Der Ölkonzern Shell will Geldanlagen aus Europa abziehen und künftig auf Konten in den USA verwalten. Einen entsprechenden Bericht der Zeitung „The Times“ bestätigte eine Sprecherin des Konzerns in London. Shell plant, Wertanlagen bis zu 15 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 12,2 Milliarden Euro, für die Transaktion zu prüfen. Der Großteil soll vor allem von Banken südeuropäischer Länder stammen. Eine genaue Summe nannte der Ölkonzern nicht.
„Es gab ein Umdenken hinsichtlich unserer Bereitschaft, Kreditrisiken in Europa einzugehen. Die Krise hat unsere Bereitschaft beeinflusst, uns Guthaben zu leisten.“, so der Shell-Finanzvorstand Simon Henry auf Nachfrage der „Times“.
Laut dem Bericht plant Shell das Geld in US-Staatsanleihen oder Schatzbriefe zu investieren, statt es auf Konten in Europa zu verwalten. Der Ölkonzern werde jedoch nicht seine gesamten liquiden Mittel aus Europa abziehen, sondern nur die Reserven. Es handele sich um übliche Veränderungen in der Anlagestrategie, sagte eine Shell-Sprecherin.
Shell kämpft - wie alle anderen großen privaten Ölkonzerne - derzeit mit einem sinkenden Ölpreis wegen des weltweit gebremsten Wirtschaftswachstums. Im zweiten Quartal 2012 musste der Konzern Gewinneinbußen von 53 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen.
Dieser Trend trifft die gesamte Branche. Der britische Konzern BP machte im zweiten Quartal 2012 Verluste, die weltweit größte Mineralölgesellschaft ExxonMobil kehrte durch Anteilsverkäufen zurück in die Gewinnzone. Einzig die großen staatlichen Ölkonzerne im Nahen Osten oder in Russland verzeichneten Gewinne. (dpa/anr)