Bis kurz vor Beginn einer Aussperrung von 6.500 Beschäftigten auf 70 Feldern in der Nordsee, die für die Nacht zum Dienstag geplant war, blieben alle Appelle zum Einlenken ungehört.
"Wir hoffen inständig, dass die Regierung noch vor Mitternacht eingreift und diesen Arbeitskampf stoppt", sagte die Sprecherin des Arbeitgeberverbandes OLF, Eli Ane Nedreskår, der Nachrichtenagentur dpa am Montag. Die Aussperrung wurde als Antwort auf einen vor zwei Wochen in Gang gesetzten Punktstreik mit einigen hundert Beteiligten für bessere Pensionsregelungen angekündigt.
Bisher führte der Streik nach Branchenangaben zu Teilausfällen der Produktion und Einnahmeausfällen von 2,5 Milliarden Kronen (330 Mio Euro). 27 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs werden von Norwegen gedeckt. Das Land ist außerdem der zweitwichtigste Lieferant nach Russland.
Der führende norwegische Energiekonzern Statoil lies verlauten, dass der drohende Stopp der Lieferungen nach Europa "ernste negative Konsequenzen" für den eigenen Ruf als zuverlässiger Lieferant haben könne. Pressesprecher Bård Glad Pedersen sagte: "Je länger dieser Arbeitskampf dauert, desto schwerer wird es, unseren guten Ruf als zuverlässiger Energielieferant zu verteidigen."
Letzte Verhandlungen gescheitert
Auf ihrer Internetseite schreibt die Gewerkschaft SAFE: "Es wird keine Energiekrise in Europa geben, nur weil der Export aus Norwegen für ein paar Wochen im Sommer ausfällt." Damit spricht SAFE sich gegen ein staatliches Eingreifen zur Beendigung des Tarifkonfliktes aus.
Am Wochenende waren letzte Verhandlungen zwischen den Tarifparteien gescheitert. Eine staatliche Zwangsschlichtung war damit die letzte Option, um Streik und Aussperrung zu beenden.
Konsequenzen für Europa
Wenn die Aussperrung in Kraft trete, dürfte dies die gesamte Nordsee-Ölproduktion des achtgrößten Ölexportlandes in Höhe von 1,6 Millionen Barrel pro Tag weitgehend lahmlegen, erklärte Experte Eugen Weinberg von der Commerzbank. Spätestens dann dürfe sich die Regierung zum Einschreiten veranlasst sehen. "Je stärker sich der Streik verschärft, desto früher geht er voraussichtlich zu Ende", sagte Weinberg.
Am Montag sind die die Ölpreise leicht gestiegen. Morgens kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur August-Lieferung 98,61 Dollar. Das waren 42 Cent mehr als zum Vorwochenausklang. (dpa/sz)