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US-Ölmultis wettern: US-Börsenregeln für transparente Ölgeschäfte

27.08.2012 13:55 Uhr
Transparenzgebot: US-Firmen müssen künftig Zahlungen an Regierungen offen legen. Geld aus dem Ölgeschäft soll dann nicht mehr irgendwo versickern können.
© Foto: Gernot Krautberger/Fotolia

Die US-Börsenaufsicht SEC verlangt, dass Öl-, Gas- oder Bergbaufirmen ihre Zahlungen an Regierungen offenlegen müssen. Entwicklungshelfer feiern das als Sieg gegen Korruption und Unterdrückung. Die Firmen fürchten ums Geschäft.

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Es war ein eindringlicher Appell, den der ehemalige libysche Ölarbeiter Najwa al-Beshti an eine Schar Beamte in Washington richtete. Er beschrieb in einem Gastbeitrag für die "New York Times", wie er zu Zeiten des Regimes von Muammar al-Gaddafi hautnah miterlebte, dass sich die Mächtigen schamlos an den Ölmillionen bedienten, die eigentlich dem Volk gehörten. Als er den Mund aufgemacht habe, sei er mit dem Tod bedroht worden. 

"Amerika kann helfen, dass eine derartige Korruption nicht wieder passiert", mahnte der Libyer, der die Wirren des Umsturzes überlebte. Sein Gastbeitrag erschien wenige Tage, bevor die US-Börsenaufsicht SEC über ein Regelwerk zu entscheiden hatte, welches die Geldströme bei der Förderung von Bodenschätzen transparenter machen soll: der sogenannte Abschnitt 1504 des Dodd-Frank Act. Die SEC sagte ja und setzte das Regelwerk damit in Kraft.

Es soll kein Geld mehr versickern

Der Kern: Unternehmen müssen in ihrem Geschäftsbericht künftig alle Zahlungen an staatliche Stellen veröffentlichen, sofern diese über 100.000 US-Dollar hinausgehen. Das gilt etwa für den Kauf von Förderrechten auf Öl- oder Gasfeldern oder von Abbaurechten bei Metallen und Mineralien. Die Idee dahinter: Wenn die Zahlungen bekannt sind, kann das Geld nicht mehr so einfach in den Regierungsapparaten etwa der rohstoffreichen afrikanischen Staaten versickern.

"Für alle, die denken, dass Korruption genauso ein Killer ist wie Aids, Tuberkulose und Malaria, ist das hier wirklich groß", sagte Bono, Sänger der Rockband U2. Er ist Mitgründer der Organisation One, die gegen Armut, Hungersnöten und Krankheiten kämpft. "Transparenz ist die beste Impfung gegen Korruption", erklärte Bono.

Den betroffenen Konzernen dagegen schmecken die neuen Vorschriften überhaupt nicht. "US-Unternehmen könnten Geschäfte verlieren, Jobs in den USA mögen gar nicht erst entstehen, und der Regierung könnten Steuern entgehen", warnte John Felmy, der Chefökonom des American Petroleum Institute.

Dem Lobbyverband der Öl- und Gasindustrie gehören die großen Namen der Branche an, von ExxonMobil bis Chevron. Die Sorge der Multis: Ausländische Konkurrenten erhalten ihrer Meinung nach zu tiefe Einblicke in Firmeninterna und nutzen das Wissen dann beim Kampf um Aufträge.

Bundesregierung blockiert

Staatsfirmen etwa aus dem arabischen Raum legen oft gar keine Geschäftsberichte vor. In Europa wiederum sind Bemühungen um eine höhere Transparenz ins Stocken geraten. Dafür machen die Initiative One sowie die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International vor allem die Bundesregierung verantwortlich, der sie eine Blockadehaltung vorwerfen. Berlin und die deutsche Wirtschaft warnen vor weitergehenden europäischen Vorgaben sowie Wettbewerbsnachteilen.

"Eine verantwortungsbewusste Politik sollte dazu beitragen, dass die großen Rohstoffreichtümer Afrikas tatsächlich das Leben seiner Bevölkerung verbessern", erklärte Sergius Seebohm von der Kampagne One in Deutschland. Im federführenden Justizministerium sowie beim Industrieverband BDI hieß es am 23. August, die SEC-Bestimmungen würden zunächst geprüft.

Dass der "Abschnitt 1504" in den USA nach zweijährigem Ringen durchgegangen ist, grenzt fast an ein Wunder. Der Dodd-Frank Act ist eigentlich das Gesetzespaket, dass die Banken nach den Erfahrungen der Finanzkrise zügeln soll. Den beiden Senatoren Ben Cardin und Richard Lugar war es aber gelungen, den Zusatzparagraphen "hineinzuschmuggeln". Die neuen Regeln gelten ab Herbst 2013. Den ehemaligen libyschen Ölarbeiter Najwa al-Beshti wird es freuen. (dpa/kak)

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