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Interview: Schneller, kleiner, convenienter, vielfältiger

15.09.2015 09:47 Uhr
Sabine Eichner, Geschäftsführerin des deutschen Tiefkühlinstituts
Sabine Eichner leitet seit 2013 das Deutsche Tiefkühlinstitut. Davor war sie Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie.
© Foto: DTI

Tiefkühlprodukte gewinnen im Außer-Haus-Markt an Bedeutung. Warum das so ist und wie sich Tankstellen diesen Trend zu Nutze machen können, verrät Sabine Eichner, Geschäftsführerin des Deutschen Tiefkühlinstituts, im Interview.

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tm: Frau Eichner, haben Sie schon mal ein Tiefkühlprodukt für die Zubereitung zu Hause an der Tankstelle gekauft?
Eichner: Ganz ehrlich: Da muss ich passen.

tm: Woran liegt das?
Eichner: Das liegt vor allem an der guten Planung in meinem Haushalt. Ich versorge eine Familie und als berufstätige Frau muss ich daher frühzeitig planen, was ich einkaufe. Aber ich habe mit Sicherheit schon ein Produkt im Bistro gegessen und wusste nicht, dass es vorher tiefgekühlt war.

tm: Diese Art der Verpflegung hat im vergangen Jahr zugenommen. Warum?
Eichner: Der Außer-Haus-Markt, zu dem auch Tankstellen zählen, liegt im Trend. Das zeigen die Daten von 2014, wo die Absatzzahlen von Tiefkühlprodukten in diesem Bereich 4,3 Prozent zugelegt haben. Beim Lebensmitteleinzelhandel gingen die Absatzzahlen dagegen um ein Prozent zurück. Diese Entwicklung ist vielleicht nur eine Momentaufnahme für ein Jahr. Aber grundsätzlich kann man sagen: Es haben sich die Lebensverhältnisse der Konsumenten verändert und das beeinflusst das Kaufverhalten.

tm: Inwiefern?
Eichner: Die Menschen sind mobiler und wollen dort essen, wo sie gerade sind. Da heißt es einfach: Ich habe Hunger und ich will jetzt etwas haben. Dieser Trend wird mittlerweile von den Tankstellen mit einem vielfältigen Angebot bedient.

tm: Welche Tiefkühlprodukte sollte eine Tankstelle auf jeden Fall im Sortiment haben?
Eichner: Der Klassiker ist natürlich die Pizza. Im Tankstellen-Shop sollte aber nicht nur Pizza Salami liegen. Es gibt ja auch weibliche Käufer, die häufiger vegetarische Varianten suchen. Vegetarisches Essen ist überhaupt ein großes Thema, weil viele versuchen, ihre Ernährung umzustellen. Diese Entwicklung sollte man im Tankstellen-Shop durchaus im Blick haben, damit man ein entsprechendes Angebot im Sortiment hat.

tm: Welche Produkte sollten noch nicht fehlen?
Eichner: Eiscreme, Desserts oder Fertiggerichte kann man gut an der Tankstelle anbieten. Tankstellenbetreiber sollten sich zudem überlegen, wie man das Angebot ergänzen kann, beispielsweise mit Getränken oder Impulsartikeln, die sich gut kombinieren lassen, um daraus ein kleines Menü zu machen. Wichtig ist, dass man dem Verbraucher Abwechslung und auch mal etwas Exotisches bietet. Schneller, kleiner, convenienter, vielfältiger – das sind letztendlich die Produkte, die man auf dem Schirm haben muss.

tm: Spielt es bei der Produktauswahl eine Rolle, wo die Tankstelle steht?
Eichner: Ganz bestimmt. Eine Tankstelle im ländlichen Bereich hat noch eher eine Versorgungsfunktion. Da könnten dann auch andere Sortimente wie tiefgekühltes Gemüse oder Fischstäbchen eine Rolle spielen. Wenn die Tankstelle in der Stadt liegt, gibt es in der Regel andere Optionen des Einkaufens. Da sind eher die Snacks und das schnelle Essen wichtig.

tm: Worauf sollte man bei der Produktplatzierung achten?
Eichner: Sinnvoll ist eine Markenblockplatzierung, damit der Kunde die Produkte sofort sehen kann. Natürlich muss das Kühlregal immer gut gefüllt sein. Ideal sind Vorschubsysteme, damit man die Vorderseite der Verpackung sofort sieht und nicht noch irgendwo ganz hinten Packungen liegen.

tm: Welche Regeln gelten bei der Preisgestaltung?
Eichner: Tiefkühlprodukte an der Tankstelle sind etwas teurer und dürfen das auch sein. Das entspricht der Erwartungshaltung der Kunden. Er ist bereit, für diese schnelle Möglichkeit der Versorgung etwas mehr zu bezahlen. Natürlich darf man den Preisabstand nicht überdrehen, vor allem, wenn ein Supermarkt in der Nähe ist. Daher ist es auch wichtig, den Wettbewerb in der Umgebung im Blick zu haben.

tm: Was müssen Mitarbeiter im Umgang mit Tiefkühlprodukten beachten?
Eichner: Die Tiefkühlkette darf nicht unterbrochen werden. Das ist eigentlich das A und O. Wenn die Ware angeliefert wird, muss sie sofort eingeräumt werden und sollte nicht irgendwo stehen. Beim Nachfüllen sollte immer das älteste Produkt nach vorne und das neueste nach hinten gestellt werden, denn auch Tiefkühlprodukte haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Dann sollte regelmäßig jemand den Zustand der Schränke kontrollieren: Ist da noch alles in Ordnung? Sind die minus 18 Grad eingehalten? Ist alles sauber? Außerdem sollte man darauf achten, dass die Scheiben nicht beschlagen oder angefroren sind. Gegebenenfalls muss das Gerät auch mal abgetaut werden.

tm: Wie können Tankstellenbetreiber den Umsatz von Tiefkühlprodukten steigern?
Eichner: Wichtig ist natürlich, dass der Kunde auf das Sortiment aufmerksam gemacht wird, beispielsweise beim Anfahren an die Tankstelle. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten über Fähnchen oder Aufkleber an den Zapfanlagen. Vielleicht kann man auch regelmäßig Aktionen mit diesen Produkten anbieten. Man sollte auf jeden Fall nicht darauf warten, dass der Kunde Hunger hat und schon was kaufen wird, sondern gezielt Impulse geben.

Das Gespräch führte Annika Beyer.

Lesetipps:

www.tkpedia.de

www.tiefkuehlkost.de/info-center/broschueren

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