Die Elektromobilität verändert die Rolle der Tankstellen. Neben klassischen Kraftstoffen müssen Betreiber heute auch Ladevorgänge für Elektrofahrzeuge anbieten und in ihre betrieblichen Abläufe einbinden. Diese Umstellung ist komplex, denn das Laden unterscheidet sich technisch, organisatorisch und abrechnungstechnisch vom Tanken. Unterschiedliche Anbieter, separate Systeme und eingeschränkte Zahlungsmöglichkeiten erschweren den Betrieb. Für Kunden führt das häufig zu einem unübersichtlichen Ladeprozess, für Tankstellen zu zusätzlichem Aufwand in Schulung, Service und Abrechnung.
Eine zentrale Herausforderung für Tankstellenbetreiber besteht darin, Ladevorgänge in bestehende Kassensysteme und Preisstrukturen zu integrieren. Ziel ist es, das Laden von Strom so einfach zu gestalten wie den Verkauf von Kraftstoffen. Kundinnen und Kunden sollen die gleichen Zahlungsmethoden nutzen können, während Betreiber den gesamten Prozess über ein vertrautes System steuern. Gleichzeitig müssen Zuverlässigkeit, Sicherheit und Transparenz gewährleistet sein, um E-Mobilität als festen Bestandteil des Tankstellenangebots zu etablieren.
Einheitliche Systeme und vereinfachte Abläufe
Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde an den Tankstellen von Mundorf Mineralölhandel eine Lösung umgesetzt, die diese Herausforderungen gelöst hat. Grundlage ist eine technische Integration der Ladesoftware von Vaylens in das Kassensystem von HUTH Elektronik Systeme. Über eine standardisierte Kommunikationsschnittstelle, einen sogenannten OCPP Proxy, werden die Ladesäulen in das Kassennetz eingebunden. Auf diese Weise lassen sich Ladevorgänge, Kraftstoffverkäufe und Shopumsätze in einem gemeinsamen System abbilden.
Diese Integration ermöglicht es, Preise für Strom analog zu Kraftstoff- und Shoppreisen direkt im Kassensystem festzulegen. Gleichzeitig werden sämtliche Zahlungsmittel unterstützt, darunter Bargeld, EC- und Kreditkarten sowie Flotten- und Tankkarten. Für Betreiber entfällt der Aufwand, sich mit separaten Abrechnungssystemen auseinandersetzen zu müssen. Auch bei technischen Störungen bleibt der Service vor Ort gewährleistet, da Mitarbeitende über das Kassensystem auf Ladevorgänge zugreifen und grundlegende Fehler beheben können.
Das Konzept führt zu einer Vereinfachung im täglichen Betrieb. Der gesamte Zahlungsprozess erfolgt über ein zentrales System, wodurch einheitliche Rechnungen für Privat- und Firmenkunden möglich sind. Letztere profitieren von einer kombinierten Abrechnung für Strom- und Kraftstoffverbräuche, was den administrativen Aufwand reduziert und die Transparenz erhöht.
Kontrolle über Margen und Tarife
Die Integration von E-Ladevorgängen in bestehende Systeme schafft zudem Planungssicherheit. Betreiber können die Preisgestaltung eigenständig vornehmen und behalten die Kontrolle über Margen und Tarife. Die Verbindung aus bewährter Kassentechnik und digitalem Lade-Management reduziert die Eintrittsbarrieren in die Elektromobilität und unterstützt die Weiterentwicklung der Tankstelle zum Mobilitätsknotenpunkt.
Ergebnisse und Ausblick
Das Pilotprojekt zeigt, dass sich Ladeinfrastruktur ohne großen technischen oder organisatorischen Aufwand in den Tankstellenbetrieb einfügen lässt. Die Kombination aus Kassentechnologie, Software und praktischer Umsetzung ermöglicht eine hohe Systemstabilität, einfache Bedienung und ein einheitliches Kundenerlebnis.
Das Fazit: E-Mobilität lässt sich erfolgreich in den Tankstellenalltag einbinden, wenn technologische Integration, einfache Bedienbarkeit und Kundenservice zusammen gedacht werden. Das Beispiel zeigt, wie Digitalisierung und Elektromobilität den Wandel der Tankstelle vom reinen Versorgungsort zum umfassenden Mobilitätspartner ermöglichen.
Der Autor: Philipp Nobis, Head of Product & Partner Management bei Vaylens.