Die Tageszeitung "Die Welt" berichtete am 12. Mai ausführlich über die Bilanzen, die BP tags zuvor in Düsseldorf für Deutschland gezogen hat. Dabei gab die Nummer Eins im deutschen Tankstellengeschäft auch einen Ausblick, was für sie in den nächsten Monaten Priorität besitzt. So will Aral E10 puschen. Die BP-Tochter will die Sorte ab Sommer auch an den restlichen rund 1.200 Stationen einführen. Bisher gibt es das Benzin mit zehn Prozent Ethanol-Anteil an der Hälfte der bundesweit 2512 Aral-Tankstellen. Gleichzeitig soll bis Ende August an allen Aral-Stationen wieder das herkömmliche Superbenzin E5 verfügbar sein. Erstmals äußerte sich jetzt das Management von Aral auch zur zukünftigen Preisgestaltung: "Wir werden das Super 95 E5 mit einem Preisabstand von fünf Cent zum E10 anbieten", sagte Aral-Chef Stefan Brok. In Zukunft wird es demnach drei Benzinsorten bei Aral geben: E10 als günstigstes Angebot, Super E5 sowie eine der beiden teureren Sorten Superplus oder Ultimate. "Der Anteil wird sukzessive steigen. E10 wird langfristig das im Absatz führende Produkt an der Tankstelle sein", kommentierte Aral-Chef Brok die E10-Offensive. Wo Aral das E10 bereits verkauft, liegt der Absatzanteil bei rund 30 Prozent - in den Monaten Februar und März waren es rund 20 Prozent. BP-Europa-Chef Uwe Franke erklärte: "Faktisch müssen wir den Spagat schaffen zwischen der Erfüllung gesetzlicher Bio-Auflagen und der schleppenden Akzeptanz durch den Autofahrer." Umfragen zeigten, dass die Verbraucher vor allem Angst vor Motorschäden hätten und E10 wegen des Mehrverbrauchs ablehnten. Auch gebe es große Zweifel bei den Kunden am positiven Effekt für das Klima. Franke forderte von der Politik, dass "die Zeiten von Versuch und Irrtum" bei Biokraftstoffe vorbei sein müssten. Die Regierung benötige eine langfristige Strategie. "Wir brauchen in Deutschland dringend ein neues Energie- und Klimaschutzministerium, das eine umfassende Energie- und Klimapolitik vorantreibt", sagte er. Dies sei auch mit Blick auf die diskutierte Energiewende sowie etliche geplante Bestimmungen der EU notwendig. "Dadurch rollt ein Kosten-Tsunami auf die Energie intensiven Industrien in Deutschland zu", sagte Franke. Betroffen davon seien auch die Raffinerien. Auf den Vorwurf der Automobilklubs und mancher Politiker, die Benzinpreise seien in Deutschland zu hoch und stiegen stets vor den Ferien, reagierte der Aral-Manager Brok so: "Das ist unberechtigt und populistisch. Der Preiswettbewerb ist im vergangenen Jahr noch härter geworden, und Ferien spielen dabei gar keine Rolle." Auch mache der Mineralölkonzern keine Riesengewinne mit dem Benzinverkauf, wie es beim ADAC behauptet werde. "Nach Abzug von Steuern und Kosten verdienen wir rund einen Cent je Liter. Die Aussage, es handele sich um hohe Margen in unserem Geschäft, ist schlichtweg falsch", betonte Brok. Im Gesamtkonzern verdiente die deutsche BP ordentlich. So stieg der Jahresüberschuss 2010 um rund 50 Prozent auf 454 Millionen Euro. Der Umsatz lag bei rund 44 Milliarden Euro. Das waren gut sechs Milliarden Euro mehr. Das ergibt eine Umsatzrendite nach Steuern von zehn Prozent. Neben dem Tankstellengeschäft sind die Rohölverarbeitung in vier großen Raffinerien, der Großhandel mit Ölprodukten wie Kerosin oder Heizöl sowie das Geschäft mit Motoröl die wichtigsten Aktivitäten des Konzerns. BP ist mit dem russischen Partner Rosneft in Deutschland der zweitgrößte Raffineriebetreiber. Einen großen Teil des Gewinnzuwachses brachten Einsparungen in der Verwaltung und in den Raffinerien. So verlagert BP Verwaltungsaufgaben nach Budapest und baut so rund 600 Stellen in mehreren Ländern Europas ab. Zudem fallen in den Raffinerien in Deutschland rund 400 Arbeitsplätze weg. Dieser Abbau wird über mehrere Jahre verteilt. Kündigungen soll es nach Aussage von BP-Vorstand Michael Schmidt nicht geben. Der Konzern beschäftigt in Deutschland derzeit 5.163 Mitarbeiter. Die deutsche BP ist seit 2010 auch für die Länder Polen, Niederlande, Belgien, Österreich und Schweiz verantwortlich. Im Gesamtunternehmen lag der Umsatz im vergangenen Jahr bei 54 Milliarden Euro. Das Ergebnis (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) erreichte 1,2 Milliarden Euro, der Jahresüberschuss betrug 630 Millionen Euro. Eine Prognose zum Rohölpreis in den nächsten Monaten gab BP-Chef Franke nicht ab. "Ich denke aber, dass das derzeit erhöhte Niveau noch einige Zeit lang bleiben wird", sagte der Manager. Vieles werde von der Haltung Saudi-Arabiens als größtem Ölproduzenten abhängen. Eine Erhöhung der dortigen Produktion dauere aber eine längere Zeit, Auswirkungen auf den Preis dürften sich daher nicht rasch zeigen. (welt.de/kak)
Ausblick und Zahlen von Aral: Voll auf E10

Aral führt die unbeliebte Sorte an allen Stationen ein - für fünf Cent weniger als Super E5. Die BP-Tochter verdient knapp einen Cent an jedem verkauften Liter Benzin und Diesel. Die Mineralölgesellschaft steigerte ihren Gewinn 2010 um 50 Prozent.