Herr Christian Amberger, Herr Michael Amberger, ich sehe hier in der Zentrale viele Mitarbeiter vor Ort. Bieten Sie kein Homeoffice?
C. Amberger: Doch, selbstverständlich! Unsere Mitarbeiter dürfen dort, wo es die Aufgaben zulassen, seit Jahren von zuhause aus arbeiten.
Aber?
C. Amberger (lacht): Sie wollen kaum! Zum einen hängt das natürlich von den räumlichen Gegebenheiten in dem jeweiligen Zuhause ab. Nicht jeder hat ein Arbeitszimmer oder genug Platz, um sich entsprechend einzurichten. Wir haben aber zum Beispiel eine Mitarbeiterin, die in Landsberg am Lech wohnt und mit dem Zug anreist. Für sie ist es bequemer im Home-Office. Der Großteil unserer Mitarbeiter wohnt allerdings in Gräfelfing beziehungsweise München, hat keinen weiten Arbeitsweg und kommt lieber ins Büro.
M. Amberger: Wir genießen es auch alle sehr, uns zu begegnen. Das Miteinander wird hier hochgeschätzt. Wie durch Magie fangen alle Mitarbeiter zur etwa gleichen Zeit mit der Arbeit an, das zeigt uns: Die Menschen wollen sich treffen, sie wollen mit- und nicht nur nebeneinander arbeiten. Weil unsere Büroräume großzügig geschnitten sind, befürworten wir das auch in Corona-Zeiten, denn wir können alle Corona-Regeln leicht einhalten. Nicht zu unterschätzen ist der Effekt unserer Kultur der offenen Türe. Die kurze Rücksprache, ein Zuruf: Viele Dinge können dadurch schneller erledigt werden. Diese Kultur wird bei uns gelebt, sie schafft
Vertrauen und ein familiäres Arbeitsklima. In diesem positiven Umfeld fühlen sich unsere Mitarbeiter wohl, jeder ist nahbar. So entstehen ein großes Miteinander und eine große Offenheit.
Wie tragen Sie diese offene Kultur nach außen?
C. Amberger: Unsere Kunden sollen sich in den Allguth-Stationen ebenso wohl fühlen. Auch dort wollen wir ein positives Klima schaffen. Kunden sollen nicht nur ihr Auto tanken, sondern verlässlich und preiswert ihre eigenen Reserven aufladen.
Wie gelingt das, welche Werte stehen an erster Stelle?
C. Amberger: Unser Wertmaßstab ist die Qualität. Sie steht ganz vorne bei allem, was wir tun. Egal, ob es um Mitarbeiterbeschäftigung geht oder um die Stationen. Wir konzentrieren uns ja auch ganz bewusst auf den Münchner und bayerischen Raum. Bei uns geht Qualität vor Quantität, wir wollen gar nicht so viele Tankstellen wie möglich. Uns ist der persönliche Kontakt zu den Tankstellenpartnern wichtiger als eine große Anzahl Stationen. Größe ist nicht das, woran wir uns orientieren.
M. Amberger: Die Nähe ist uns genauso wichtig wie die Qualität. Wir würden gar kein bundesweit verstreutes Netz betreiben wollen, weil wir dann diese Nähe zu den Partnern nicht mehr hätten.
C. Amberger: Wir sehen unsere Stationen auch als Ort der Begegnung. Wir sind ein Handelsunternehmen. Den Begriff „Mineralöl“ haben wir schon vor Jahrzehnten aus dem Firmennamen gestrichen.
Wie zeichnet sich diese menschliche Nähe konkret aus?
M. Amberger: Gestern war ich zum Beispiel draußen an den Stationen. Jedes Gespräch bekommt automatisch eine angenehme Tiefe, eine persönliche Note.
Sie kennen Ihre Tankstellenpartner also wirklich alle persönlich?
M. Amberger: Natürlich! Wir sprechen auch intern niemals nur die über Station Nr. XY wir sprechen nicht einmal von einem Ort, etwa Station Unterföhring. Wir nennen immer namentlich den jeweiligen Geschäftspartner. Wir freuen uns mit unseren Geschäftspartnern, wir leiden auch mit ihnen.
Spiegelt sich das auch innerhalb der Tankstellenpartner wider?
M. Amberger: Absolut. Das hat sich erst vor kurzem wieder gezeigt: Einen Geschäftspartner hat es mit gleich mehreren Corona-Infektionen innerhalb der Belegschaft getroffen. Die Hilfsbereitschaft im Netz war enorm! Der laufende Betrieb konnte erhalten bleiben, weil Geschäftspartner anderer Allguth-Stationen eingesprungen sind, sogar Mitarbeiter hier aus der Zentrale haben ausgeholfen. Es war wunderbar mitanzusehen, welche Solidarität und was für ein Geist dort herrscht.
C. Amberger: Wenn Tankstellenpartner von anderen Farben zu uns kommen,sind sie oft sehr überrascht von der Hilfsbereitschaft innerhalb der Allguth-Betreiber. Hier bedeutet helfen auch wirklich Hilfe, das ist keine leere Phrase. Und das freut uns natürlich immens!
Kehren wir gedanklich zurück in die Zentrale. Was unterscheidet die Allguth Mitarbeiter hier von denen in anderen Unternehmen?
C. Amberger: Menschen, die zu uns kommen, sind aufgeschlossen und denken unternehmerisch, sie haben Gestaltungswillen. Sie wollen Entscheidungen treffen und ihr Umfeld organisieren. Es gibt hier keine Befehlsempfänger. Bildlich gesprochen: Oft unterscheidet man zwischen Häuptlingen und Indianern. Hier bei uns arbeiten keine Indianer. Sondern nurHäuptlinge.
M. Amberger: Wir haben Allrounder bei uns in der Firma, richtige Unternehmer, Menschen, die gerne mal über den Tellerrand hinausschauen. Hier gibt es keine schubladenartige Zuständigkeit, wie man sie etwa oft in Konzernen vorfindet. Letztlich haben wir hier mit rund 40 Mitarbeitern das gleiche Aufgabenspektrum wie ein Konzern mit Hunderten oder Tausenden von Mitarbeitern, aber die Aufgaben sind nicht so konzentriert auf eine einzige Person. Wir sind hier ein großes Team, in dem jeder von jedem lernen kann.
Stichwort lernen: Wie viel Raum für Weiterbildung bietet Allguth?
M. Amberger: Konkrete Fortbildungen ergeben sich aus dem Alltag. Im vergangenen Jahr waren situationsbedingt viele digitale Maßnahmen gefragt. Mitarbeiter kamen auf uns zu und haben zum Beispiel eine Schulung mit launigem Quizcharakter zum Thema Microsoft Teams angestoßen. Darüber sind wir immer besonders dankbar. Das zeigt, dass der Mitarbeiter motiviert ist.
Wie fördern und motivieren Sie Ihre Mitarbeiter im Alltag?
C. Amberger: Bei uns kann sich jeder einbringen, Ideen vorstellen und umsetzen. Jeder darf Dinge an sich ziehen – das hat aber überhaupt nichts Übergriffiges oder sonst etwas Negatives an sich. Wir sind froh, wenn Menschen bei uns an ihren Aufgaben wachsen und Freude haben. Jeder darf sich Lorbeeren verdienen, so viele, dass er sich einen ganzen Kranz flechten kann. Wer bei uns ankommt, merkt oft sehr schnell, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist und in eine verantwortliche Position kommt. Diese Gestaltungsfreiheit und kurzen Entscheidungswege unterscheiden uns sicher von anderen „glänzenden“ Unternehmen in München, wo eine Tätigkeit strikt abgegrenzt ist und ein Mitarbeiter kaum oder gar keine Einsicht in andere Abteilungen hat.
Allguth wurde von Focus Business und kununu.com als „Top-Arbeitgeber Mittelstand“ ausgezeichnet. Auch die langen Betriebszugehörigkeiten der Mitarbeiter im Schnitt von weit über zehn Jahren sprechen für sich.
M. Amberger: (schmunzelt) Zehn Jahre sind ja gar nichts: Einen unserer Mitarbeiter haben wir mit 80 Jahren verabschiedet! Er ist uns nach seinem Ruhestand aus eigener Motivation erhalten geblieben, das war dann unser „Special Agent“ und er hat ab und zu noch bei uns ausgeholfen.
Sie sind beide schon sehr lange bei Allguth tätig und Ihr Vater war Mitbegründer des Unternehmens. War Ihr Weg dadurch vorbestimmt?
C. Amberger: Nein, keineswegs. Wir haben beide BWL studiert, ich selbst habe eine Weile an der Universität gearbeitet und hatte Angebote von Steuerberaterbüros. Unser Vater hat uns immer viel Freiheit gelassen und uns gleichberechtigt. Und genau das hat letztlich dazu geführt, dass wir diesen Schritt gegangen sind und uns für Allguth entschieden haben.
Von der Vergangenheit in die Zukunft: Wo sehen Sie Allguth in fünf Jahren, wo in zehn?
M. Amberger: Wir sind da recht entspannt. Unser Unternehmen ist ja auch längst so ausgerichtet, dass wir nicht vom Kraftstoffverkauf abhängig sind. Rund die Hälfte unserer Kunden sagt, dass sie nicht des Tankens wegen zu Allguth fährt. Zudem arbeiten hochinnovative Menschen bei uns, die Leidenschaft und Enthusiasmus mitbringen. Von daher sind wir bestens gerüstet und können absolut zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Das Gespräch führte Bettina Göttler