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Intertabac: Interview mit Raphaël Moreau über Trends und Top-Produkte

12.05.2023 11:05 Uhr | Lesezeit: 4 min
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Raphaël Moreau, Leitender Analyst bei Euromonitor International und Referent auf der Intertabac 2023.
© Foto: Intertabac

Im Vorfeld des Messestarts der Intertabac am 14. September 2023, sprach Raphaël Moreau, Leitender Analyst bei Euromonitor International, mit der Intertabac über die aktuellen Trends, wirtschaftliche Entwicklungen und den Einfluss neuer Produkte auf globale Absatzmärkte. Im Herbst ist er als Referent auf der Weltleitmesse zu Gast.

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Wie hat sich der weltweite Absatz am Zigarettenmarkt entwickelt? Wo liegen die wichtigsten geografischen Unterschiede im Wachstumskurs?

Moreau: Der weltweite Zigarettenabsatz sowohl im legalen als auch im illegalen Bereich ist zwischen 2016 und 2021 um insgesamt 350 Milliarden Stangen zurückgegangen. Während acht Regionalmärkte einen Rückgang von mehr als zehn Milliarden Stangen erlebten, war in lediglich drei Regionen – nämlich in Brasilien, China und Ägypten – ein Anstieg von mehr als zehn Milliarden Stangen zu verzeichnen. Spitzenreiter war China mit einem Anstieg von über 30 Milliarden Stangen. Das zeigt, dass die Corona-Pandemie erfolgreich überstanden wurde.
In den Industrieländern war der Absatzrückgang bei Zigaretten am stärksten ausgeprägt: Allen voran wurde in Japan ein Minus von 80 Milliarden Stangen beziehungsweise zwölf Prozent berichtet. Das ist in erster Linie als Ergebnis einer starken Verlagerung hin zu Heiztabakprodukten (HTP) zu sehen. Augenscheinlich ist der Rückgang beim Zigarettenumsatz in Japan zu mehr als 50 Prozent auf die Kannibalisierung durch Heiztabak zurückzuführen. Dabei handelt es sich um eine Entwicklung, die in anderen Industrieländern, darunter auch Neuseeland, ebenfalls zu beobachten ist.
In den meisten Märkten ist der Rückgang des Zigarettenabsatzes jedoch nach wie vor mehrheitlich nicht auf eine Verlagerung zugunsten anderer Kategorien zurückzuführen, sondern auf das Marktumfeld beziehungsweise insbesondere auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, nämlich auf die Erhöhung der Verbrauchsteuern sowie auf sozioökonomische Faktoren wie gestiegene Lebenshaltungskosten oder soziokulturelle Entwicklungen.

Geht man davon aus, dass Heiztabakerzeugnisse weiterhin eine wachsende Rolle unter den Alternativen zu Zigaretten spielen werden?

Die Markteinführung noch preiswerterer Heiztabakgeräte in jüngster Zeit dürfte bei erwachsenen Rauchern ein immer breiteres Publikum ansprechen, das sonst weiterhin beim Zigarettenkonsum bleiben würde. So hat Philip Morris International (PMI) 2023 die erschwinglichere IQOS Iluma One nach der erfolgreichen Einführung in der Schweiz in der zweiten Jahreshälfte 2022 zusätzlich in sein europaweites Angebot aufgenommen. Ende 2022 brachte das Unternehmen außerdem eine erschwinglichere Version seines Heiztabakprodukts Bonds by iQOS auf den Philippinen auf den Markt. Bei der Umsetzung des Ziels von PMI, bis 2025 mehr als 50 Prozent seines Umsatzes mit rauchfreien Produkten zu erzielen, werden diese Produkteinführungen eine ganz wichtige Rolle spielen. Nach der Ende 2022 bzw. Anfang 2023 erfolgten weltweiten Einführung der preislich überaus attraktiven Hyper X2-Geräte durch British American Tobacco (BAT) ist im Jahr 2023 eine Verschärfung des Wettbewerbs im Bereich Heiztabakerzeugnisse abzusehen.

Wird sich der Anstieg von Einweggeräten im Jahr 2023 und in den Folgejahren fortsetzen?

Unter den Vape-Produkten war 2022 bei den zuvor als Nischenprodukt geltenden geschlossenen Einwegsystemen ein exponentielles Wachstum zu verzeichnen, das auf eine höhere Verfügbarkeit sowie auf tiefe Preise zurückzuführen ist. Nach dem Markteintritt der Marke Puff Bar im Jahr 2020 wurde die Kategorie auch durch den raschen Aufstieg von Elfbar beflügelt. Da dieser Anstieg vor allem auf die wachsende Beliebtheit unter Jugendlichen zurückzuführen ist, bei denen die große Vielfalt an fruchtigen Geschmacksrichtungen besonders gut ankommt, sind die Gesundheitsbehörden hellhörig geworden. Den Bemühungen, einen restriktiveren rechtlichen Rahmen für diese Produkte zu schaffen, wird das wahrscheinlich Nachschub verleihen. Die undurchsichtige chemische Zusammensetzung der Liquids und der Einsatz von künstlichem Nikotin, für das keine Gesundheitsstudien vorliegen, tragen ebenfalls zum Bedenken der Gesundheitsbehörden bei.
Darüber hinaus hat die Europäische Kommission im Jahr 2022 einen Gesetzesvorschlag auf den Weg gebracht, der sich mit dem Design, der Herstellung und dem Recycling von Batterien befasst und auf ein mögliches Verbot von nicht wiederaufladbaren Einwegbatterien abzielt, wodurch solche Geräte möglicherweise ins gesetzliche Abseits geraten könnten. Trotz dieser Unwägbarkeiten verdeutlicht die europaweite Einführung von Vuse Go durch British American Tobacco (BAT) Anfang 2023 den Anreiz für die größten Tabakunternehmen, in diese Kategorie einzusteigen, selbst wenn sich der derzeitige Boom als kurzlebig erweisen sollte.

Sollen neben den Nikotinprodukten, die in letzter Zeit für Schlagzeilen gesorgt haben, auch Tabakbeutel zukünftig einer strengeren Regulierung unterworfen werden?

Obwohl Tabakbeutel von den Aufsichtsbehörden möglicherweise verstärkt unter die Lupe genommen werden könnten, dürften sie vergleichsweise besser abschneiden als geschlossene Einwegsysteme, zumal sie offenbar nicht so stark mit dem Konsum durch Jugendliche in Verbindung gebracht werden. Auch ihre Nachhaltigkeit ist nicht so sehr ein Thema. Nach der Übernahme von Swedish Match im Jahr 2022 hat PMI ehrgeizige Pläne für die Marke Zyn in Bewegung gebracht. Dazu zählen etliche Markteinführungen in letzter Zeit, darunter insbesondere die Einführung von Zyn Pearls im November 2022. Die neue Produktreihe enthält Hunderte beschichtete Mikroperlen, die Nikotin und Aromastoffe als Füllstoff im Inneren des Beutels enthalten, um eine schnellere und intensivere Freisetzung von Nikotin und Aromastoffen zu ermöglichen.
Der Tabakkonzern Scandinavian Tobacco Group hat Ende 2022 als neuester Anbieter Nikotinbeutel auf den Markt gebracht und vertriebt diese in Großbritannien unter der Marke Ström. Ström ist ein pflanzliches Produkt auf Harzbasis mit einem Behälter aus Kiefernöl, das aus Kiefernresten gewonnen wird, und steht damit für Nachhaltigkeit.

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