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Interview: „Stromtanken gewinnt stark an Bedeutung“

10.03.2015 15:36 Uhr
Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen
Antriebsforscher Diez: "Das Stromtanken gewinnt stark an Bedeutung, vor allem, weil die Ladezeiten sinken."
© Foto: Willi Diez

tankstellen markt hat mit Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen darüber gesprochen, wie die Zukunft der E-Mobilität aussehen wird.

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tankstellen markt hat Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen gefragt, wie die Zukunft der E-Mobilität aussehen wird.

tm: Die fünf großen Mineralölkonzerne gehen davon aus, dass auch in 25 Jahren noch die große Mehrheit der Fahrzeuge mit konventionellen Kraftstoffen wie Benzin und Diesel fahren. Was sagt die Wissenschaft dazu?
Willi Diez: In der Tendenz stimmt die Prognose. Die konventionellen Kraftstoffe werden noch lange eine Rolle spielen, aber ihr Anteil wird sinken. Dafür werden alternative Antriebe an Bedeutung gewinnen. Meiner Ansicht nach werden wir im Jahr 2040 nur noch etwa 30 Prozent reine Benzin- und Dieselfahrzeuge auf deutschen Straßen sehen, etwa 50 Prozent elektrifizierte Antriebe, fünf Prozent mit Brennstoffzellen und zehn Prozent mit Gas.

tm: Große Zukunft haben den Prognosen zufolge vor allem die Plug-in-Hybride. Wird das die Antriebstechnik der Zukunft? Wenn ja, warum?
Diez: Diese Technik wird wichtiger werden, vor allem bei denjenigen, die weitere Strecken fahren. In den Städten werden wir künftig aber auch die reinen Elektrofahrzeuge immer mehr finden; dort, wo man kurze Strecken zurücklegt. Wir dürfen aber auch die dritte Säule der Antriebstechniken nicht vergessen, denn auch Erdgas und Autogas gewinnen künftig dazu – wenn auch in kleinerem Umfang.

tm: Warum kommt das reine E-Auto bislang nicht aus seiner Nische? Was wird sich hier in Zukunft ändern?
Diez: Hier spielt natürlich die Infrastruktur, also die Tankmöglichkeiten, eine Rolle. Es herrscht in der Öffentlichkeit eine große Unkenntnis darüber, wie einfach es ist, direkt in der eigenen Garage eine entsprechende Lademöglichkeit zu installieren. Viel entscheidender sind aber noch immer die geringe Reichweite und der hohe Preis, die verhindern, dass die E-Fahrzeuge in der Breite ankommen. Doch hier tut sich einiges, vor allem beim Preis. Ausschlaggebend dafür ist die Batterie. Ich gehe davon aus, dass sich die Batteriepreise in den kommenden zehn Jahren mehr als halbieren. Dann kann durch die Elektrofahrzeuge eine wirkliche Konkurrenz entstehen. Auch die Speicherkapazitäten und damit die Reichweiten werden sich erhöhen, an die von Dieselfahrzeugen werden sie aber nicht herankommen. So bleibt das reine E-Auto eher etwas für Kurzstrecken.

tm: Müssten wir nicht schon allein wegen dem Klima und der Umwelt schneller auf konventionelle Kraftstoffe verzichten?
Diez: Natürlich, das Ziel muss der CO2-freie Individualverkehr sein. Doch das wird erst langfristig gelingen und erst wenn auch die Stromgewinnung anders funktioniert wie heute. Solange wir noch so viel Strom aus Kohlekraftwerken haben, bleibt der CO2-Ausstoß hoch. Auch wenn die Elektrofahrzeuge keine Abgase in die Umwelt pusten, tragen sie über den Strom doch zur CO2-Bilanz bei. In Deutschland sind wir schon sehr weit mit der Energiewende, aber in anderen Ländern muss mehr passieren. Das alles muss Hand in Hand gehen.

tm: Wie werden sich die Veränderungen auf die Tankstellen auswirken?
Diez: Die Tankstellen müssen künftig versuchen den Mix abzubilden, in den sich die Antriebstechniken aufsplitten. Das Stromtanken gewinnt stark an Bedeutung, vor allem, weil die Ladezeiten sinken. Wenn diese weniger als 30 Minuten dauern sind Autofahrer eher bereit, das bei einer kurzen Pause an der Tankstelle zu erledigen. Entsprechend müssen die Tankstellenbetreiber aber auch dafür sorgen, dass die Wartezeit angenehm ist – mit gutem Kaffee, freiem WLAN oder anderem Service.

(Das Interview führte Jana Tashina Wörrle.)

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