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Franchising: Wachstumsmodell mit Zukunft

25.09.2023 00:01 Uhr | Lesezeit: 4 min
Eine Außenansicht des Restaurants Ruffs Burger neben einer Shell Tankstelle
Mit Ruff´s Burger hat die Gustoso Gruppe ein erstes Restaurant an einer Tankstelle eröffnet.
© Foto: Gustoso Gruppe

Wenn in Zukunft an Tankstellen vermehrt Strom geladen wird, erhöht sich zwangsläufig auch die Aufenthaltsdauer der Kunden. Zeit, die sie beispielsweise zum Essen und Trinken nutzen können. Für Tankstellenbetreiber werden daher gastronomische Angebote immer interessanter. Neben den Konzepten der Mineralölgesellschaften rücken daher auch gastronomische Franchisesysteme verstärkt in den Fokus der Aufmerksamkeit.

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Franchising ist in der Systemgastronomie – vor allem bei Fast Food – ein beliebtes und bewährtes Wachstumsmodell. Unter dem englischen Begriff versteht man ein auf Partnerschaft basierendes Vertriebssystem, bei dem die Franchisenehmer als selbstständige Unternehmer auf Grundlage eines Franchisevertrags ein erprobtes Konzept – also den Namen, das Design und die Geschäftsidee – gegen eine Gebühr nutzen dürfen. In Deutschland gibt es rund 930 aktive Franchisegeber, die zusammen mit ihren mehr als 144.000 Franchisenehmern und 814.000 Mitarbeitern im Jahr 2022 einen Umsatz von mehr als 142 Milliarden Euro erwirtschaftet haben.

Gute Stimmung in der Branche

Der Deutsche Franchiseverband (DFV) als Interessenvertretung der deutschen Franchisewirtschaft zählt aktuell rund 450 Mitglieder. Unter anderem erhebt der Verband den Franchise Klima Index zur Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage innerhalb der Mitgliedsunternehmen. Demnach war die Stimmung der Branche im ersten Halbjahr 2023 deutlich besser als noch in der zweiten Hälfe des Jahres 2022: Der Index stieg um sieben Prozentpunkte auf 133 Prozent an. "Die aktuelle Geschäftslage wird damit bei den im Deutschen Franchiseverband organisierten Unternehmen deutlich positiver bewertet als noch vor sechs Monaten", fasst Geschäftsführer Jan Schmelze die Ergebnisse zusammen.

Die Stärke des Geschäftsmodells Franchise macht sich in der Krise bemerkbar, davon sind laut Index 93 Prozent der befragten Franchisesysteme überzeugt. Als Gründe dafür werden Zusammenhalt, Loyalität und Gemeinschaft ebenso genannt wie höhere Effizienz, Flexibilität und Dynamik sowie die Minimierung von Risiken durch etablierte Marken angegeben.

"Beim Franchising werden Prozesse durch den kontinuierlichen Wissenstransfer und klar definierte Qualitätsstandards sichergestellt", erklärt Schmelze, was die Systeme erfolgreich macht. "Die meist bekannten, beliebten und im Markt etablierten Marken sorgen mit ihrer Sogwirkung für erhöhte Kundenströme und damit stetig wachsende Umsätze."

Die Franchisenehmer profitieren außerdem von zahlreichen Dienstleistungen der Franchisezentrale – von der Unterstützung der Standortsuche und Finanzierung über Wareneinkauf und Personalschulung bis hin zu Sortimentsgestaltung, Marketing und Eröffnungsmanagement. Rascher Markteintritt, ein minimiertes Gründungsrisiko sowie die vorhandene ausgereifte Marketingstrategie gelten als weitere Argumente für eine Selbstständigkeit per Franchising.

Nachteile von Franchising

Die Vorteile einer Franchisepartnerschaft liegen also auf der Hand. Doch wer die aktuelle Berichterstattung verfolgt, stößt auch immer wieder auf Probleme, die sich bei Franchiseunternehmen ergeben, wenn sich beispielsweise ein Franchisenehmer nicht an die Standards hält – jüngster Fall: Burger King – oder Franchisenehmer sich vom Franchisegeber nicht fair behandelt fühlen, wodurch vor Jahren die Sandwich-Kette Subway in die Schlagzeilen geriet. Dann leiden alle Partner unter der negativen Aufmerksamkeit in den Medien – auch diejenigen, die sauber nach den Standards arbeiten und damit gutes Geld verdienen.

Grundsätzlich sollten sich angehende Franchisenehmer auch darüber im Klaren sein, dass eine Systemgastronomie nicht der Ort für kreative Selbstverwirklichung ist: Die festgelegten Produkte und Prozesse gelten zum Schutz der Marke für alle Standorte. Wer Lizenznehmer einer Pizzakette sein will, kann auch als selbstständiger Unternehmer nicht auf eigene Faust zusätzlich Döner verkaufen oder mit Rezepturen experimentieren.

Jan Schmelzle
Jan Schmelzle, Geschäftsführer des Deutschen Franchiseverbandes. 
© Foto: DFV

Systemcheck für drei Jahre

Bei der Auswahl des passenden Konzepts ist deshalb ebenso viel Sorgfalt angebracht wie bei der Suche nach neuen Partnern durch die Franchisegeber: "Die Entscheidung für ein System sollte man nicht überstürzen", empfiehlt DFV-Geschäftsführer Schmelzle und verweist auf die Zertifizierung durch den Deutschen Franchiseverband. "Dabei schauen wir uns das System ganz genau an, prüfen die Verträge und die Handbücher und befragen die bestehenden Franchisenehmer in einer anonymen Erhebung." Wer den sogenannten Systemcheck des DFV besteht, darf das entsprechende Siegel für drei Jahre tragen.

Tankstellen sieht Schmelzle grundsätzlich als interessante Standorte für Gastronomie-Unternehmen, die per Franchising expandieren wollen. Er präzisiert: "Die Integration bekannter Marken in das Tankstellenkonzept hat vielerlei Vorteile für den Betreiber. Wie herausfordernd sich dies gestaltet, hängt natürlich von den individuellen Konzeptmaßgaben ab, auch in Bezug auf die Einarbeitung des Personals sowie die übergeordnete Marketingstrategie des Standorts. Bei Anpassungen dieser Art unterstützt jedoch der Systemgeber, der ja im Zusammenspiel mit den Franchisepartnern erprobt ist."

Für Tankstellen vergleichsweise bequem

Eine Partnerschaft mit einem gastronomischen Franchisekonzept könnte dementsprechend für Tankstellenunternehmer ein vergleichsweise bequemer Weg zur Erschließung zusätzlicher Umsatzpotenziale sein. Zumindest für Eigentümer, die selbst entscheiden können, ob sie an ihrem Standort eine entsprechende Partnerschaft mit einem Franchisegeber eingehen wollen.

Für Tankstellenpächter sind die Hürden allerdings höher, ihre Auswahl ist in der Regel auf die selbst entwickelten Gastronomie- und Backshop-Konzepte der jeweiligen Mineralölgesellschaft beziehungsweise deren Partner beschränkt: "Den individuellen Abschluss eigener Franchisepartnerschaften durch unsere Tankstellenpartner sieht das Vertragsverhältnis nicht vor", bestätigt Annika Schön, Sprecherin Total Energies Marketing Deutschland. Das Unternehmen testet selbst regelmäßig eigene neue Konzepte und Kooperationen mit bekannten Markenpartnern aus den Bereichen Gastronomie und Convenience und führt diese im Erfolgsfall in seinem Netz ein. "Dabei stehen wir in engem Austausch mit unseren Tankstellenpächtern, deren Feedback, Ideen und Erfahrungen vor Ort in die Konzeptionierung des jeweiligen Standorts einfließen", berichtet Schön.

Durchaus an Tankstellen interessiert

Aufseiten der Gastronomen ist das Interesse an Partnerschaften mit Mineralölgesellschaften oder Tankstellenpächtern durchaus vorhanden: "Unsere Konzepte sind prinzipiell sehr gut geeignet, um eine Ladepause zu einem genussvollen Moment zu machen", unterstreicht Andreas Reitz, Director Business Development & Expansion bei der Gustoso Gruppe, die mit verschiedenen Marken wie Ciao Bella oder Cotidiano am Markt aktiv ist. "Wir haben uns mit der Thematik bereits vor knapp zwei Jahren auseinandergesetzt und durchgespielt, wie unsere Marken an einem völlig neu konzipierten Verkehrsknotenpunkt mit großem Ladekonzept funktionieren würden. Inhaltlich hat das sehr gut gepasst." Obwohl es bisher nicht zu einer Umsetzung kam, ist Reitz für alles offen: "Wir sind gespannt, was der Fortschritt in der Zukunft so bringt."

Die hohe Frequenz macht Tankstellen ebenfalls für Quickservice-Systeme attraktiv. Ein solches System ist zum Beispiel Pommes Freunde: "Unser Konzept eignet sich für Tankstellen besonders gut aufgrund der schnellen Skalierbarkeit", führt Gründer und Geschäftsführer Sebastian Petz an. "Es benötigt vergleichsweise wenig Personal und ermöglicht so eine auskömmliche Rendite bei moderaten Verkaufspreisen. Die Stores sind zudem auf fast allen Flächen umsetzbar und bieten Gerichte, die bei allen Kundengruppen und Altersgruppen beliebt sind."

Schon in Tankstellen aktiv: Coffee Fellows

Viel Erfahrung mit der Präsenz an Tankstelle und Raststätte hat man bei der Kaffeebar-Kette Coffee Fellows, die bereits an 138 Standorten die Autofahrer mit Kaffee-Spezialitäten und Snacks versorgt. "Unser Konzept punktet hier mit einfachem Handling und durchoptimierten Prozessen, es kann von einem einzigen Mitarbeiter betrieben werden", erklärt Kolja Mühlberger, Digital & Business Development. "Darüber hinaus verschaffen wir der Tankstelle mit unserer Kaffeekompetenz einen USP im Wettbewerb mit anderen Standorten. Über unsere Coffee-Fellows-App kommt die Tankstelle zudem aufs Handy der Kunden und wird Teil der Coffee-Fellows-Familie."

Auch Marc Elsner, Director Development Germany beim weltgrößten Pizzalieferdienst Domino's, sieht in Tankstellen als Standorte für die Expansion der Marke Potenzial. "Wir wollen mittelfristig auf 1.000 Stores in Deutschland wachsen und würden dazu sehr gerne auch Partnerschaften mit Mineralölgesellschaften oder Tankstellenbesitzern eingehen." Nicht nur die Frequenz und Verweildauer seien für das Konzept von Vorteil, sondern auch die Parkplätze. "Besonders spannend finden wir die Idee", fährt Elsner fort, "ehemalige Werkstätten oder Garagen gastronomisch zu nutzen. Wir wissen aus dem Markt, dass hier durch Leerstand bares Geld verloren geht. Darüber sollte man miteinander sprechen."

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