Frau Calarasu, wie ist die Idee für diese Studie entstanden?
Ein Standardsatz von vielen unseren Mitgliedern ist: Die Personalkosten, die in die Geschäftsplanung aufgenommen werden, sind viel zu gering. Das war der Punkt, an dem wir eingreifen wollten: Wir wollten unseren Mitgliedern für die Gespräche zur Geschäftsplanung etwas an die Hand geben, mit dem sie die benötigten Kosten schwarz auf weiß belegen können.
Wie ging es dann weiter?
Unser Vorstandsmitglied Reinhold Urban hat Kontakt zur Refa (Anm. d. Red.: Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung) aufgenommen und nachgefragt, ob es überhaupt möglich ist, den Zeitbedarf an einer Tankstelle zu ermitteln und auf vergleichbare Stationen umzurechnen. Die Refa war unserer Idee gegenüber sehr aufgeschlossen, und wir haben uns auf die Suche nach einer repräsentativen Straßentankstelle gemacht, die einen 24-Stunden-Betrieb, Shop und Backshop sowie eine Waschanlage hat und zudem einen durchschnittlichen Kraftstoffabsatz macht.
Eine solche Station haben sie gefunden ...
Genau. In dieser Referenztankstelle eines Mitgliedes hat die Refa einen Monat lang Messungen vorgenommen. Es wurden die einzelnen Tätigkeiten in Einzelarbeitsabläufe gesplittet, nach der Refa-Methode im Multimoment-Verfahren erfasst und nach einer Formel der Refa-Zeiterfassung ausgewertet. Diese Masse an Daten wurde dann ausgewertet und letztendlich daraus ein relativ komplexes Tool erstellt, mit dem wir den Stundenbedarf an jeder vergleichbaren Tankstelle berechnen können.
Wurden die Daten verifiziert?
Wir haben eine vergleichbare Aral-Tankstelle mit ähnlichen Parametern gewählt, weil die Gesellschaft mit ihrem Labour-Modell ähnliche Werte wie wir mit der Refa-Studie ermittelt. Wir haben die Parameter der Aral-Station in unser Tool eingegeben und überprüft, ob unsere Stunden-ermittlung mit der des Labour-Modells vergleichbar ist. Und das war der Fall.
Wie läuft die Berechnung ab?
Wer Interesse hat, erhält von uns einen Fragebogen mit 26 Fragen. Das sind zum Beispiel Angaben zu den Größenverhältnissen, Umsatzzahlen, wie viele Brötchen geschmiert werden und so weiter. Das auszufüllen ist für ein Mitglied vielleicht eine halbe Stunde Arbeit. Wir übertragen die Werte dann in unser Berechnungs-Tool. Auf Basis der Bruttolöhne, die wir ebenfalls von den Pächtern erhalten, können wir dann nicht nur den Zeiteinsatz, sondern auch die Höhe der Personalkosten errechnen. Zusätzlich erklären wir natürlich, was die einzelnen Ergebnisse bedeuten.
Wie sind denn die ersten Erfahrungen mit der Studie?
Wir haben die Studie bereits bei Mitgliedern aller Farben angewendet. Diese Mitglieder haben die Zeit- und Personalkostenberechnung in die Geschäftsplanungen einfließen lassen. Und das Ergebnis war durchweg positiv. In den meisten Fällen verliefen die Diskussionen um die Höhe der Personalkosten unkompliziert und unsere Mitglieder konnten die von uns berechneten Personalkosten durchsetzen. Natürlich wollen wir jetzt weitere Erfahrungen sammeln.
Wer kann die Refa-Studie nutzen?
FTG-Mitglieder bekommen die Berechnung umsonst. Unsere Schwesterverbände in Schleswig-Holstein, Berlin-Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben die Nutzungsrechte an der Studie gekauft und können für ihre Mitglieder die Berechnungen vornehmen. Für alle anderen Mitglieder, die über einen Landesverband im ZTG organisiert sind, übernehmen wir die Berechnung für eine Pauschale von 500 Euro pro Station.
(Das Gespräch führte Annika Beyer. Das Interview erschien in Ausgabe 8/2016 von Sprit+.)