Europas größter Kiosk- und Tankstellenlieferant erprobt neue Geschäftskonzepte, um Rückgänge im Tabak-, Alkohol- und Osteuropageschäft zu kompensieren. "Die zunehmende staatliche Regulierung führt dazu, dass wir tatsächlich weniger verkaufen", sagte der Chef der Firma Lekkerland, Christian Berner, am 21.2. gegenüber der Online-Ausgabe der "Financial Times Deutschland" (FTD). Das Unternehmen verweist auf die Folgen von Rauchverboten und Alkohol-Sondersteuern. "Wir wollen, dass die Tankstellen zu Gastronomiebetrieben werden, und wir helfen ihnen dabei." Nach Flops in Osteuropa will er Lekkerland außerdem wieder stärker in Richtung Westen ausrichten. "Wir denken darüber nach, wie wir den Einstieg in Portugal schaffen", sagte Berner der FTD. Lekkerland setzt mit einem extrem spezialisierten Sortiment jährlich 12 Milliarden Euro um. Das Unternehmen positioniere sich nun stärker als Lieferant für fertige Gerichte und Zutaten wie portionierten Salat und Tomaten für belegte Brötchen. Das Unternehmen beschäftigt dafür unter anderem bereits drei Testköche. "Bisher ist dieses Segment natürlich sehr klein im Vergleich zu unserem Hauptgeschäft", sagte Berner, ohne jedoch Umsatzzahlen oder -ziele zu nennen. "Aber ich kann leicht auf ein paar Euro Umsatz, zum Beispiel bei Tabak, verzichten, wenn ich dafür in einem neuen Bereich gewinne, in dem wir mehr verdienen." Lekkerlands Strategie ähnelt der von Großhandelskonkurrenten wie Metro. Der Konzern hat seine margenarmen Tabakumsätze durch unattraktivere Verkaufskonditionen sogar gezielt verringert und positioniert sich verstärkt als Händler von Frischwaren, wie Fisch, die höhere Margen bringen. Neben veränderten Lebensgewohnheiten macht den Großhändlern bei fast allen umsatzstarken Standardprodukten zusätzlich der Preisdruck durch Discounter Schwierigkeiten. Viele Kiosk- und Restaurantbesitzer kaufen dort ihren Grundbedarf. 2009 betrug der Gewinn bei Lekkerland aus dem operativen Geschäft 85,6 Millionen Euro, die entsprechende Umsatzrendite 0,7 Prozent. Der Großhändler verweist darauf, dass die Rendite durch den hohen Tabaksteueranteil am Umsatz verzerrt ist. Das Unternehmen schloss vor wenigen Tagen mit dem Logistiker DHL einen Vertrag, um die Kosten zu senken. In einer Pilotregion soll DHL kleinerer Bestellungen ausliefern. Für Lekkerland eine Revolution, denn bisher fährt der Großhändler seine 60.000 Kunden mit dem Lastwagen an. Mehrere 1.000 von ihnen bestellen so wenig, dass es sich nicht rechnet. Gleichzeitig können damit alle anderen Kunden flexibler bestellen, weil der Paketdienst Nachlieferungen übernehmen kann. Lekkerland erhofft sich davon Mehreinnahmen. Auch eine zum Jahreswechsel gestartete neue Onlinebestellplattform soll die Effizienz erhöhen. (ftd.de/kak)
Strategiewechsel bei Lekkerland: Voll auf Gastro in Tankstellen

Europas größter Lieferant sieht sich durch Staatseingriffe gebeutelt. Lekkerland will deswegen die Verkaufsrückgänge von Tabak und Alkohol etwa an Tankstellen durch neue Geschäfts- und Sparkonzepte wettmachen.