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Porträt: Synergie in Pink

12.03.2016 10:30 Uhr
Porträt: Synergie in Pink
Manfred Hoffmann hat viel zu tun in seinem Familienbetrieb. An der Kasse springt er nur im Notfall ein.
© Foto: Annika Beyer

Manfred Hoffmann ist Herr über eine Tankstelle, eine Werkstatt und einen Taxibetrieb. Von der Konkurrenz am Markt hebt sich sein Hamburger Familienunternehmen durch eine auffällige Farbgestaltung ab.

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Pinkes Dach, pinke Zapfsäulen, pinke Regale im Shop, sogar die Mülleimer sind pink. Wer jetzt in Klischees denkt, erwartet wahrscheinlich ein zierliche blonde Frau auf High Heels, mit engem Rock und blondgefärbten Haaren. Doch Betreiber dieser Tankstelle im Norden von Hamburg ist Manfred Hoffmann, ein mittelgroßer bärtiger Mann mit kleinem Bauchansatz, sympathischem Lächeln und Hamburger Dialekt.

Diesem hanseatischen Dialekt und nicht etwa der Farbe verdankt seine Station auch ursprünglich ihren Namen „Pink Tank“. „Hier bei uns in Norddeutschland bedeutet Pinke Geld. Wir wollten als kostengünstige Tankstelle bekannt werden und haben uns deshalb den Spruch ‚Pinke sparen‘ überlegt“, erzählt der 69-Jährige. Und daraus sei die Idee entstanden, die gesamte Tankstelle einfach pink zu gestalten.

Betriebstankstelle öffnet die Tore

Notwendig wurde die Umgestaltung 1996. Zu diesem Zeitpunkt existierte die Station bereits vierzig Jahre, erst unter dem Logo von Shell, dann unter Avia, bis sich das Unternehmen aus Hamburg zurückzog, und zuletzt als freie Tankstelle. Schließlich übernahm Hoffmann die Anlage Ende der 80er Jahre als Betriebstankstelle für seinen Taxibetrieb, den er in den 70er Jahren gegründet hatte. Als sich dann in den 90er Jahren die Umweltauflagen verschärften und eine flüssigkeitsdichte Fahrbahn Pflicht wurde, stand Hoffmann vor der Entscheidung, die Tankstelle zu schließen oder als öffentliche weiterzubetreiben.

Er entschied sich für die zweite Option und verwandelte die vormals schlichte weiße Station in einen Hingucker in Pink. „Das hat super eingeschlagen und wir haben richtig gute Umsätze gemacht“, erinnert sich Hoffmann. „Die Farbe hat natürlich den Bekanntheitsgrad erhöht. Deshalb und weil wir damals die einzige preisgünstige Tankstelle waren, sind die Leute sogar aus anderen Stadtteilen zu uns gekommen."

Neben der Umfärbung auf Pink, der Modernisierung des Dachs und der Installation neuer Zapfsäulen ließ Hoffmann seinen Shop renovieren und erweiterte das Sortiment, wie es zahlreiche Tankstellen vor der Jahrtausendwende gemacht haben. Doch viele Gestaltungsmöglichkeiten bleiben in dem etwa fünf mal fünf Meter großen Raum nicht: Jeder Zentimeter wird für Essen, Getränke und Automobilzubehör genutzt. Nur ein schmaler Gang führt vom Eingang um ein in der Mitte des Raums platziertes Regal zur Kasse, hinter der man den Mitarbeiter vor lauter Süßigkeiten und Tabakprodukten fast nicht mehr sieht.

Deshalb nutzt Hoffmann zusätzlich die Bereiche außerhalb des Shops und zwischen den fünf Zapfpunkten, um Produkte wie Grillkohle, Bier und Kanisterware zu platzieren. Dieses ausgelagerte Sortiment ist dafür verantwortlich, dass die Tankstelle rund um die Uhr geöffnet ist. „Natürlich könnten wir von ein Uhr nachts bis in der Früh um fünf schließen. Aber es dauert etwa eine Stunde, die ganzen Sachen wieder reinzuräumen. Das lohnt sich gar nicht“, ist der Hamburger überzeugt. Deshalb nutzt der Nachtkassierer die ruhige Zeit, um Auffüll- und Reinigungsarbeiten zu erledigen.

Trotz Umsatz: „Katastrophenjob“

Das Gebäude zu vergrößern, ist wegen der Baugrenzen nicht möglich, bedauert Hoffmann: „Der Shop ist zwar klein, trotzdem machen wir hier richtig guten Umsatz.“ Insgesamt sei es jedoch immer schwerer geworden, mit einer Tankstelle Geld zu machen. „Bis 2000 war das ja alles noch ganz nett, heute verdient man aber kaum mehr Pinke damit“, sagt der 69-Jährige, der seine Arbeit auch als „Katastrophenjob“ bezeichnet.

Trotzdem würde Hoffmann den Schritt noch einmal gehen, denn er hat einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zu vielen anderen Betreibern: Neben der Tankstelle und dem Taxibetrieb mit etwa 30 Fahrzeugen, den inzwischen Hoffmanns Sohn leitet, hat er ein drittes Standbein aufgebaut: eine Werkstatt. Hier können Autofahrer einfach nur kurz das Öl nachschauen lassen, ihre Reifen einlagern oder ihre Autos für größere Reparaturen vorbeibringen. Dabei hilft wieder der auffällige Name der Tankstelle: „Eigentlich heißt unsere Werkstatt HMH Autoreparatur, aber alle sagen nur: ‚Ich gehe zur Pink Tank‘. Der Name steht inzwischen für das ganze Unternehmen“, erzählt Hoffmann.

Ein weiterer Synergieeffekt: Die Werkstatt hat sich auf die Umrüstung von Fahrzeugen auf Autogas spezialisiert, das die Autofahrer seit 2001 gleich nebenan tanken können. Auch die Taxis werden mit Autogas betrieben. Und die etwa dreißig Mitarbeiter des Familienunternehmens arbeiten zum Teil ebenfalls übergreifend, beispielsweise als Taxifahrer und an der Tankstelle. „Es macht Spaß, dass das alles funktioniert und so gut ineinanderläuft“, freut sich Hoffmann, der damit der beste Beweis dafür ist, dass sich Mut zur Farbe auszahlen kann.

(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Ausgabe 3/2016 von Sprit+.)

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