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Ruppe Koselleck: Künstler plant feindliche Übernahme von BP

30.08.2021 07:47 Uhr
Ruppe_koselleck
Ruppe Koselleck, künftiger CEO BP.
© Foto: Ruppe Koselleck 2021/Takeover BP.com

Ruppe Koselleck kauft „den fossilen Energiedinosaurier“ Stück für Stück, Aktie für Aktie, auf. Das Geld dafür verdient er mit Kunst. Und diese fertigt er wiederum aus Müll, den BP selbst verursacht. In 178 Jahren will sich der Künstler BP einverleibt haben.

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Herr Koselleck, Sie wollen den Konzern BP zerschlagen. Wie genau wollen Sie das schaffen?
Ruppe Koselleck: Ganz einfach: Sie kaufen Kunst und ich BP! Vor der Zerschlagung steht die feindliche Übernahme, gegen die sich der angloamerikanische Ölgigant aktuell noch wehrt. Dabei kaufe ich Tag für Tag Aktie um Aktie den fossilen Energiedinosaurier auf, um als zukünftiger CEO die BP Group zu kapern.
Zunächst bin ich jedoch Rohölmaler und verarbeite den dunklen Stoff, den BP, Shell, Gazprom oder China Petrol in den Meeren zurücklassen. Der Verkauf meiner Rohölmalerei finanziert zu 50 Prozent den Aktienankauf von BP – zu den verbleibenden 50 Prozent dann mein Studio, meine Familie und meine Fahrradflotte, die ich auf dem Hinterhof eingeparkt habe. Bildlich gesprochen fliege ich auf dem Ölteppich, den die Mineralölindustrie am Strand zurücklässt. Ich frottagiere mit Teer, der an die Küste gespült wurde oder male mit Öl, das am Plastikmüll im Sand klebt. Und dazu wandere ich meilenweit die Küste entlang!

Warum ausgerechnet BP?
Weil BP vor gut zwanzig Jahren einen Imagewechsel einleitete, der ihrem schmierigen Ölgeschäft ein grünes Feigenblatt gab. Aus British Petroleum wurde beyond petroleum und auf ihren Flyern gingen Sonnen vor sauberen Meereslandschaften unter, die sie ein paar Jahre später nach einer hochriskanten Bohrung mit schwarzer Farbe neu intonierten und den Golf von Mexiko mit ein paar Millionen Barrel Rohöl betankten. Als die Plattform Deepwater Horizon im Meer explodierte und für viele Wochen sich die Ölquelle unkontrollierbar auf tausenden Metern unter dem Meeresboden ins Wasser entlud, befand ich mich bereits seit zehn Jahren in der Übernahmeschlacht um die Aktienmehrheit des Riesen. Ich arbeitete mich die Golfküste von New Orleans über Mississippi und Alabama nach Florida hoch, malte rohe Ölbilder aus dem Desaster und kam um ein paar hundert Aktien weiter …

Wie weit sind Sie Ihrem Ziel bereits?
Da ich der Vergeblichkeit, den Konzern zu besiegen, ein ebenso großes Vergnügen entgegensetzte, habe ich bereits viel erreicht. Der nächste Schritt sind die ersten 10.000 Aktien von den noch fehlenden acht Milliarden, 532 Millionen und ein paar zerquetschten Depots, die in SaudiArabien, Dubai, London und New York gehalten werden. Ich bin zuversichtlich, in den nächsten 178 Jahren den Gesamtkonzern mir einverleibt zu haben. Danach widme ich mich Shell. Oder doch eher Gazprom?

Ihr Plan nahm Gestalt an, weil Sie Ihrer Tochter während des Urlaubs an der Nordsee Öl vom Fuß kratzen mussten. Was sagt Ihre Tochter heute zu Ihrem Vorhaben?
Sie bringt Öl mit, wenn sie welches am Strand findet. Und freut sich auf den ersten Besuch in meinem künftigen Arbeitszimmer in London. Im Ernst laufe ich noch heute liebend gern die Küste ab und male zwischen den Strandkörben mit Teer und denke daran, wie alles begann, als meine Tochter 2001 das Öl unter den Füßen hatte, das ich ihr mit dem Taschenmesser abkratzte, wie schon mein Vater mir den dänischen Teer vom Fuß schnitt. Zum Glück geht der Ölund Teerschmutz in der Nordsee zurück – aber es ist immer noch genug Öl im Meer, um die BP davon zu übernehmen!

Wenn Sie dann BP übernommen haben, was machen Sie als Erstes? Eine große Party wird ja vermutlich Corona-bedingt nicht möglich sein.
Corona wird vielleicht schon Geschichte sein, wenn ich den Konzern in RP, in Ruppes Petroleum, umbenennen werde, bevor ich mit beiden Händen Geld aus dem Fenster werfen werde. Zuerst werden die Opfer der Ölindustrie entschädigt, danach widme ich mich der Umstrukturierung und Fragmentierung des Unternehmens. Wir werden mit den top Wissenschaftler*innen, die für die BP Group arbeiten, massiv an Wasserkraft und
Wasserstofftechnik forschen … und natürlich Partys feiern. Denn wer heute nicht feiert, hat das Morgen bereits gestern verloren!

Wie kann man Sie unterstützen?
Indem man mich konzeptuell unterstützt, mir ein paar Gramm Öl von der Küste aus dem Urlaub zuschickt oder indem man via Ebay den permanenten Übernahmeprozess supportet. Vor kurzem lockte etwa eine „Venus in rohem Öl“ zur Versteigerung – denn es ist mir eine besondere Ehre, den angeschlagenen Ölkonzern über die vulgäre Versteigerung via Ebay anzugreifen. Der Konzern wankt, ist in der Krise und wird 3, 2, 1 … meins!
Die nächsten Ausstellungen sind im September in Lübeck und Gmünd, im Oktober in Wien. Und dann kann man mich live malen sehen. Mit rohem Öl – gegen die rauen Sitten einer vergangenen Epoche. Dem Ölzeitalter. Das Gespräch führte Bettina Göttler.

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