierabsatz hierzulande ständig zurückgeht. Das bescheidene Wetter in der ersten Jahreshälfte dient nun zur Erklärung, warum sich der Abwärtstrend beschleunigt hat. Mit neuen Produkten stemmen sich große wie kleine Bierhersteller dagegen. Ein Hoffnungsträger ist Fassbrause, die unter alkoholfreies Bier fällt. Auch das Exportgeschäft bietet Brauern Absatzchancen - abseits des hartumkämpften Heimatmarktes. Bislang geht jeder sechste Liter des deutschen Bierausstoßes ins Ausland.
"Diese Wetterfühligkeit der Produkte ist ja grausam", sagt der Generalbevollmächtigte der Brauerei Veltins, Michael Huber. Bis Ende Juni ging es steil bergab, der deutsche Biermarkt schrumpfte so stark wie mindestens seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Langer Winter und verregneter Frühling sorgten dafür, dass der Durst klein war und Bierzelte leer blieben.
Mit der Hitzewelle schoss die Nachfrage nach oben. Allerdings dürfte ein langer Sommer nicht ausreichen, um die Absatzverluste des ersten Halbjahres auszugleichen. Dauerhafte Hitze über 30 Grad könnte den Trend zu alkoholfreien Getränken sogar verstärken. Das Volumen der alkoholfreien Biere wird auf mehr als vier Millionen Hektoliter im Jahr geschätzt. Damit haben sie die Biermischgetränke eingeholt.
Die deutsche Braubranche reagiert. Mit Verweis auf kräftig gestiegene Kosten bei Rohstoffen, Energie und Glas erhöht eine Reihe Großbrauer die Abgabepreise gegenüber Einzelhandel und Gastronomie. Die Welle an Preiserhöhungen, die im Januar begann und bis in den Herbst reicht, ist die breiteste seit 2008. Ob und wie sich Verbraucherpreise verändern, bleibt abzuwarten. Höhere Preise können aber die Nachfrage drosseln. So führt Veltins das eigene Absatzminus von 6,6 Prozent im ersten Halbjahr auch auf die schon umgesetzte Preiserhöhung zurück.
"Der Biermarkt hängt im tiefsten Loch seit Jahren", verdeutlicht der Chefredakteur des Branchenmagazins "Inside", Niklas Other, den Rückgang im ersten Halbjahr. Trotz Kronkorken- und Zugabe-Orgien, hohem Werbeetat sowie Niedrigpreisen für den Verbraucher hätten fast alle Top-Pils-Marken Federn gelassen. "Die seit drei Jahren eskalierte Niedrigpreis-Offensive blieb ohne Wirkung. Spannen und Markenwert wurden umsonst geopfert." Eine große Brauerei-Gruppe kündigte nun einen Kurswechsel im Vertrieb an.
Neben Nachfragerückgang und Kostenanstieg brauen sich für einige noch weitere ärgerliche Dinge zusammen: Das Bundeskartellamt will seine Ermittlungen gegen elf Unternehmen und einen Verband noch 2013 abschließen. Der Vorwurf lautet Preisabsprachen. (dpa/kak)