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Kolumne: Ärger macht blind

25.11.2016 12:00 Uhr
Kolumne: Ärger macht blind
Unsere Kolumnistin empfiehlt: Werden Sie nicht blind vor Ärger!
© Foto: Klubovy/iStock

Gründe zum Ärgern gibt es für Sie als Tankstellenbetreiber mehr als genug. Aber Ärger macht blind – und so wird schnell auch über Gutes gemotzt und gemeckert.

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Es gibt unzählige Dinge, über die Sie sich als Tankstellenbetreiber ärgern können. Fehlende Mitarbeiter, kaputte Technik, nervige Kunden, gierige Mineralölkonzerne, fordernde Bezirksleiter, schlechtes Wetter … Gern stimme ich Ihnen als ehemalige Pächterin zu – aber nicht in allen Punkten.

Wieso regen Sie sich zum Beispiel über das Wetter auf? Erstens können Sie es nicht ändern. Zweitens wechselt es schnell wieder. Nicht jeden Tag ist Petrus hilfreich, aber auf Regen folgt Sonne. Sie verkaufen umso besser Wäschen, wenn das Auto bei Nässe mit Schmutz bespritzt wurde und Deutschlands Liebling durch Ihre Waschanlage wieder glänzen kann. In der aktuellen Jahreszeit hilft uns die schräg stehende Sonne, die schmutzige Autoscheiben sofort entlarvt. Und bald wird wieder Salz gestreut, was ein gutes Argument für den aktiven Verkauf von Unterbodenwäsche und Scheibenfrostschutz liefert.

Also ärgern Sie sich nicht lange über das Wetter, sondern nutzen Sie es. Bei schlechten Bedingungen Halle und Anlage putzen, bei guten Bedingungen Wäschen verkaufen. So gesehen ist das Wetter gut für das Geschäft. Am besten Sie geben Ihren Mitarbeitern die Argumente und die passenden Programme an die Hand (Regen – günstige Wäsche, Sonne – Glanzwäsche, Salz – Unterbodenwäsche). Beratung kommt bei den meisten Kunden sowieso besser an als reiner Verkauf.

Ein anderes Beispiel und Lieblingsthema bei ungehaltenen Tankstellenpächtern: Die Vorgaben der Mineralölgesellschaften, als da wären die Pacht, der Einkauf, die Aktionen, die Standards, der Verwaltungkram, die Technik und vieles mehr. Natürlich ist die Pacht manchmal ungerecht und immer zu hoch. Da bin ich ganz auf Ihrer Seite. Aber wenn ich von Pächterkollegen höre, die großen Farbengesellschaften machen „immer zu viele zentrale Vorgaben“, „reden überall rein“, „lassen keinen Freiraum“, dann kann ich da nicht mitmeckern, sondern beziehe – in Kenntnis beider Seiten – eine andere Position.

Die richtigen Shopartikel auswählen aus den zig Neuheiten und Saisonartikeln von Tabak über Getränke und Süßwaren bis Bistro in allen Sortimenten, Einkaufspreise verhandeln, Logistik organisieren, Regalplatz zuordnen … Stellen Sie sich nur einen kurzen Augenblick vor, Sie müssten all das auch noch selber machen. Da lobe ich mir die Vorauswahl und Organisation durch das Shopteam in der Zentrale.

Oder den Papierkram. Die geforderte Dokumentation im Bereich Personal, Bistro und Sicherheit ist schon lästig genug. Aber stellen Sie sich vor, wenn Sie sich noch alle aktuellen Gesetze selbst raussuchen und aufbereiten müssten! Da vertraue ich lieber der Gesellschaft, die entsprechende Fachabteilungen vorhält, und arbeite die geforderten Formblätter nur noch ab.

An meiner Tankstelle in München war eines der größten Ärgernisse die unzuverlässige Technik. Jede Woche gingen ein bis zwei wesentliche technische Einrichtungen kaputt. Sie kennen den Stress, den das verursacht, verbunden mit Mehrarbeit und oft genug auch Umsatzausfall. Ich habe mir da sehr gewünscht, es wäre von der Gesellschaft haltbareres Material eingekauft worden! Aber wenn der GAU eingetreten war, kam immerhin die Hilfe zeitnah – dank der zentralen Kontrakte mit den Dienstleistern. Durch die festgeschriebenen Servicezeiten wurde schnell repariert und ich habe mich nicht mehr ärgern müssen, sondern dem Handwerker dankbar einen Kaffee ausgegeben.

Fazit
Ich empfehle Ihnen: Werden Sie nicht blind vor Ärger! Weniger meckern hilft enorm. Erkennen und nutzen Sie auch einmal die Unterstützung von Ihrer MÖG. Es ist nicht alles schlecht, was von außen auf Sie einströmt.

(Autorin: Uschi Horsten-Schmiedel; Die Kolumne erschien in Sprit+ Ausgabe 12.)

Vita:

Uschi Horsten-Schmiedel kennt die Tankstellenbranche von allen Seiten. Im Jahr 1998 startete sie ihre Karriere als Category Managerin Frische, Tiefkühlkost und Eis bei BP. Ein Jahr später stieg die damals 31-jährige Diplom-Agraringenieurin zur Abteilungs­leiterin Category Management und Fast Food auf. Ab 2001 war die Wahl-Münchnerin für etwa 150 Aral-/BP-Tankstellen in neun Bezirken im süddeutschen Raum verantwortlich. 2010 entschied sich die zweifache Mutter für einen Seitenwechsel und führte sechs Jahre eine der pachtstärksten Aral-Tankstellen in München. Im Frühjahr 2016 löste Horsten aus persönlichen Gründen den Pachtvertrag in gegenseitigem Einverständnis mit Aral auf, will aber der Branche weiterhin in beratender Funktion treu bleiben. (ab)

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