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Total: Aus einer Hand

02.04.2020 12:00 Uhr
Total: Aus einer Hand
Jan Petersen, Direktor Mobilität & Neue Energien bei Total, ist überzeugt, dass die Elektromobilität in Fuhrparks eine wichtige Rolle spielen werden.
© Foto: Max Lautenschläger/Total

Total bündelt die Themen Tankkarten und alternative Antriebe seit Anfang des Jahres in der neu gegründeten Direktion Mobilität & Neue Energien. Direktor Jan Petersen erklärt im Interview, welche Pläne er hat und warum die Flottenkunden davon profitieren.

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Herr Petersen, seit Anfang des Jahres leiten Sie die neu gegründete Direktion Mobilität & Neue Energien bei Total. Mit welchen Themen beschäftigt sich diese Einheit genau?
In der neuen Direktion bündeln wir alle alternativen Energien im Bereich der Mobilität, das heißt Wasserstoff, CNG (Compressed Natural Gas), LNG (Liquefied Natural Gas) und Ladesäulen für die batterieelektrische E-Mobilität. Diese Themen waren bisher der Direktion Tankstellen angegliedert. Ebenfalls aus diesem Bereich zu uns gewechselt ist das immer digitaler werdende Tankkartengeschäft. Von der Kombination dieser Themen versprechen wir uns, dass wir über unsere Tankkarten den Zugang zu den B2B-Kunden bekommen und diese auf dem Weg zu ihrer Energiewende begleiten können.

Warum hat Total dafür extra eine eigene Direktion gegründet?
Die neue Direktion erlaubt es uns auf operativer Ebene, den Wandel der Mobilität aktiv und dynamisch zu gestalten. Neben Deutschland wurde die neue Struktur ­parallel in Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden eingeführt. Hintergrund ist ein Umdenken im Konzern: 2015 haben wir in Paris ein Projekt aufgesetzt, bei dem wir uns überlegt haben, wie wir uns als Unternehmen auf die Energiewende einstellen. Ziel ist es, dass im Jahr 2035 ein signifikanter Teil unserer Ergebnisse aus dem erneuerbaren Bereich kommt. In den Projektgruppen saßen nicht nur die erfahrenen Manager, sondern ganz bewusst auch viele junge Kollegen – das heißt diejenigen, die 2035 noch arbeiten und nicht in Rente sein werden. Auf dem Weg zu diesem Ziel unterstützen uns Zukäufe und Beteiligungen an Firmen wie Sunpower, ein US-amerikanischer Hersteller von Solarzellen, oder das französische Unternehmen Saft, eines der größten Batteriespezialisten in Europa.

Schauen wir uns die Pläne für den deutschen Markt genauer an: Welche Projekte sind im Bereich Elektromobilität angedacht?
Wir wollen bis Ende 2022 etwa 66 Standorte an Schnellstraßen, also an Autobahnen und größeren Bundesstraßen, mit Ultraschnellladesäulen mit einer Leistungsfähigkeit von je bis zu 175 Kilowatt ausstatten. Das werden dann rund 200 Ladepunkte sein. Im Rahmen eines gesamteuropäischen Projekts wollen wir an bis zu 300 Total-Stationen eine Ultra­schnellladeinfrastruktur aufbauen. Die ersten Pilotanlagen an fünf deutschen Standorten sind bereits technisch fertiggestellt und sollen im Frühjahr in Betrieb genommen werden. Hier gibt es noch einige Modalitäten bei der Abrechnung und beim Eichrecht zu klären. Zusätzlich werden wir an urbanen Knotenpunkten, also im Umfeld von Großstädten wie ­Berlin, Hamburg und München, weitere Ladesäulen installieren. Welche Leistung diese haben werden, haben wir noch nicht genau definiert. Beim dritten Teil unserer Aktivitäten im Rahmen von Elektromobilität werden wir dann sogar aus dem eigenen Tankstellenbereich herausgehen.

Das heißt?
Wir wollen für Kunden Ladepunkte installieren. Das kann zum Bespiel bei Geschäftskunden in der Tiefgarage, aber auch im öffentlichen oder halböffentlichen Raum sein. Bis 2025 sollen es bis zu 40.000 Ladepunkte in Deutschland und circa 150.000 in Europa sein.

Wenn man sich diese ambitionierten Pläne ansieht, scheint Total vom Durchbruch der Elektromobilität überzeugt zu sein …
Natürlich stehen die Zahlen, die ich hier nenne, in Abhängigkeit dazu, was im Markt passieren wird. Wenn wir in zwei Jahren merken, dass der Markt gar nicht kommt, dann werden wir unsere Strategie anpassen. Ich persönlich glaube aber, dass in Ballungsgebieten ein großer Teil des normalen Autoverkehrs elektrifiziert wird. Und ich rechne auch damit, dass mittelfristig ein wesentlicher Teil von Fuhrparks aus E-Fahrzeugen besteht. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 eine Million öffentliche Ladepunkte in Deutschland zu haben, wird diese Entwicklung unterstützen. Ich gehe dagegen nicht davon aus, dass die batterieelektrische E-Mobilität zeitnah beispielsweise im Langstreckenreiseverkehr oder Lkw-Bereich eine wesentliche Rolle spielt.

Macht sich der Konzern keine Sorgen darüber, dass die Elektromobilität sich negativ auf das klassische Tankstellengeschäft, den Kraftstoffverkauf, auswirkt?
Wir glauben, dass wir weiterhin mit unserem klassischen Geschäft noch viele Jahre gut am Markt aufgestellt sind. Selbst wenn wir in zehn Jahren die von der Bundesregierung angestrebten sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland haben, bleiben bei einem derzeitigen Pkw-Bestand von rund 47 Millionen immer noch mindestens 37 Millionen Fahrzeuge mit Hybrid- oder klassischem Verbrennungsmotor. Das klassische Kraftstoff­geschäft wird rückläufig sein, aber es verschwindet nicht. Außerdem müssen wir beim Kraftstoffabsatz zwischen dem Pkw- und dem Lkw-Sektor unterscheiden. Beim Schwerlastverkehr ist es noch schwieriger, einen Ersatz für Diesel zu finden. Aber: Das Thema Elektromobilität wird kommen. Das kann und will eine Firma Total gar nicht aufhalten. Wir wehren uns nicht dagegen, sondern wir wollen Teil der Lösung sein. Wenn wir es nicht anbieten, machen es andere.

Total engagiert sich im Rahmen des Joint Ventures H2 Mobility bei der zweiten Form von Elektromobilität, nämlich beim Wasserstoff. Wie sehen hier die Pläne für 2020 aus?
Im Laufe des Jahres sollen im Rahmen von H2 Mobility 100 Wasserstoffstationen in Betrieb sein, davon 25 an Total-Tankstellen. Hier sind wir, die Mitglieder von H2 Mobility, quasi unabhängig von der Anzahl der wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge in Vorleistung gegangen. Was über dieses Jahr hinaus passieren wird, hängt vom Hochlauf der Flotte ab, sonst ist das Thema nicht wirtschaftlich. Wir werden auch über Projekte mit Lkw- und Bus-Herstellern nachdenken. Ich schließe nicht aus, dass wir dann künftig auf Betriebshöfen Wasserstofftankstellen installieren. Aber dafür brauchen wir entsprechende Partner und natürlich die Nachfrage.

Partner und die Nachfrage spielen beim Thema LNG ebenfalls eine Rolle. Auch hier ist Total aktiv.
Ja, aktuell projektieren wir sechs LNG-Standorte in Deutschland, die bis Ende 2020 fertiggestellt sein sollen. Ähnlich wie beim Wasserstoff wollen wir im ersten Schritt eine einigermaßen flächendeckende Infrastruktur aufbauen. Die bisher ­ausgewählten Standorte Hirschberg/A5, Geiselwind, Schopsdorf, Osterfeld, Großweitzschen und Alsfeld liegen deshalb an Autohöfen an den Hauptverkehrsachsen in Deutschland. Wenn die Nachfrage steigt, wollen wir das Netz verdichten beispielsweise in Industriegebieten, in denen Spediteure die Bereitschaft zeigen, in LNG-Lkw zu investieren.

Zum Total-Netz gehören jetzt schon 90 CNG-Stationen. Sollen es noch mehr werden?
Hier hat Total im Jahr 2017 die niederländische Firma Pitpoint gekauft. Die deutsche Niederlassung ist eine 100-prozentige Tochter von Total Deutschland und fällt damit in meinen Zuständigkeitsbereich. Wir haben zum einen 90 CNG-Stationen auf unseren Total-Tankstellen, davon 20 von Pitpoint. Zum anderen betreibt Pitpoint weitere 30 CNG-Stationen bei Dritten. Hier werden wir entscheiden, welche Strategie wir künftig fahren. Wollen wir weiterhin CNG-Standorte bei Dritten bauen oder uns auf unser eigenes Tankstellennetz konzentrieren? Im Moment sind wir da eher opportunistisch unterwegs: Wenn es sich lohnt, dann machen wir es. Allerdings ist der Markt für CNG-Pkw derzeit nur leicht steigend. Deshalb werden wir mehr und mehr CNG für Lkw anbieten. Das bedeutet für uns, dass wir Tankstellen künftig so bauen, dass sie für Lkw gut befahrbar sind und die Technik darauf ausgerichtet ist.

Bindeglied zwischen den neuen Kraftstoffen und dem Kunden soll, wie Sie anfangs sagten, die Tankkarte sein. Profitiert also der Flottenkunde von der Gründung der neuen Direktion?
Definitiv, denn wir gehen davon aus, dass unsere Flottenkunden künftig zunehmend Fahrzeuge haben werden, die mit Wasserstoff, CNG, LNG oder Strom betrieben werden. Natürlich erwarten wir nicht, dass unsere Kunden ihren Fuhrpark sofort komplett auf E-Mobile oder CNG-Fahrzeuge umstellen. Das wird peu a peu passieren. Aber dadurch, dass die Tankkarten und Formen der neuen Mobilität jetzt in einer Direktion gebündelt sind, hat der Flottenkunde nur noch einen Ansprechpartner für beide Themen. Wir bieten unseren Kunden somit die Möglichkeit, alle Fahrzeuge unabhängig (Interview: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 3/2020.)

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