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Interview mit Dac Sprengel: Das Auto E-Zigarette

06.03.2015 17:05 Uhr
Dac Sprengel ist Vorsitzender des Verbands des ­eZigarettenhandels
Dac Sprengel kam 2011 als Prokurist zum E-Zigarettenhersteller Red Kiwi und gründete den Verband des eZigarettenhandels.
© Foto: Red Kiwi

Dac Sprengel, Vorsitzender des Verbands des ­eZigarettenhandels (VdeH), prognostiziert im ­Interview mit tankstellen markt den Untergang der Pferdekutsche Tabakzigarette und die wachsende ­Bedeutung der E-Zigarette an Tankstellen.

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tm: Herr Sprengel, welche Ziele hat sich Ihr Verband auf die Fahne ­geschrieben?
Dac Sprengel: Wir haben den ­Verband Ende 2011 gegründet, um einheitliche Sicherheitsstandards für die E-Zigarette zu entwickeln und den Verbrauchern so mehr Sicherheit zu geben. Für mich ist es aber auch wichtig, dass diese Produkte nicht in Kinderhände ­gelangen. Schon im Vorfeld der Verbandsgründung haben wir ­deshalb ein Verkaufsverbot an Minderjährige festgelegt. Schlussendlich wurde der Verband aber dazu genötigt, die ­E-Zigarette ­politisch zu verteidigen – und das von Beginn an. Das heißt: Viele Dinge, die wir eigentlich vorhatten, wie eine DIN-Normierung der Verdampfertypen und der ­Akkus, konnten wir nur nebenbei ­machen und auch nicht in der ursprünglich geplanten Intensität.

tm: Warum mussten Sie die E-Zi­garette ­verteidigen?
Sprengel: Wir haben mit mehreren Vorurteilen zu kämpfen, zum Beispiel, dass die E-Zigarette gefährlich sei. Das ist das ­größte Vorurteil und gleichzeitig auch das dümmste.

tm: Also ist es nicht ungesund, E-Zigaretten zu rauchen?
Sprengel: Gesund ist frische klare Bergluft und ein ungespritzter Apfel. Beides ­bekommen Sie bei einer E-Zigarette nicht. Deshalb bin ich immer extrem vorsichtig mit dem ­Begriff „gesund“. Eine E-Zigarette ist weniger schädlich, aber sie enthält Nikotin, Propylenglycol und Glyzerin. Es sind also Schadstoffe enthalten, aber in ­einer Dosierung, die im ­Promillebereich im Vergleich zur Tabakzigarette liegen.

tm: Gibt es weitere Vorurteile?
Sprengel: Ja, zum Beispiel dass man nicht wisse, was drin ist. Das ist blanker Unsinn. In keinem anderen Produkt kennt man die Inhaltsstoffe genauer. Denn die E-Zigarette hat nur wenige Zutaten, die zudem alle gut erforscht sind.

tm: Welche E-Zigaretten-Modelle sind für Kunden von Tankstellen interessant?
Sprengel: Hier sind zwei Komponenten entscheidend: Sie ­haben Kunden, die nicht viel Zeit haben, und Sie haben eine Belegschaft, die nicht die Möglichkeit hat, sich in der Tiefe mit dem Produkt zu befassen und ausführliche Beratungs­gespräche zu führen. Für Tankstellen relevant sind ­deshalb Einweg- und einfache Mehrwegsysteme, die wenig Erklärungsbedarf ­haben. Und man braucht ein Angebot an Liquids für die Kunden, die auf die Schnelle etwas zum Nachtanken brauchen.

tm: Weltweit gibt es rund 7.700 verschiedene Geschmacksrichtungen – von Tiramisu bis Waldfrucht. Was sind die Vorlieben der Deutschen?
Sprengel: Die meisten Raucher, die von der Tabakziga­ret­te auf die E-Zigarette umsteigen, möchten zumindest anfangs ­einen möglichst rea­listischen Tabakgeschmack ­haben. Später kommen dann in der Regel klassische Komponenten wie Kirsche oder Apfel dazu. Aber sehr häufig wird noch weiterhin Tabakgeschmack gedampft.

tm: Wird die Bedeutung der E-Zigarette an Tankstellen zunehmen?
Sprengel: Die Bedeutung nimmt bereits zu. Die Tankstellenbetreiber sind mehr und mehr interessiert an dem Produkt. Tankstellen können aber ein echtes Fach­geschäft, eine gute Kundenberatung oder einen gut ausgestatteten Onlineshop nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Dadurch nimmt aber keiner dem anderen etwas weg. Die Tankstellen sind im Grunde genommen eine fehlende Facette, die jetzt langsam in Fahrt kommt.

tm: Es wird also keine Konkurrenz zwischen Fachhandel und Tankstellen geben?
Sprengel: Eher weniger. Schlussendlich wird sich der Tabak- und der E-Zigaretten­fach­handel auf die wiederverwendbaren oder Fortgeschrittenengeräte konzentrieren. Die klassischen Einsteigergeräte sind ganz klar Metier der Tankstellen, aber auch der Supermarktkassen. Die sind bislang auch noch nicht stark im Markt vertreten und damit die eigentliche Konkurrenz für die Tankstelle.

tm: 2014 fiel ein wichtiges Gerichtsurteil ­darüber, was die ­E-Zigarette überhaupt ist. Denken Sie, dass diese Diskussion damit endgültig beendet ist?
Sprengel: Ja. Dieses Thema hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig geklärt und das ist damit auch fix. Demnach ist die richtige Bezeichnung für die ­E-Zigarette „tabakverwandtes Genussmittel, das unter das ­Tabakrecht fällt“. Das Lustige an der Sache ist, dass die EU das schon lange ­vorher geklärt hat. Damit war dieser Gerichtsgang eigentlich völlig überflüssig.

tm: Es kommt eigentlich nicht so oft vor, dass jemand mit dem zufrieden ist, was die EU beschließt.
Sprengel: Das liegt daran, dass wir uns ­einerseits bei der ­Tabakprodukt-Direktive (TPD) ohnehin nicht frei entfalten konnten und dass andererseits viel Schlimmeres zu erwarten war, nämlich dass die
E-Zigarette in der Medizinschublade, also in den Apotheken, verschwindet. Das wäre der wirtschaftliche Niedergang der ­E-Zigarette gewesen und man hätte hunderttausende Verbraucher allein ge­lassen.

tm: Wie wird sich die E-Zigarette weiterentwickeln?
Sprengel: Wenn ich das wüsste, wäre ich ein reicher Mann. Ich denke, dass Sicherheitsmechanismen eingebaut werden wie zum Beispiel Temperaturkontrollen in den Verdampfern. Ansonsten wird es vermutlich neue Werkstoffe geben, um das Liquid zu erhitzen.

tm: Glauben Sie, dass die E-­Zigarette die Tabakzigarette ­verdrängen wird?
Sprengel: Ja, genauso wie das Auto die Pferdekutsche vor gut 100 Jahren verdrängt hat. Interessant hierbei ist, dass die Vor­behaltsdiskussionen bei beiden gleich ­fehlwissenschaftlich, finanzinteressen­gesteuert und negativ voreingenommen wie engstirnig geführt wurden und noch werden. Insofern wird die E-Zigarette meiner Meinung nach als das modernere und bessere, um Größenordnungen schadstoffärmere Produkt im Laufe der nächsten Dekade die Tabakzigarette ­zweifellos zu ­einem Nischenprodukt de­gradieren. Ein Erfolg, den 40 Jahre Antiraucher-Kam­pagnen nicht bewerkstelligen konnten.

tm: Herr Sprengel, vielen Dank für das ­Gespräch!

(Veröffentlicht in tankstellen markt 3.2015, Annika Beyer)

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