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Ein Jahr danach: Das ungeliebte E10 und die Folgen

07.03.2012 13:16 Uhr
Angeeckt: Der Benzingipfel 2011 brachte Politik, Wirtschaft, Verbände und Lobbygruppen zusammen, was zu lautem Streit übers E10-Desaster führte.
Angeeckt: Der Benzingipfel 2011 brachte Politik, Wirtschaft, Verbände und Lobbygruppen zusammen, was zu lautem Streit übers E10-Desaster führte.
© Foto: Michael Gottschalk/dapd

Vor einem Jahr fand der "Benzingipfel" zum E10-Chaos statt. Inzwischen streiten die verschiedenen Interessengruppen weniger über den Biosprit, wobei der Absatz noch weit hinter den ursprünglichen Erwartungen bleibt.

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Die Nachrichtenagentur dpa titele am 7. März: "Das ignorierte E10-Problem". Der so überschriebene Beitrag erinnert an den schon fast legendären Benzingipfel, den der damalige Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle am 8. März 2012 einberief. Der Grund: Das Chaos, was sich bei der E10-Einführung an den Tankstellen in Deutschland abspielte, zwang zum Handeln. Dennoch überraschte die Nachricht an diesem Märztag, dass die weitere E10-Einführung gestoppt wird. Daraufhin rauschte der Börsenkurs des Bioethanolherstellers Cropenergies runter. Minuten später trommelte Brüderle am zuständigen Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) vorbei zum „Benzingipfel“, um etwas gegen den Käuferstreik zu tun.

Teilnehmer sagten später, beim Gipfeltreffen am 8. März 2011 von Bundesregierung, ADAC, Mineralöl- und Biokraftstoffbranche sei es wie beim Hornberger Schießen zugegangen. Jeder wies jedem die Schuld zu, Zählbares kam kaum heraus. Außer einem Bekenntnis, schon an der Tankstelle mehr informieren zu wollen, welches Auto E10 verträgt.

Ein Jahr später haben sich viele Sorgen als unbegründet bewiesen, es sind keine Motorschäden durch E10 bekannt. Aber der E10-Absatzzahlen hat sich nur schwach verbessert. Der Anteil am Benzinverkauf beträgt 11,8 Prozent. Geplant waren 90 Prozent, um die Bioquote zu schaffen. Gemessen am Gesamtabsatz sollen 6,25 Prozent der fossilen Energie durch Bioenergie ersetzt werden. Das Ziel: mehr Klimaschutz und weniger Öl-Abhängigkeit. Biokraftstoffe müssen mindestens 35 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als fossile Kraftstoffe. Und zwar gemessen am gesamten Prozess - vom Mais-, Rüben- oder Weizenanbau auf dem Acker über alle Transporte und die Produktion.

Der Tankkunde bleibt misstrauisch

Doch viele Bürger zweifeln am Nutzen und bevorzugen das alte Super Benzin, was nur fünf Prozent Ethanol aufweist. "Für viele Autofahrer ist E10 bisher keine Alternative, obwohl es etwas billiger ist", sagt Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer beim Mineralölwirtschaftsverband (MWV).

Die Quote wurde 2011 deutlich verfehlt. In den Vorjahren war die Quote geringer und es wurde mehr Biodiesel (B100) verkauft. Daher fallen Strafen von Millionen an Euro für die Mineralölbranche wohl aus, Klarheit gibt es bis April. Fakt ist: Mineralölunternehmen kaufen Biodiesel-, Pflanzenöl- oder Biogas-Zertifikate, müssen die entsprechende Menge voll versteuern, damit sie auf die Quote angerechnet wird. Das kostet viel Geld - ob und wie sich das in den Benzinpreisen niederschlägt, lässt sich schwer ermitteln.

Die günstigste Variante wäre für Autofahrer in jedem Fall, wenn der E10-Absatz anziehen würde. "Aufgabe der Politik ist es, die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz sicherzustellen, denn die Politik wollte Biokraftstoffe", so Picard. Röttgen hatte betont, E10 sei eine Entscheidung der Mineralölbranche gewesen, um durch die Beimischung die Quote zu schaffen. "Das ist kein Staatsbenzin", betonte Röttgen.

Fast überall gibt es E10

Da der Quoten-Übertrag nun wohl aufgebraucht ist, könnte es ohne einen stärkeren E10-Absatz in diesem Jahr schwierig werden, saftige Strafzahlungen zu vermeiden. Es sei denn, man kauft in hohem Maße Biodiesel-Zertifikate und kurbelt diesen Zweig so wieder an.

93 Prozent aller Benzin-Autos vertragen den Biosprit, aber nur rund drei Millionen Autos werden damit derzeit betankt. Obwohl das Superbenzin inzwischen an fast allen der über 14.700 Tankstellen in Deutschland zu bekommen ist. (dpa/kak)

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