Berlin soll in den nächsten Jahren zu einer internationalen Metropole für Elektromobilität werden. Rund 150 Projekte sollen dafür sorgen, dass elektrische Fahrzeuge in der Bundeshauptstadt und in ganz Deutschland in der Verbrauchergunst steigen. "Im Vergleich mit anderen europäischen Metropolen wie Paris oder London hinkt Berlin nicht hinterher", stellte Benjamin Franke vom Bundesverband eMobilität fest.
Die aktuellen Zahlen, auch bundesweit, sind noch weit entfernt von dem Ziel der Bundesregierung. Das lautet: Bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen. Die Region Berlin-Brandenburg zählt neben den Gebieten Baden-Württemberg, Bayern-Sachsen und Hannover zu den sogenannten "Schaufenster"-Regionen der Bundesregierung. Die vier Regionen sollen als Experimentierfeld für neue Technologien dienen und Deutschland zum führenden Markt für Elektromobilität machen. Rund 100 Millionen Euro, zur Verfügung gestellt von der Wirtschaft, Bundesregierung und den Ländern Berlin und Brandenburg, sollen in das Förderprogramm fließen.
Bislang ist erst etwa jeder 3.500. in Berlin zugelassene Wagen ein reines Elektroauto, ergeben Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Nur 328 der Anfang des Jahres rund 1,1 Millionen in Berlin gemeldeten Autos fahren mit voll-elektrischem Antrieb. Zählt man die angebotenen Wagen von Carsharing-Unternehmen hinzu, sind es laut der Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) immerhin knapp 1.200.
In Deutschland liefen allerdings inzwischen nirgends mehr Praxisprojekte zum Ausbau der Elektromobilität als in Berlin, stellte die Agentur eMO fest. Öffentlich zugängliche Ladepunkte sollen bis 2015 flächendeckend vorhanden sein. Derzeit sind es mehr als 220, insgesamt sollen es 1.600 werden. "Die Elektromobilität kommt, auch wenn viele noch skeptisch sind", sagte eMO-Leiter Gernot Lobenberg.
eMO arbeitet mit zahlreichen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft daran, Berlin zum geplanten "Schaufenster" zu machen. Als eines der ersten Projekte testet die Berliner Polizei bislang elf Batterieautos, davon neun auf Streife. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert, dass Elektromobilität gerade bei Versorgungsfahrzeugen und im öffentlichen Nahverkehr stärker eingesetzt wird. Berlin biete sich da als Testfeld an.
Damit Elektroautos auch für Privatkunden interessant werden, hofft Benjamin Franke vom Bundesverband, dass die deutschen Autobauer sich stärker dem Thema widmen. Bislang stammten die meisten Fahrzeuge aus Asien. "Auf dem deutschen Markt, auf dem überwiegend einheimische Fahrzeuge nachgefragt werden, ist das ein starkes Hemmnis."
Bis Ende 2014 wollen deutsche Autobauer 16 neue Modelle auf den Markt bringen. Bei Europas größtem Autobauer Volkswagen werden die ersten rein elektrischen Modelle dieses Jahr in Serie gehen, unter anderem vom Golf. BMW kommt voraussichtlich im Herbst mit seinem ersten Elektroauto i3. Daimler hat bislang neun Fahrzeugmodellen mit Batterie- und Brennstoffzellenantriebe im Programm und will in den nächsten Jahren weitere Modelle anbieten. Darunter eine neue B-Klasse. (dpa/kak)