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Interview: Wenn "undenkbar" zu ­"Realität" wird

10.12.2023 08:22 Uhr | Lesezeit: 3 min
Johannes Martens
Johannes Martens hat Antworten gegeben, die ebenso ehrlich wie informativ sind.
© Foto: Ryd

Johannes Martens ist COO und Mitgründer von ryd Deutschland. Sprit+ wollte von ihm wissen, wo Mobile Payment in Deutschland aktuell steht.

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Sprit+: Herr Martens, wo steht Deutschland beim Mobile Payment im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?

Johannes Martens: Die Realität von Mobile Payment in Deutschland ist deutlich besser als sein schlechter Ruf. Auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich teils noch hinterherläuft, hat sich in den letzten Jahren doch extrem viel getan. Eine GfK-Studie von Mastercard zeigt: Die Akzeptanz nimmt rapide zu. Und auch bei ryd spüren wir diesen Trend.

Das heißt, Mobile Payment ist in der Bevölkerung angekommen?

"Die Bevölkerung" als homogene Gruppe gibt es nicht mehr. Fast die Hälfte der 18- bis 39-Jährigen hat bereits mit dem Telefon bezahlt. Und ist damit maßgeblich verantwortlich für den Wandel des Bezahlens.

Aber die GfK-Studie zeigt auch: Mobile Payment wächst in allen Altersschichten. Smartphones wurden in fast allen Altersschichten zum ständigen Begleiter im Alltag und haben damit Stück für Stück gelerntes Verhalten verändert. Wir schreiben Briefe digital, verlieben uns digital und bezahlen jetzt eben auch an der Tankstelle digital. Zwischen "undenkbar" und "Realität" liegen dabei mitunter nur wenige Monate.

Smartphones haben die Türen für Mobile Payment weit aufgestoßen und haben Akzeptanz für neue digitale Zahlungsmöglichkeiten geschaffen. Davon profitiert jetzt auch ryd und In-Car-Payment. Diese Grundlagen erlauben in Zukunft umso schnelleres Wachstum.

Wir schreiben digital Briefe, verlieben uns digital und bezahlen jetzt eben auch digital

In-Car-Payment ist eine Form des Mobile Payment. Auf welchem Level der Entwicklung stehen wir?

In-Car-Payment ist nicht eine Form des Mobile Payment, sondern wird schon sehr bald DIE Form des Mobile Payment im Bereich Mobilität sein. Alle acht Sekunden läuft aktuell ein Auto vom Band, das ryd-enabled ist.

Die Grundlagen sind geschaffen. In den nächsten Monaten und Jahren werden wir erleben, wie aus Nische Alltag wird.

Kann ich auch Ladestrom via In-Car-Payment bezahlen? Falls ja, wo ist hier der Vorteil? Die Schnelligkeit kann es ja nicht sein, weil der Ladevorgang ohnehin viel länger dauert als das Tanken fossiler Kraftstoffe.

Mit In-Car-Payment kann und wird man in Zukunft sehr viel bezahlen können. Ryd konzentriert sich dabei in naher Zukunft auf die fahrzeugnahen Dienste wie Fueling, Charging oder Washing. Unser offenes Ökosystem hilft uns dabei, flexibel auf die Marktanforderungen zu reagieren.

Irgendwann wird es dabei nicht mehr nur um Zeitersparnis gehen, sondern vor allem um Komfort. Alle Zahlungen rund um das Thema Auto laufen im Auto zusammen und werden dort gesammelt. Als Fahrer kann ich sicher sein, dass meine Zahlungsart auch an dieser Ladesäule akzeptiert wird.

Zusätzlich ergeben sich durch den Austausch der Fahrzeugdaten ganz neue Möglichkeiten. Das Auto kann somit schon im Voraus ganz genau sagen, wie lange der Ladevorgang dauert beziehungsweise wie viel er kosten wird.

Mercedes hat In-Car-Payment bereits in die Dashboards integriert. Welche zwei Fahrzeughersteller folgen als Nächstes?

Mit Skoda und BMW sind seit diesem Quartal zwei weitere Fahrzeughersteller mit ryd unterwegs. Zu sehen, wie mehr und mehr Fahrzeughersteller auf ryd und In-Car-Payment setzen, zeigt auch, welche Bedeutung das Thema für die Branche hat.

Wird In-Car-Payment die Norm werden?

Wir alle haben die schnelle Durchdringung von Tap to Pay bei Kreditkarten oder Google/Apple Pay erleben dürfen. Nach einer Phase mit wenig Wachstum zu Beginn hat sich dieses Verhalten nun am Terminal in der breiten Masse aufgrund der Einfachheit und Schnelligkeit durchgesetzt. Durch das Anzeigen der richtigen Information zur richtigen Zeit in der Head Unit und einen vollständigen Bezahlvorgang mit nur zwei Klicks revolutioniert das In-Car-Payment das bisherige Mobile Payment, welches noch eine App-Installation und jedes Mal das manuelle Öffnen voraussetzt.

Was passiert als Nächstes im Payment-Markt?

Der Trend wird noch mehr in Richtung Convenience gehen. Durch die native Integration des Bezahlprozesses wird der Kunde diesen in Zukunft fast nicht mehr wahrnehmen: maximaler Komfort bei minimalem Aufwand. Natürlich unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsstandards.

Ryd ist auf dem Mobility Payment Forum der Uniti als Silber Sponsor dabei, hält aber keine Bühnenrede mehr. Warum?

Leider passen die drei Fahrzeuge von Mercedes, BMW und Skoda nicht gleichzeitig auf die Bühne!

Nein, Spaß beiseite: Das Mobility Payment Forum ist eine der wichtigsten Veranstaltungen der Branche und wir sind dankbar für die Sichtbarkeit, die wir durch das Forum bei unseren Partnern gewonnen haben. Das wollen wir unterstützen und sind natürlich auch vor Ort, um alle unsere Partner zu treffen und die nächsten Schritte in unseren Kooperationen zu besprechen.

Wenn wir ganz ehrlich sind: Viele Bühnenreden laufen nach dem gleichen Muster ab: Firma X lobt sich selbst darüber, was Firma X gemacht hat und wie toll Firma X ist. Darauf hatten wir keine Lust. Wir lassen lieber unsere Kunden und Partner wie Aral und Mastercard dort sprechen, welche Lösungen wir gemeinsam erfolgreich umgesetzt haben und wie unsere Partner davon profitieren.


Das Uniti Mobility Payment Forum

Uniti Bundesverband Energie Mittelstand und Stolte Consult laden im Januar zum Mobility Payment Forum ein. In vielen Köpfen ist die Veranstaltung noch als Cards Forum gespeichert. Nichtsdestotrotz gilt die Veranstaltung als Pflichttermin für die Tankstellen-Paymentbranche. Als europäische Institution und Branchenplattform will das Forum über den Multi Energy Mix und die Transformation des Fuel Retails informieren und zeigen, wie diese Trends die Zukunft der Mobilität beeinflussen werden. Das Mobility Payment Forum wird am 9. und 10. Januar 2024 in Hamburger Grand Elysée stattfinden.


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