Schmutziges Trinkwasser, verseuchte Böden und Krebsgefahr: Die Schäden und Gefahren durch schonungslose Erdölförderung von Shell im Nigerdelta werden erst in 25 bis 30 Jahren wieder behoben sein. Davon geht ein Bericht des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen (UNEP) aus, der am Donnerstag dem nigerianischen Staatspräsidenten Goodluck Jonathan übergeben und am Freitag in London vorgestellt wurde. Der Bericht fiel damit deutlich negativer aus, als erwartet. Die UNEP-Experten glauben, der Sachschaden gehe in die Milliarden. Neben den Beeinträchtigungen des Trinkwassers und damit der Gesundheit der Menschen seien vor allem die Mangrovenwälder in Gefahr, heißt es in dem Bericht. Der in der Gegend gefangene Fisch sei zwar verzehrbar, weil sich die Tiere saubere Gewässer suchen. Die Existenz der örtlichen Fischer sei aber gefährdet, weil die Schwärme abwandern. Die schlimmsten Schäden könnten bei ernsthaftem Bemühen in fünf Jahren behoben werden. Die Renaturierung dauere Jahrzehnte. Jedoch müssten zunächst dringend die Lecks in den Leitungen gestopft werden, um weitere Verunreinigungen zu stoppen. Für die Ölförderung im nigerianischen Ogoniland ist vor allem der britisch-niederländische Ölkonzern Royal Dutch Shell gemeinsam mit der staatlichen nigerianischen Ölgesellschaft verantwortlich. Shell hatte die Ölförderung im Ogoniland 1993 nach Massenprotesten der einheimischen Bevölkerung eingestellt. Es werden aber weiterhin Pipelines und Raffinerien betrieben. Shell übernahm die Verantwortung für zumindest zwei Öllecks. "Wir werden weiter mit unseren Partnern in Nigeria, darunter die Regierung, zusammenarbeiten, um die Probleme zu lösen und die nächsten Schritte gehen, um Ogoniland aufzuräumen", hieß es in einer Stellungnahme der Shell Petroleum Development Company of Nigeria (SPDC). Ölanlagen wurden in Nigeria wiederholt von Kriminellen und Separatisten zerstört oder beschädigt. 900fache Krebsgefahr in einem Gebiet, das größer als Bayern ist Aus den Leitungen und Raffinerieanlagen tritt aber noch immer Öl aus. "Die Ölförderung ist für mehr als 50 Jahre eine Schlüsselindustrie für die nigerianische Wirtschaft gewesen. Aber viele Nigerianer haben einen hohen Preis bezahlt, wie diese Untersuchung zeigt", sagte der Exekutivdirektor des UN-Umweltprogrammes, Achim Steiner. Die Wartung der Anlagen sei völlig unzureichend. Shell habe nicht einmal die konzerneigenen Vorgaben für Gesundheitsschutz und Sicherheit eingehalten. Dem UNEP-Bericht zufolge könnte die Aufräumaktion in Nigeria die größte der Geschichte werden. In einem Dorf im Westen des Gebietes, das größer als Bayern ist, wurden Werte des krebserregenden Giftes Benzen gemessen, die den von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschlagenen Höchstwert um das 900fache überschreiten. Auf dem Grundwasserspiegel, aus dem sich die Trinkwasserbrunnen speisen, wurden bis zu acht Zentimeter starke Schichten mit Raffinerieöl gemessen. (dpa/beg)
900fache Krebsgefahr: Schwere Ölverschmutzung durch Shell

Die Schäden und Gefahren durch schonungslose Erdölförderung im Nigerdelta werden erst in 30 Jahren behoben sein. Davon geht ein UN-Bericht aus, der deutlich negativer ausfiel als erwartet. Darin ist unter anderem von schmutzigem Trinkwasser und verseuchten Böden die Rede.