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Zielstrebig weiter: Multienergie-Versorger mit breitem Convenience-Angebot

10.04.2024 08:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
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Die größten fünf Tankstellenunternehmen Deutschlands gehen den vor Jahren eingeschlagenen Weg der Transformation konsequent weiter.
© Foto: რაზმიკ ბადალიანი/Pixabay

Jedes Jahr führt Sprit+ eine exklusive Umfrage unter den fünf größten Tankstellenunternehmen Deutschlands durch. Ein Ergebnis dieses Jahr: Tankstellen werden zu Multienergie-Versorgern mit breitem Convenience-Angebot.

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Es gibt vermutlich kaum etwas, über das die Online-Plattform Statista noch keine Statistik erhoben hat. Auch das deutsche Tankstellennetz wird regelmäßig von Statista aufgearbeitet. Das für Branchenkenner wenig überraschende Ergebnis der aktuellen Erhebung: Zahlenmäßig liegt Aral nach wie vor auf Platz 1. Die Statista-Zahlen weichen allerdings von denen, die Sprit+ selbst erhoben hat, etwas ab. Der Grund dafür: Statista zählt nur Straßentankstellen. Wir von Sprit+ haben aber auch BAT (Bundesautobahn-Tankstellen), Autohöfe und reine Automatentankstellen abgefragt.

Der Bestand im Einzelnen

Trotzdem ist und bleibt Aral (siehe auch Seite 12/13) ganz oben. Der Konzern gab in der Sprit+-Umfrage rund 2.400 Tankstellen (inklusive BAT, Autohöfen und Automatentankstellen) an.

Shell belegt Platz 2 mit insgesamt 2.157 Stationen. Davon sind 1.936 Straßentankstellen, 179 BAT/Autohöfe und 42 reine Automatentankstellen.

Platz 3 beansprucht Couche-Tard mit der Kraftstoffmarke Total Energies für sich mit 1.088 Straßentankstellen, 103 BAT/Autohöfen und vier reinen Automatentankstellen. Es folgen die EG Group mit 1.129 Stationen (Straßen und Autobahntankstellen) und JET mit 688 Straßentankstellen.

JET Tankstellen liegen zwar zahlenmäßig nicht auf Platz 1, dafür aber in der Gunst der Kunden. Das Umfrageinstitut Yougov und die Tageszeitung Handelsblatt erheben einmal pro Jahr die Marke des Jahres. Zu den Kategorien, die abgefragt werden, gehören unter anderem "Preis-Leistung" und "Tankstelle". 14 Marken standen zur Wahl. Zum neunten Mal konnte JET Platz 1 in "Preis-Leistung" für sich beanspruchen. Und zur beliebtesten Tankstellenmarke wurde das Unternehmen sogar schon zum 14. Mal in Folge gewählt. Ausgewertet wurden rund 73.500 Kundenmeinungen zu mehr als 900 Unternehmen.

Im laufenden Jahr setzt JET den Fokus auf die Qualität des Tankstellennetzes. "Dies betrifft an erster Stelle Umbau und Modernisierung von Bestands-Tankstellen mit einem Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung unserer Shop- und Bistroangebote, aber auch den Bereich Autowäsche", erläutert Oliver Reichert, Manager Retail Germany JET Tankstellen Deutschland.

Darüber hinaus will JET das Thema Multi-Energy weiter ausbauen. "Dazu gehört die Ergänzung bestehender Stationen mit Ultraschnellladesäulen ebenso wie der Bau von Ladeparks an verkehrsgünstig gelegenen Standorten." Als gutes Beispiel dafür nennt Reichert den kürzlich eröffneten JET Mobilitätshub in Inning am Ammersee, über den Sprit+ in der Mai-Ausgabe (Erscheinungstermin 3. Mai) exklusiv berichten wird.

Großes Potenzial sieht Reichert auch im Unterwegs-Konsum und im Out-of-Home-Markt. Sich hier erfolgreich zu behaupten, "funktioniert nur in einer engen Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit unseren Tankstellenpartnerinnen und -partnern, die ihre Kundinnen und Kunden sehr genau kennen, uns über deren Bedürfnisse wertvolles Feedback geben und die wir unter anderem durch unsere Aus- und Weiterbildungs-Angebote auch weiterhin bestmöglich unterstützen werden", betont JET-Chef Reichert.

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Oliver Reichert, Manager Retail Germany JET Tankstellen Deutschland.
© Foto: JET

Neue Marke hält Einzug im deutschen Tankstellenmarkt

Auch Christian Howe, Geschäftsführer Circle K Deutschland, lobt Tankstellenunternehmer, die täglich ihr Bestes geben. Er will mit ihnen "in sehr engem Austausch bleiben" und offen für Ideen sein. Howe und die Tankstellenpartner erleben gerade große Änderungen. Nach der Übernahme durch das kanadische Convenience-Store-Unternehmen Alimentation Couche-Tard hält die Marke Circle K Einzug in Deutschland. Der erste auf Circle K umgebaute Shop wurde im März in Berlin offiziell eröffnet (siehe Stammheft Seite 24). Im Rahmen einer Marken- und Liefervereinbarung für das Kraftstoffgeschäft werden Tankstellen noch für mindestens fünf Jahre lang unter der Marke Total Energies betrieben. Circle K will aber das Angebot in den nächsten Jahren mit neuen Shop- und Waschkonzepten und neuem Branding erweitern und dabei sowohl Tankstellenpächter als auch deren Mitarbeiter in die Entwicklung mit einbeziehen.

"Natürlich werden wir dabei auch das Thema Multienergie nicht aus den Augen verlieren", so Howe. "Eine besondere Expertise haben wir in Sachen Erdgas, das an unseren Tankstellen zum weit überwiegenden Teil zu 100 Prozent aus Biogas besteht. Auch bieten wir LNG für den Transportsektor an einigen unserer Autohöfe an." Zudem können Kunden an über 20 Stationen Wasserstoff tanken, und auch E-Mobilität ist ein Thema. "Wir fokussieren also auf einen Multienergie-Mix an unseren Stationen, der je nach Lage der Station variieren wird", fasst Howe zusammen.

Alle(s) bereit für HVO

Zum Multienergie-Mix gehört bald auch HVO100. In einigen europäischen Ländern bietet Circle K HVO100 bereits an der Zapfsäule oder als Beimischung zu normalem Diesel (B30) an. In Irland betankt Circle K seine Lkw-Flotte mit HVO.

Grundsätzlich ist der Kraftstoff für alle ein Thema. Viele Mineralölunternehmen konnten auch schon Erfahrung mit HVO in anderen Ländern sammeln. Shell zum Beispiel hat HVO100 in den Niederlanden als Shell Renewable Diesel im Angebot.

Aral plant derzeit ein Pilotprojekt. "Der weitere Projektverlauf hängt von der gesetzlichen Freigabe in Deutschland ab", hieß es bei Aral. "Langwierige Genehmigungsverfahren machen die Integration alternativer Kraftstoffe schwierig. Von der Politik wünschen wir uns mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit."

In Sachen ultraschnelles Laden gehört Aral mittlerweile zu den führenden Anbietern in Deutschland. An über 2.300 Ladepunkten an Aral Tankstellen fließe ausschließlich zertifizierter Ökostrom. Die Zahl dieser ultraschnellen Ladepunkte soll sich bis zum Jahr 2025 mehr als verdoppeln auf rund 5.000. Im Jahr 2030 will Aral bis zu 20.000 Ladepunkte sehen. Die Investitionssumme dafür liege bei bis zu 100 Millionen Euro. Im Segment der flüssigen Kraftstoffe testet Aral derweil die eigenen CO2-ärmeren Kraftstoffe Aral Futura Super 95 und Aral Futura Diesel (wir berichteten online).

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Achim Bothe, Vorstandsvorsitzender Aral. 
© Foto: Aral

"Wir bei Aral befinden uns in der größten Transformation der Unternehmensgeschichte. Wir entwickeln uns gemeinsam mit bp von einem Mineralölunternehmen zu einem integrierten Energieunternehmen. Diese Transformation bietet die Chance, die Mobilitätswende aktiv zu gestalten, vorhandene Geschäftsfelder an die neuen Anforderungen anzupassen und neue Geschäftsfelder wie beispielsweise ultraschnelle Ladepunkte für elektrifizierte Fahrzeuge aufzubauen", sagt Achim Bothe, Vorstandsvorsitzender Aral.

Im Einzelfall geht es darum

Bezüglich der Netzentwicklung setzt Aral auf qualitatives Wachstum, also das Entwickeln und Optimieren des bestehenden Netzes. "Dazu gehören in der Einzelfallbetrachtung die Lage einer Tankstelle, das potenzielle Absatzvolumen, aber auch die Netzqualität in der Region und schließlich die bauliche Qualität", teilte das Unternehmen mit.

Die Lage einer Tankstelle spielt auch bei Shell eine entscheidende Rolle. Zwar weiß das Unternehmen sehr wohl, dass der Großteil der deutschen Fahrzeugflotte aus Verbrennern besteht, und dementsprechend wird Shell noch lange Benzin und Diesel anbieten. Aber gleichzeitig soll die Zahl der Ladesäulen sowohl an als auch abseits von Tankstellen zunehmen. Einige Stationen, vor allem innerstädtische, baut Shell zu reinen Ladestationen um. "Anders sieht es bei Autohöfen aus, die den Schwerlastverkehr im Fokus haben. Hier werden neben der Elektromobilität auch Alternativen wie Bio-LNG oder Wasserstoff wichtige Rollen im Energie-Mosaik der Zukunft spielen", teilt Shell mit.

Shell beklagt fehlende Normen

Neben den eben genannten Kraftstoffen hat Shell auch LPG und Wasserstoff im Angebot. Man sei davon überzeugt, dass die Dekarbonisierung des Transportsektors nur gelingt, wenn vermehrt Biokraftstoffe - insbesondere in der Bestandsflotte - Anklang finden, und könne sich auch höhere Beimischungsgrenzen für Benzin und Diesel vorstellen. "Dafür fehlt es aktuell jedoch sowohl an der erforderlichen EU-Norm als auch nachgelagert an der entsprechenden deutschen Norm und gesetzlichen Regelung", sagt Shell-Pressesprecherin Cornelia Wolber. "Ebenso wäre es wünschenswert, wenn die Energiesteuer die THG-Vorteile von Biokraftstoffen gegenüber ihren fossilen Alternativen berücksichtigen würde und die Energiesteuer für biogene Kraftstoffe entsprechend geringer ausfallen würde. Hierzu bedarf es einer Anpassung der Energy Taxation Directive auf europäischer Ebene. Im nationalen Bereich spielt insbesondere die THG-Quote eine wichtige Rolle bei dem Markthochlauf von erneuerbaren Kraftstoffen. Durch eine Anhebung der THG-Quote, das heißt dem Mandat für Inverkehrbringer von fossilen Kraftstoffen, können zusätzliche Anreize für die Investitionen in erneuerbare Kraftstoffe geschaffen werden."

Zur aktuellen Lage der Mineralölwirtschaft sagt Wolber: "Wir sehen uns mit enormen Herausforderungen konfrontiert, weil wir zum einen die Energie, die heute gebraucht wird, bezahlbar bereitstellen müssen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Energiewende vorangetrieben wird." Shell investiere bereits "in hohem Maße" in E-Mobilität. Aber "insbesondere die Netzanschlussverfahren, welche im Schnitt mehr als zwei Jahre benötigen, aber auch Baugenehmigungs-Verfahren erweisen sich dabei immer wieder als Hindernisse. Hier anzusetzen, würde dem Ziel, den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen, aus unserer Sicht mehr helfen als die jetzt angedachte gesetzliche Verpflichtung, binnen der nächsten fünf Jahre auf jeder Tankstelle einen Ladepunkt anzubieten. Im Ergebnis führt das zu Fehlallokation von knappen Investitionsgeldern und würden den Ausbau eher verlangsamen."

Michael Webner, Bereichsleiter Händlergeschäft EG Deutschland
© Foto: EG Group

Michael Webner ist Bereichsleiter Händlergeschäft der EG in Deutschland. Auf die Frage, wie er die derzeitigen Rahmenbedingungen für alternative Kraftstoffe wahrnimmt, antwortet er kurz und knapp: "Wenig kalkulierbar." Momentan hat EG Bio-LNG und -CNG sowie Wasserstoff im Angebot. Sobald es möglich ist, soll HVO dazukommen.

Als derzeit größte Herausforderung nennt Webner den zunehmend größeren administrativen Aufwand im geschäftlichen Umfeld von Tankstellenbetreibern und -unternehmen sowie die Personalknappheit. Auch sei der Generationen-Wechsel bei den Betreibern ein Thema, das "wir mit den Betreibern gemeinsam bewältigen werden".

EG setzt in Deutschland eindeutig auf Wachstum und ist dabei für alle Möglichkeiten offen: Markenwechsel (Flag-switch), Anmietungen, Neubauten. "Auch reine Fast-Food-Standorte werden von uns gesucht", betont Webner. Bezüglich des Food-Angebots habe sich EG als Konzern "der Entwicklung von Convenience-Standorten verschrieben und möchte auch in Deutschland das Tankstellen-Shopkonzept für die Zukunft weiter und neu definieren".

Für Tankstellen biete EG "überzeugende Markenstärke im Kraftstoffbereich insbesondere durch Marken wie Esso und OMV". Unter anderem auf das Kraftstoffvolumen legt EG besonders Wert. Nicht zuletzt mit Blick auf das Thema EV-Charging als Zusatzangebot wünscht sich EG von Tankstellenpartnern Unternehmergeist und dass sie Veränderungen als Chancen sehen.

Wenn die Wachstumspläne von EG aufgehen, sehen die Statista-Zahlen 2025 anders aus. Und auch die von Sprit+, denn wir werden wieder differenziert abfragen, wer wie viele Stationen - oder reine Fast-Food-Standorte? - betreibt.

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