Selbst in Bundesbehörden stößt der neue Biosprit E10 auf Skepsis. Die Dienstfahrzeuge des Innenministeriums werden bislang nicht mit dem umstrittenen Biokraftstoff betankt. Man wolle erst prüfen, "ob Teile des Fuhrparks E10-tauglich sind", sagte ein Sprecher dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Gleiches gelte für die dem Innenminister unterstellten Behörden, also auch für die Bundespolizei. Das Ministerium befürchte zudem, dass Einsatzfahrzeuge des Technischen Hilfswerks (THW) den Biosprit möglicherweise nicht vertragen, hieß es. Auf dem "Benzingipfel" Anfang März hatten Bundesregierung und Mineralölindustrie beschlossen, bei den Autofahrern für mehr Vertrauen in den neuen Kraftstoff zu werben. Der Mineralölwirtschaftsverband e.V. (MWV) sieht sich im Soll und teilte am 25. März mit: "Die Mineralölindustrie wird ihren Beitrag zum Benzingipfel entsprechend ihrer Kernkompetenz auf hohem Niveau aufrechterhalten. Die Kernkompetenz ist vor allem eine technische Leistung: E10 zu entwickeln, zu produzieren und in hoher Qualität sowie zu günstigsten Kosten anzubieten. Diese technische und logistische Herausforderung mit Investitionen in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrages hat die Branche geleistet, um damit die politischen Vorgaben zu erfüllen. Während Landwirtschaft und Biokraftstoffhersteller vom staatlich garantierten Absatz und die Automobilindustrie von einem Bonus auf die vorgegebenen CO2-Minderungsziele profitieren, erwachsen uns aus der E10-Einführung keine wirtschaftlichen Vorteile. Für die Mineralölindustrie steht die Umsetzung der Klimaschutzziele der Bundesregierung im Vordergrund. Jetzt sind auch die anderen Beteiligten des Benzingipfels am Zug." Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) forderte unterdessen die Mineralölkonzerne auf, sich stärker für den E10-Absatz einzusetzen. "Die Mineralölwirtschaft weiß sonst auch ganz genau, wie man Märkte durchdringt und die Nachfrage ankurbelt", sagte er der "Welt am Sonntag". Auch Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hält E10 weiterhin für zukunftsfähig. "Jeder weiß: Wir brauchen Alternativen zum Öl. In anderen Ländern haben sich Treibstoffe mit höherer Bio-Beimischung längst durchgesetzt", sagte sie den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". Eine niedrigere Besteuerung des Biosprits, die den Kraftstoff billiger machen würde, hatte die Bundesregierung jedoch abgelehnt. Nach einer Umfrage des Leasingfinanzierers LeaseTrend bei 100 großen Autohändlern geben 63 Prozent der Betriebe an, ihren Kunden von dem Biosprit abzuraten. Das berichtet die Zeitschrift "Wirtschaftswoche". Die Händler befürchten anscheinend, für eine mögliche Fehlbetankung in Haftung genommen zu werden. (dpa/kak)
E10-News: Bundespolizei tankt keinen Biosprit

Das Innenministerium samt Bundespolizei lässt Dienstwagen mit dem alten Super betanken. Die Mineralölindustrie betrachtet ihren Beitrag zum Benzingipfel als erfüllt. Regierungsvertreter sehen das anders.