Biokraftstoffe reduzieren die Schadstoffbelastung nur bedingt und können Lebensmittelknappheiten verschärfen. Dies geht aus einem Bericht der EU-Kommission um Günther Oettinger und Connie Hedegaard hervor, welcher der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Bisher sah die EU vor, dass bis 2020 ein Anteil von zehn Prozent grüner Quellen, also Biosprit und Ökostrom für Elektroautos, im Verkehrssektor eingeführt werden muss. Dadurch solle der CO2-Ausstoß im Straßenverkehr um sechs Prozent gesenkt werden. Derzeit beträgt der Anteil von Biokraftstoff etwa vier Prozent.
Aufgrund drohender Lebensmittelknappheiten und massiven Umweltschäden durch den Anbau der Rohstoffe plant die EU-Kommission den Anteil bis 2020 lediglich auf fünf Prozent zu erhöhen. Zudem erwägen die EU-Kommissare die Förderung von Biosprit aus Rüben, Mais oder Getreide ab 2020 einzustellen, wenn dadurch Engpässe in der Lebensmittelherstellung vermieden würden. Neben der Verknappung der vorhandenen landwirtschaftlich genutzten Gebiete kritisiert die EU ebenfalls die Schaffung neuer Anbaugebiete auf Kosten des Regenwaldes.
Kritik an dem Vorstoß aus Brüssel kommt vom Verband der Biokraftstoffindustrie (VDB). Dort ist man sich einig, dass ruckartiges Umsteuern den aufstrebenden grünen Wirtschaftszweig in die Reserve dränge. „Die willkürliche Kürzung bei Biokraftstoffen rettet keinen einzigen Hektar Regenwald“, verteidigt Elmar Baumann, Geschäftsführer des VDB, die Spritgewinnung aus Bio-Ethanol. „Schon heute dürften Agrarrohstoffe für Biokraftstoffe in der EU nicht von ehemaligen Regenwaldflächen kommen“, betont Baumann. Ebenfalls müssten nun Produktionsanlagen geschlossen werden, die nur gebaut wurden um EU-Ziele für erneuerbare Energien zu erreichen. Statt der Schließung sieht Baumann diese Anlagen künftig in der Erforschung und Anwendung von Ethanol der zweiten Generation. Dessen Produktion steht nicht in Konkurrenz zu Anbauflächen und der Nahrungs- und Futtermittelindustrie. Ethanol der zweiten Generation soll laut Baumann vor allem aus Lignozellulose gewonnen werden, die in Stroh und Holz steckt.
Im Oktober wollen die EU-Kommissare den Entwurf vorstellen, bis Ende 2013 könnte es einen verbindlichen Entschluss für alle 27 EU-Staaten geben. (dpa/anr)