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Pilotprojekt: OMV bringt Automatenstationen zu Aldi

02.11.2017 11:04 Uhr
Pilotprojekt: OMV bringt Automatenstationen zu Aldi
In Deutschland wird FE-Trading die Stationen neben Aldi-Märkten nicht wie in Österreich unter der Marke Diskont, sondern unter dem Namen Avanti betreiben.
© Foto: FE-Trading

Aus Österreich exportiert die OMV ein Geschäftsmodell nach Süddeutschland: Auf zehn Aldi-Parkplätzen sollen Kunden noch 2017 an Automatenstationen tanken können. Was ein Betroffener und Verbände davon halten.

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Bereits Anfang September 2017 hatte Sprit+ kurz gemeldet, dass die OMV-Tochter FE-Trading auf zehn süddeutschen Aldi-Parkplätzen Automatenstationen bauen möchte. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie nachfolgend.


Der Spätsommer wehte ein Lüftchen von den Alpen nach Deutschland. Es war nicht etwa der warme Föhnwind, sondern eher die frische Kunde, dass sich die österreichische Mineralölgesellschaft OMV mit einem Plan über das Hochgebirge traut, der in der Heimat seit 2009 umgesetzt wird. Wie beim österreichischen Ableger Hofer strebt Aldi Süd mit Hilfe einer OMVTochter an, den Kunden auf dem Parkplatz an Automatentankstellen Diesel, Super E5 und E10 anzubieten. In und um München, Stuttgart und Nürnberg sollen noch im vierten Quartal 2017 zehn Pilotstationen gebaut und eröffnet werden.

Die designierte Betreiberin der Tankstellen ist die FE-Trading Deutschland, eine 100-prozentige Tochter der österreichischen FE Trading, die seit 2016 komplett der OMV Refining & Marketing gehört. Auf dem deutschen Markt agiert FE-Trading unter der Tankstellenmarke Avanti bis jetzt an 13 Standorten – fünf davon sind Automatentankstellen –, an denen man stets die niedrigsten Preise im Wettbewerb anstrebe; zum Wohle der Kunden kalkuliere man „mit sehr geringen Margen“.

OMV-Tochter wirbt mit Tiefpreisen

Den alpenquerenden Vorstoß begründet die FE-Trading damit, dass sich Kunden zunehmend preisempfindlich zeigen würden. Ihnen werde man künftig Tiefpreise anbieten können, da der Bau und der Betrieb der Avanti-Automatenstationen wesentlich günstiger seien als bei bemannten Tankstellen. Durch das Parkplatz-Sharing mit Aldi benötige man zudem keine eigene Zufahrt, wodurch geringere Kosten für die Infrastruktur anfielen. „Zudem“, ergänzt die Unternehmenskommunikation, „wissen immer mehr Konsumenten die Vorteile des One-Stop-Shoppings zu schätzen. Automatentankstellen in unmittelbarer Nähe zu Discountern sind hier das ideale Modell.“

Einer, der das gewiss anders sieht, ist Dominikus Hörnlein. Er betreibt in Moosburg an der Isar, rund 50 Kilometer nord- östlich von München, eine freie Tankstelle. Aus einem Doppelcontainer heraus verkauft er Motoröl und Scheibenreiniger, keine Zigaretten, keine Getränke. Außerhalb der Öffnungszeiten stellt er den Betrieb auf Tankautomaten um. Im Gewerbegebiet konkurriert er ausschließlich mit einer freien Tankstelle, die an ein Autohaus angeschlossen ist – bisher. Denn auf dem 200 Meter entfernten Aldi-Parkplatz soll eine der zehn Avanti-Pilottankstellen gebaut werden.

Zwar gab die FE-Trading an, mit Aldi Süd die Pachtverträge bereits unterzeichnet zu haben, doch stehen die Genehmigungen der Behörden zum Teil noch aus. Von der Kommune Moosburg gab es indes eine klare Abfuhr: 14 von 18 Stadträten votierten gegen den Antrag. Der Bedarf sei gedeckt und die hiesigen Betreiber seien zu schützen. Das Baurecht im Gewerbegebiet lasse zwar den Neubau einer Tankstelle zu, aber nur ausnahmsweise. Eine solche Ausnahme stellte Hörnleins Station dar, die 2001 noch unter dem Vorbesitzer aus dem Wohngebiet umgesiedelt worden war. Mit großer Erleichterung verfolgte Hörnlein die Entscheidung des Stadtrates, die jedoch vom Landratsamt in Freising noch revidiert werden kann. Zum Redaktionsschluss stand das Ergebnis nicht fest.

Sollte die FE-Trading auf dem Aldi-Grundstück bauen dürfen, würde das Hörnlein schwer treffen. Die Tankstelle, die er 2012 übernahm, ist sein einziges wirtschaftliches Standbein. Existenzgefährdend könne die neue Konkurrenz werden, je nachdem welche Preispolitik sie verfolge. „Man weiß aber nicht, was die für eine Kooperation abgeschlossen haben. Geht Aldi her und nutzt die Tankstelle als PRInstrument und sagt der FE-Trading, welche Preise sie zu fahren haben?“, fragt sich Hörnlein. Denn sonst könnten die Preise kaum günstiger sein als bei ihm. „Vielleicht zahlt Aldi bei Defiziten den Differenzbetrag, die können das wegstecken“, argwöhnt Hörnlein. Zumindest in Österreich sei das nicht der Fall, erklärt FE-Trading – es bestehe eine klare Trennung. Hofer verpachte die Fläche, die FE-Trading sei für den Tankstellenbetrieb verantwortlich.

An eine Subventionierung durch Aldi mag auch Jürgen Ziegner nicht glauben. Der Geschäftsführer des Zentralverbands des Tankstellengewerbes (ZTG) sagt: „Ich kann mir nach den Erfahrungen aus Österreich nicht vorstellen, dass Aldi die Kraftstoffpreise subventioniert. Aldi sieht auch so das Zusatzangebot als Marketinginstrument und wird die Tanksäulen sicher auch nur an Filialen errichten lassen, wo ein bisher ungenutztes und damit keinen Ertrag bringendes Flächenpotenzial vorhanden ist.“

Neuer Absatzkanal für Kraftstoffe

Schon bei der Übernahme der FE-Trading mitsamt den Hofer-Tankstellen im vergangenen Jahr als auch beim jetzigen Pilotprojekt würden „mit Sicherheit zunächst Marktanteils- und Raffinerieabsatzüberlegungen eine Rolle“ spielen, glaubt Ziegner, „doch letztlich muss auch mit Automatentankstellen Geld verdient werden und das kann man dort, im Gegensatz zu guten ‚klassischen‘ Tankstellen, nur mit Kraftstoffen.“

Dass Automatenstationen in Deutschland bisher keine nennenswerten Marktanteile von den bemannten Tankstellen abgezogen haben, hänge auch mit der Effizienz des deutschen Tankstellennetzes bezogen auf die Bruttomargen in den europäischen Märkten zusammen. „Für die vergleichsweise geringen Preisabstände sind bisher nicht so viele Verbraucher bereit, sich mit Automaten auseinanderzusetzen“, meint Ziegner.

BTG-Geschäftsführer Thomas Drott hofft, dass personalfreie Stationen nicht zur Mode werden. Einzeltankstellen könnten mit diesem Modell angesichts eines sinkenden Absatzmarktes nicht wirtschaftlich sinnvoll überleben. Ihm erscheint es als unlogisch, in einen abnehmenden Markt in großem Stil zu investieren: „Preiskämpfe und sinkende Margen sind zu erwarten, wenn der Absatzmarkt unter noch mehr Anbietern aufgeteilt werden muss“, prognostiziert Drott.

Die OMV-Tochter jedenfalls wähnt die Zeit reif für das den Deutschen „ungewohnte Konzept“. Je nachdem, wie sich der Absatz entwickelt und die Kunden das Angebot annehmen, kann sich FE-Trading einen Roll-out in Deutschland vorstellen. Ziegner sieht’s gelassen: „Ich glaube nicht, dass der Vorstoß eine generelle Gefahr für freie Tankstellen darstellt.“

(Autor: Michael Simon; der Artikel erschien in Sprit+ 10./11.2017.)

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