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Grünen-Studie: Super verteuert sich schneller als Rohöl

22.03.2012 08:39 Uhr
Vorwurf: Raffinerien haben von den hohen Ölpreisen und einer geringeren Konkurrenz profitiert, machten mehr Gewinn.
Vorwurf: Raffinerien haben von den hohen Ölpreisen und einer geringeren Konkurrenz profitiert, machten mehr Gewinn.
© Foto: Davis Hecker/ddp

Fast 100 Millionen Euro pro Monat mussten Autofahrer seit November an der Tankstelle zusätzlich zahlen, was sich nicht mit dem höheren Ölpreis erklären lässt. Das meint eine Studie, die unterschiedliche Reaktionen auslöst.

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Die Mineralölkonzerne haben Autofahrer an Tankstellen in den vergangenen Monaten viel stärker zur Kasse gebeten, als es allein durch höhere Ölpreise gerechtfertigt gewesen wäre. Das ergab eine Studie des Hamburger Energie-Experten Steffen Bukold, die er im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen erstellte. Danach ist der Preis für Super in den vergangenen drei Monaten um 11,3 Cent pro Liter gestiegen. Aber nur 6,6 Cent pro Liter ließen sich durch höhere Rohölpreise oder einen veränderten Wechselkurs Euro/Dollar erklären - 4,7 Cent hätten die Konzerne somit zusätzlich aufgeschlagen, lautet die Schlussfolgerung in der Studie.

Hochgerechnet auf den monatlichen Absatz von Super ergebe sich daraus eine finanzielle Mehrbelastung der Autofahrer von 98 Millionen Euro pro Monat. Nach der Studie sind die zusätzlichen Gewinne beim Super nicht an den Tankstellen angefallen, sondern in den Raffinerien. Diese befinden sich überwiegend in den Händen der großen Mineralölkonzerne. Die Bruttomarge der Raffinerien für Super erhöhte sich demnach aus dem Minus bis auf gut vier Cent je Liter.

Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) wies die Vorwürfe zurück. "Der Ärger der Autofahrer ist nachvollziehbar", sagte Hauptgeschäftsführer Klaus Picard. Allerdings seien von den Tankstellen nur die gestiegenen Beschaffungskosten weitergegeben worden "und kein Cent mehr."

Grüne Autoallianz

Die Grünen und der ADAC verlangen hingegen Konsequenzen. "Es ist ärgerlich, dass die Mineralölkonzerne im Windschatten der Iran-Krise ihre Gewinne auf Kosten der Verbraucher ausweiten", sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn. In der "Saarbrücker Zeitung" (21. März), die zuerst über die Studie berichtete, forderte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stephan Kühn: Das Kartellamt müsse umgehend Möglichkeiten erhalten, "um hier stärker zu kontrollieren und einzugreifen."

ADAC-Präsident Peter Meyer kritisierte vor allem die Preissprünge an der Zapfsäule: "Ich fordere die Ölkonzerne auf, endlich zu einer fairen, seriösen und transparenten Preispolitik zurückzukehren." Mittlerweile sei der Preis für einen Liter Biosprit-Super (E10) auf ein neues Allzeithoch von 1,66 Euro je Liter geklettert - im bundesweiten Schnitt ein Anstieg von 1,7 Cent im Vergleich zur Vorwoche.

Dass vor allem die Raffinerien zu den zusätzlichen Preiserhöhungen beitrugen, bestätigen auch die Daten des Hamburger Energie-Informationsdienstes (EID). Deren Bruttomargen hätten im Januar und Februar bei 44 Euro je Tonne gelegen, was ein guter Wert sei angesichts von Verarbeitungskosten von 33 Euro je Tonne. Die europäische Raffinerieindustrie leidet unter Überkapazitäten vor allem beim Benzin, nicht aber beim Diesel. Durch die Insolvenz des schweizerischen Raffineriekonzerns Petroplus sind mehrere Raffinerien in Europa zumindest zeitweise aus der Produktion gegangen - das könnte zu mehr Gewinnen geführt haben.

Unübersichtlicher ist die Lage beim Dieselkraftstoff. Die Analyse von Bukold registriert hier beträchtliche schwankende Gewinne auf hohem Niveau, aber keinen deutlichen Anstieg. Diesel ist technisch verwandt mit Heizöl, die Märkte beeinflussen sich. Dadurch kann die Kälteperiode im Februar mit einer plötzlich einsetzenden hohen Heizöl-Nachfrage sich ebenso ausgewirkt haben wie die Vereisung von Schifffahrtswegen. Über den gesamten Weg vom Rohöl bis zum Endverbraucher verdient die Branche schon seit längerem mehr an Diesel und Heizöl als an Benzin. (dpa/kak)

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