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Pro & Contra Smart Stores

04.03.2024 07:35 Uhr | Lesezeit: 3 min
Digital Convenience Day 2023_MCS_Smart Store
© Foto: Sina Hoffmann

Torsten Eichinger, Geschäftsführer MCS, ist begeistert von Smart Stores und würde sie nicht nur an Tankstellen einsetzen. Oliver Reichert, Manager Retail Germany JET Tankstellen Deutschland, sieht das Thema differenzierter.

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Pro

Immer wieder hören wir momentan von Smart Stores und deren Einsatz im Tankstellenumfeld. Was sind diese Smart Stores eigentlich und für was sollen sie gut sein?

Gemein haben alle Varianten, dass sie kein Personal für den Verkaufsprozess benötigen. In Zeiten, in denen Personalmangel ein wesentliches Problem für Tankstellen darstellt, ein elementarer Faktor. Personalmangel kann damit auch die Geschäftsentwicklung hemmen, wenn Shops früher schließen müssen oder erst später öffnen können.

Smart Stores können aber auch proaktiv genutzt werden, um das Geschäft auszubauen und zu transformieren. Fast jede Mineralölgesellschaft verfügt über schwächere Standorte und überlegt, diese vielleicht zu schließen oder zu Automatenstationen umzubauen. Smart Stores geben die Möglichkeit, diese nicht lukrativen Standorte weiterzuentwickeln, da der Personalkostenblock zu einem großen Teil entfällt.

Darüber hinaus ermöglichen Smart Stores die Weiterentwicklung des Geschäfts. Standorte, die heute "nur" als Automatenstandort geführt werden, können durch einen zusätzlichen Smart Store weitere Deckungsbeiträge erwirtschaften und – mindestens genauso wichtig – sie steigern insgesamt die Attraktivität des Standortes, an dem es zuvor für die Kunden nur Diesel und Super gab.

Ähnliches gilt übrigens für Waschparks, die durch einen Smart Store an Attraktivität gewinnen können. Ich weiß auch von Kunden aus dem Autohofbereich, die darüber nachdenken, einen Smart Store für die Trucker mit speziellen Sortimenten und einem niedrigeren Preisgefüge anzubieten.

Interessanterweise wird die Entwicklung von Smart Stores im Tankstellenumfeld derzeit von Mittelständlern angeführt, die nicht dafür bekannt sind, sinnlos imageträchtige Projekte aufzusetzen, während sich die großen Mineralölgesellschaften – noch – zurückhalten. Neben den bereits bekannten Mineralölgesellschaften Q1 und Westfalen kommen in den nächsten Wochen weitere mittelständische Unternehmen mit Smart Stores auf den Markt. Das halte ich für ein sehr positives Zeichen, denn gerade der Mittelstand kann aufgrund kurzer Entscheidungswege und Kundennähe solche Projekte schnell umsetzen. Damit zeigt sich auch, dass die Konzepte erschwinglich und auch für kleine Budgets rechenbar sind.

Torsten Eichinger, Geschäftsführer MCS
Torsten Eichinger, Geschaftsführer MCS.
© Foto: MCS

Contra

Klar: Es ist eine Herausforderung, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Und die Personalkosten machen einen erheblichen Teil der Kostenkalkulation für eine Tankstelle aus. Da kommt die neue Technologie doch sehr gelegen: Smarte Shops, die mit der Hälfte des Personals auskommen könnten und in denen die Kundinnen und Kunden mit wenig, oft sogar ganz ohne persönlichen Kontakt einkaufen.

Ist der Smart Shop an der Tankstelle also die Konsequenz, die man aus den aktuellen Marktentwicklungen ziehen muss? Ich glaube nicht – vielmehr lohnt sich ein differenzierter Blick auf das Thema.

Grundsätzlich hat man es bei Smart Shops an Tankstellen mit einer Relation aus hohem Investitionsvolumen und kleinem durchschnittlichen Warenkorb zu tun. Das kann Auswirkungen auf die Preiskalkulation haben – ein Bereich, in dem die Sensibilität von Kundinnen und Kunden zuletzt spürbar gewachsen ist.

Die Hürde höherer Investitionen ist aus meiner Sicht aber nicht der allein entscheidende Faktor, wenn es um die Bewertung von Smart Shops im Tankstellenmarkt geht. Mindestens ebenso wichtig für mich ist das Thema Kundenzentrierung, das uns gerade bei JET treibt und die Grundlage für unsere Entscheidungen ist. Wir stellen uns immer wieder die Fragen: Was sind die zentralen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden? Wie können sie mit JET einfach besser unterwegs sein? Wir wissen: Faktoren wie Sauberkeit, Sicherheit, Verlässlichkeit und vor allem auch freundlicher Service sind die Grundlage für unseren Erfolg als beliebteste Tankstellenmarke in Deutschland. Und dafür sorgen unsere Tankstellenpartner:innen mit ihren Teams. Außerdem sind wir für das Feedback unserer Partner:innen als direkte Kontaktpersonen zu unseren Kundinnen und Kunden dankbar, das uns hilft, unser Geschäft weiterzuentwickeln und auf Veränderungen im Markt zu reagieren.

Für die JET ist die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe deshalb ein echter Erfolgsfaktor und der Grund dafür, dass wir viel in die Entwicklung unserer Partner:innen und ihrer Teams investieren – durch vielfältige Aus- und Weiterbildungsangebote mit eigener Akademie, aber auch durch Unterstützung bei der Personalsuche.

Spricht das alles gegen die Digitalisierung und den Fortschritt im Tankstellenshop? Nein, überhaupt nicht – wenn wir mithilfe von Technologie den Alltag unserer Kundinnen und Kunden und unserer Partner:innen unkomplizierter oder besser gestalten können, werden wir sie nutzen. Beispiele sind Ansätze wie Pay@Pump für schnelle Tankstopps oder neue interne Tools wie ein digitales Bistrohandbuch und zentral gesteuerte Backofenprogramme für den erfolgreichen Betrieb unserer Bistros.

Was wir aber nicht wollen, ist Digitalisierung als Selbstzweck - und wir sind davon überzeugt, dass vielen Kundinnen und Kunden ein freundliches Wort wichtiger ist als ein neues Konzept für das maschinengesteuerte Einkaufen.

Oliver Reichert JET
Oliver Reichert, Manager Retail Germany JET Tankstellen Deutschland.
© Foto: JET
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