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Smart Stores: Ein Ersatz, den der Markt fordert

12.05.2023 10:27 Uhr | Lesezeit: 8 min
Der 24/7 Smart Store von Bistro-Box.
Klaus Haberl ist einer der drei Gründer und Geschäftsführer von Bistro Box.
© Foto: Bistro-Box

Gründer und Geschäftsführer Klaus Haberl erläutert im Interview das Konzept der Bistro Box und warum immer mehr Smart Stores in unmittelbarer Nähe zu Tankstellen entstehen.

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Sprit+: Herr Haberl, den allerersten Smart Store hat Amazon bereits 2015 in den USA eröffnet. Wie und wann sind Sie auf das Konzept "Smart Store“ gestoßen?
Klaus Haberl: Grundsätzlich sind wir mit unserem Konzept der Bistro Box als 24/7 Selfservice-Pizzeria auch schon seit 2015 am Markt. Auch damals gab es schon viele smarte Funktionen und digitale Hintergrundsysteme. Wir sehen unsere 24/7 Selfservice-Pizzeria, von denen es aktuell 48 Standorte in Österreich gibt, daher auch als Smart Stores.

Die Bistro Box in Steyr hat einige Besonderheiten. Welche sind das?
Das neue Bistro-Box-Format in Steyr, das wir explizit so getauft haben, verfügt über ein noch größeres Produktsortiment und mehrere Kiosk-Terminals als Bestellhub.

Waren Sie sofort von der Idee überzeugt?
Die Innovationen in diesem Bereich haben sich in den letzten Jahren, auch durch die Corona-Krise, noch einmal stark gesteigert. Ich bin überzeugt davon, dass das Thema "Smart Stores“ in Zukunft eine gewichtige Rolle in der Gesellschaft einnehmen wird. Die Kunst wird dabei sein den Kunden möglichst „behutsam“ in diese neue Welt überzuführen.

Wie wurden Sie zum Gründer und Geschäftsführer?
Wir – meine beiden Gründerkollegen Jürgen Traxler und David Kieslinger – haben die Bistro Box gleich im Anschluss an das Studium (Automatisierungstechnik/Wirtschaftsingenieurwesen), mit der Idee einen "automatischen Pizzaofen“ zu entwickeln, gegründet. Im Jahr 2015 haben wir dann mit dem Aufbau unseres Franchisesystems begonnen. Aus der ursprünglichen Idee des Pizzaofens ist jetzt ein Franchise-System mit knapp 50 Standorten geworden.

Mit welchen Unternehmen arbeiten Sie zusammen?
Wir haben viele starke Partner in den unterschiedlichsten Bereichen. Angefangen bei der Pizzaproduktion, wo wir mit einem der größten Pizzaproduzenten weltweit kooperieren, bis hin zu vielen Tankstellenpartnern, mit denen wir eng zusammenarbeiten, und nicht zu vergessen unsere Franchise-Partner, die tagtäglich den Betrieb der Bistro-Box-Standorte managen.

Warum haben Sie sich für einen Automaten-Shop entschieden?
Weil es ein absolutes Zukunftsthema ist und wir seit vielen Jahren wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konnten. Die erste Bistro Box steht in unmittelbarer Nähe zu einer Tankstelle.

Warum haben Sie diesen Standort gewählt?
Wir sehen hier große Synergien zwischen dem aktuellen Trend der Tankstellenentwicklung (Automatisierung beziehungsweise Tankautomaten, Herausforderungen mit Personalknappheit, Öffnungszeiten, E-Mobilität und so weiter) und den Vorteilen unseres Bistro-Box-Konzeptes. Das ist auch der Grund, warum wir in den letzten Jahren immer mehr Bistro-BoxStandorte im Tankstellenbereich umsetzen konnten.

"Immer mehr“ heißt konkret?
Bereits mehr als die Hälfte unserer Standorte befinden sich an Tankstellen.

Hat denn die Bistro Box ein anderes Sortiment als die Tankstelle? Nimmt die Bistro Box der Tankstelle keinen Umsatz weg?
Da wir mit unseren Bistro-Box-Konzepten nie parallel auftreten, sondern als Ersatz für den Tankstellenshop, der häufig mit Personal nicht mehr profitabel geführt werden kann, gibt es hier keine Kannibalisierungseffekte. Wir nutzen hier meist den vorhandenen Tankstellenshop oder einen Container-Aufstellplatz direkt an der Tankstelle. Somit entsteht immer eine Win-win-win Situation. Für die Tankstelle, die eine sinnvolle Flächenverwertung schafft, für die Tankstellenkunden, die mit Bistro Box einen 24/7 Service genießen, und die Expansionsmöglichkeiten für Bistro Box.


24/7 Smart Store von Bistro Box

Der 24/7 Smart Store von Bistro-Box Bildergalerie

Wie verteilen sich Ihre Erlöse?
Das unterscheidet sich von Standort zu Standort. Mehr als ein Drittel des Umsatzes machen wir mit unserem Marken-Leadprodukt, der ofenfrischen Pizza. Sehr stark ist auch die Getränkekategorie inklusive Heißgetränke. Hier gibt es natürlich auch große Saisonalität.

Wann werden die Umsätze gemacht: zu welcher Tages-/Nachtzeit und an welchem Wochentag?
Was die Öffnungszeiten betrifft, werden die Bistro-Box-Standorte an Sonn- und Feiertagen überdurchschnittlich stark frequentiert und auch in den Nachtstunden können gute Umsätze generiert werden. Darin liegt auch der USP des 24/7 Modells.

Wie und wann wollen Sie mit der Bistro Box expandieren? Ist Deutschland auch in Ihrem Fokus?
In Österreich gibt es bereits eine laufende Expansion und knapp 48 Standorte, die in Betrieb sind. Wir sind gerade in intensiven Gesprächen mit vielen Tankstellenketten. Hier gibt es möglicherweise gute Anknüpfungspunkte für eine Expansion nach Deutschland oder auch in andere Länder.

Konzentrieren Sie sich dabei auf bestimmte Gebiete oder Standorte?
Wir sehen großes Potenzial für Bistro Box im Bereich von Verkehrsstandorten wie Tankstellen, E-Ladeparks, Autobahnraststätten, aber auch an Flughäfen. Wir glauben, dass wir mit unserem Bistro-BoxKonzept, unserer ofenfrischen Pizza und mit unserem Digitalisierungstool Bistro Brain im Hintergrund ein sehr guter Partner für die Neuausrichtung großer Konzerne sein können, und ich bin schon gespannt wo die Reise mit Bistro Box noch hin geht.

Was ist auf dieser Reise Ihre derzeit größte Herausforderung und wie gehen Sie damit um?
Das ist eine gute Frage. Es gibt in der Aufbauphase immer eher zu viele Herausforderungen, als man zuvor glaubt. Aber eine wichtige Herausforderung ist aktuell die Gewinnung der besten Standorte, um einer breiteren Zielgruppe zu zeigen, was unser Konzept leisten kann. Es freut uns, dass wir in diesem Bereich zuletzt einen ersten großen Erfolg verzeichnen konnten.

Der da wäre?
Wir konnten in Österreich die Ausschreibung zum „Rastplatz der Zukunft“ für uns entscheiden. Hier werden wir mit Bistro Box auf der Westautobahn bei einem absoluten Zukunftsprojekt mit dabei sein.

Welche Voraussetzungen muss ein Standort erfüllen , um eine Bistro Box dort aufstellen zu können?
Es gibt bei Bistro Box zwei Standorttypen. Einerseits Indoor, wo wir bestehende Immobilien und Shops nutzen. Hier benötigen wir 35 bis 80 Quadratmeter Mietfläche. Und andererseits Outdoor, wo wir einen Containeraufstellplatz von mindestens drei mal neun Quadratmeter Grundfläche plus zwei Parkplätze benötigen. Bei beiden Varianten sind ein Strom- und Wasseranschluss notwendig. Eine hohe (Pkw-)Frequenz, gute Sichtbarkeit sowie gute Zu- beziehungsweise Abfahrtsmöglichkeit sind auch wichtige Voraussetzungen.

Wie viel kostet eine Bistro Box in etwa?
Das Investment für eine Bistro Box beläuft sich aktuell zwischen 120.000 Euro und 200.000 Euro.

Und womit muss ein Betreiber im laufenden Betrieb rechnen? Welche regelmäßigen Kosten kommen auf ihn zu und in welcher Höhe?
Die laufenden Kosten sind ähnlich wie bei anderen Franchise-Systemen. Es gibt eine umsatzabhängige Franchise-Gebühr. Ansonsten ist die Kostenstruktur ähnlich wie bei einem aktuellen Tankstellenshop, außer bei den Personalkosten, da kann das Bistro-Box-Konzept natürlich seine Stärke ausspielen.

Lassen Sie uns nochmal gedanklich nach Steyr zurückkehren. Seit wann ist die Bistro Box dort in Betrieb?
Die neue Bistro Box in Steyr ist jetzt seit 15. März 2023 in Betrieb. Davor hatten wir dort ein kleineres Konzept mehrere Jahre im Einsatz. Das bringt für uns jetzt auch eine gute Vergleichbarkeit und war ein Grund für die Auswahl dieses Standortes für das neue Konzept.

Welche Maße hat die Box? Sind das Standard-Maße oder gibt es individuelle Lösungen?
In diesem Fall haben wir einen ehemaligen OMV-Tankstellen-Shop mit 80 Quadratmetern mit unserem Konzept ausgestattet.

Wer ist Ihre Zielgruppe?
Natürlich ist die jüngere Generation, die hier etwas aufgeschlossener ist und das Angebot von Bistro Box überdurchschnittlich nutzt. Aber auch ältere Leute haben ihre Freude am Einkauf in der Bistro Box. Es ist ja auch ein gewisser Erlebnisfaktor. Die Zielgruppe der Handwerker und auch der Außendienstmitarbeiter ist für Bistro Box eine wichtige.

Was tun Sie gegen Vandalismus?
Wir haben seit dem Start mit Bistro Box mehrere Millionen Kundenbesuche abgewickelt und konnten hier Vieles lernen. Hier gibt es viele Dinge – Videoüberwachung, helle und freundliche Beleuchtung, konsequente Reinigung, hochwertige Materialien und hochwertiges Design und so weiter –, die wir im Lauf der Konzeptentwicklung erfolgreich implementiert haben. Das funktioniert erstaunlich gut.

Wer – auf gut Deutsch – räumt den Dreck weg, den Kunden hinterlassen?
Die Franchise-Partner von Bistro Box oder deren Mitarbeiter sind täglich vor Ort und erledigen die Reinigung und Befüllung. Es gibt auch die Möglichkeit von zusätzlichen Reinigungen, da wir den Reinigungszustand auch über unsere Digitalisierungstools sofort mitbekommen.

Das Konsumverhalten ändert sich. Wagen Sie einen Blick in die Zukunft und geben Sie uns eine Prognose, wie wir in fünf, in zehn, in 15 Jahren einkaufen? Auf welche technischen Innovationen müssen wir uns einstellen – verschwindet zum Beispiel das Bargeld, kann ich ohne Smartphone noch einkaufen?
Ich gehe davon aus, dass Bargeld langfristig durch das Smartphone ersetzt werden wird. Die Geschwindigkeit kann man hier jedoch schwer abschätzen. Generell gibt es immer zwei Betrachtungsweisen. Die eine Sicht ist, was die Technik leisten kann. Die andere Sicht ist, was davon von den Kunden auch wirklich angenommen wird. Durch die große Umbruchstimmung am Markt, zum Beispiel in der Tankstellenbranche beziehungsweise in der Mobilität, ist jedoch zu beobachten, dass es so viel Innovations- und Änderungsbereitschaft gibt wie schon lange nicht mehr. Das bringt eine spannende Zeit für die Konsumenten, aber natürlich auf für Bistro Box.

Eine letzte Frage: Ist der Smart Store ein Ersatz oder eine Ergänzung?
Wir sehen Bistro Box ganz klar als Ersatz, den der Markt aufgrund unterschiedlicher Bedingungen (Personal, Energie, Öffnungszeiten, E-Mobilität) fordern wird.

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