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Kaputte Kartenlesegeräte: EG Group lässt Tankstellenbetreiber am ausgestreckten Arm verhungern

30.05.2022 16:14 Uhr | Lesezeit: 4 min
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Viele Esso Tankstellenbetreiber sind ratlos und verzweifelt (Symbolbild).
© Foto: Krakenimages.com/stock.adobe.com

Seit mehreren Tagen streiken Kartenlesegeräte. Die Situation belastet Betreiber massiv, nicht nur finanziell – wer kommt für die Umsatzeinbußen auf? –, sondern auch psychisch. Denn viele Kunden lassen ihre Wut an den Mitarbeitern der Tankstelle aus. Und das vielleicht bitterste an der Situation: Hilfe von der Gesellschaft ist nur spärlich in Sicht.

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Wolfgang Jenuwein ist enttäuscht und verzweifelt. In seiner Esso Station in Markt Schwaben (Bayern) nutzt er das Kartenlesegerät H5000 von Verifone und ist damit direkt von der bereits tagelang anhaltenden Störung des Gerätes betroffen. Die Störung an sich ist schon sehr ärgerlich. Immerhin ist laut Jenuwein schon seit 2018 bekannt, dass die Geräte getauscht werden sollen. Was den Tankstellenbetreiber aber völlig desillusioniert, ist die jetzige Reaktion seiner Mineralölgesellschaft. „Es hilft uns niemand! Wirklich absolut niemand! Eine Mineralölgesellschaft, die uns Betreiber als „Partner“ bezeichnet, lässt uns völlig im Stich“, sagt Jenuwein und stellt die rhetorische Frage: „Ist das ein partnerschaftliches Verhalten?“

Von der EG Group kamen lediglich ein paar Mails, dass man über die Probleme informiert sei. Unterbreitete Vorschläge für die Kartenverarbeitung seien aber in die Praxis kaum zu übernehmen.  An eine andere Station, seien neue Geräte auf dem Weg und ein Techniker komme wohl in einer Woche zur Installation vorbei. Jenuwein lässt ein verzweifeltes Lachen hören. „In einer Woche. Frühestens!“ Er sieht durchaus ein, dass es zu wenig Techniker gibt und nicht jede Station sofort angefahren werden kann. „Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht darum, dass wir außer diesen dürren Informationen rein gar nichts von der EG Group hören. Wir müssen uns selbst helfen. Keiner unterstützt uns und es fragt auch niemand nach. Keine Mail, kein Anruf, einfach null.“

Vor dem 1. Juni hat Jenuwein richtig Angst. Ebenso sein Kollege Manuel Mück. Dieser betreibt eine Esso Station in Allershausen (Bayern) und sieht dem 1. Juni mit Spannung entgegen. Denn ab diesem Tag greift der sogenannte Tankrabatt und die Kunden werden wohl die Tankstellen stürmen. „Der Markt ist eh schon überhitzt“, sagt Mück. „Schon jetzt bilden sich lange Schlangen, wenn ein Kunde nicht bar zahlen kann – und die Karte ja nicht akzeptiert wird. Ganz ehrlich: Der Mittwoch wird ein harter Tag. Wenn alle die Tankstelle stürmen…“

Viele Kunden fahren bereits zum Mitbewerber, da dieser möglicherweise ein funktionierendes Kartenlesegerät besitzt. „Wir verlieren jetzt auch Stammkunden“, verzweifelt der Tankstellenbetreiber. „Es gibt ja genug Alternativen. Die nächste Tankstelle ist nicht weit weg.“ Dieser Kundenverlust verschärft die Umsatzeinbußen zusätzlich.

Auch Kleinbeträge sind davon betroffen, denn nicht zuletzt Corona hat die Deutschen dazu erzogen, mit der Karte zu bezahlen. Und plötzlich soll wieder das Bargeld gezückt werden. Dafür haben Kunden oft nicht das geringste Verständnis. Die Folge: Heftige Aggressionen gegenüber den Tankstellenmitarbeitern. „Was sich meine Leute vorne anhören müssen, ist absolut respektlos“, berichtet ein Esso Betreiber, der anonym bleiben möchte. „Gestern hat mir die Frau eines Mitarbeiters gestanden, dass ihr Mann das nicht mehr lange mitmacht. Er muss sich beschimpfen und anschreien lassen, die Leute kennen kein Halten mehr. Als ob irgendjemand von uns etwas für diese Situation könnte!“

Auf der einen Seite sind da die überforderten Mitarbeiter. Auf der einen Seite die akuten Existenzängste der Tankstellenunternehmer. „Wir wissen nicht, wie wir die Umsatzeinbußen erstattet bekommen, wer dafür aufkommt – und ob überhaupt“, sagt Mück. „Bis jetzt haben wir hierüber noch keine Information.

Wenn die Mineralölgesellschaft ihre sogenannten „Partner“ und ihre Tankstellen nicht zugrunde richten will, muss sie für die Einbußen aufkommen. Spannend wird dann, auf welcher Grundlage die Umsätze berechnet werden. „Das vergangene Jahr war Corona-geprägt, das kann nicht als seriöse Grundlage dienen“, erläutert der Betreiber, der anonym bleiben möchte. „Das kann nicht als Grundlage dienen. Erst recht nicht, wo der Tourismus langsam wieder Fahrt aufnimmt. Es kommen merklich wieder mehr Menschen in die Stadt, Ausflügler häufen sich und das macht sich in den Umsätzen bemerkbar.“ Denn die ersten Kunden sind schon zur Konkurrenz abgewandert. Und die EG Group scheint das nicht mal ansatzweise zu kümmern.

1. Aktualisierung 

Die EG Group will die Esso Stationen mit neuen Terminals ausstatten, was ohnehin für die zweite Jahreshälfte vorgesehen war. Es gibt aber nicht genug Terminals. Also sollen die Betreiber jetzt mobile Geräte erhalten, um EC- und Kreditkarten abrechnen zu können. Die Geräte sollen bis Ende der Woche ausgegeben werden. 

2. Aktualisierung (3.6.)

Die EG Group hat sich bei betroffenen Esso Betreiber gemeldet und sie sich "der prekären und existenzbedrohenden Lage" bewusst. Man habe zusätzliche 50 Techniker beauftragt, die die defekten Karenlesegeräte tauschen sollen. 

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