Deutschlands Autofahrer können beim Tanken künftig leichter die Preise vergleichen. Das Bundeskartellamt startete dazu am Donnerstag die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe. Zunächst im Probebetrieb. Während dieses Probebetriebs sollen noch, auch mit Hilfe der Verbraucher, Korrekturen am System vorgenommen werden. Der Regelbetrieb ist für den 1. Dezember 2013 avisiert.
Die Einrichtung erfasst die Preise für Super (E 5 und E 10) und Diesel von 13.100 deutschen Tankstellen. Fast alle übrigen der bundesweit 14.500 Tankstellen sollen folgen. Der Preisvergleich schaffe für den Verbraucher "Waffengleichheit mit der Mineralölindustrie" und werde den Wettbewerb ankurbeln, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt in Bonn.
Bisher gebe es erhebliche Preisunterschiede in derselben Stadt und starke Preisschwankungen. Künftig werde der Autofahrer leichter zu der günstigen Tankstelle um die Ecke finden, auch wenn er sie nicht sehe. Erfahrungen mit einer ähnlich aufgebauten Preismeldestelle in Österreich stimmten ihn optimistisch, dass die Verbraucher davon profitieren würden. "Das stärkt den Wettbewerb. Wettbewerb und Preistransparenz führen in der Regel immer zu Kostenvorteilen für die Verbraucher", erklärte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP).
Die Informationen gelangen über das Internet, Smartphone-Apps und Navigationssysteme zu den Autofahrern. Das Bundeskartellamt gibt die Daten kostenlos weiter, zunächst an die vier Anbieter ADAC, clever-tanken.de, mehr-tanken.de und spritpreismonitor.de. Weitere acht Informationsdienste seien bereits zugelassen und würden in den nächsten Wochen folgen. Insgesamt hätten sich fast 100 Interessenten um die Verbreitung der Daten bemüht, sagte Mundt. Dabei dürfen die Dienste auch Geld für den Datenabruf verlangen.
Gemeldet werden sollen Benzinpreisveränderungen spätestens fünf Minuten nach dem Inkrafttreten, maximal eine weitere Minute braucht das Bundeskartellamt für die Durchleitung zu den Informationsportalen. Direkt nach der Freischaltung starteten einige Portale am Donnerstag mit technischen Problemen. "Kinderkrankheiten sind unvermeidbar. Es wird am Anfang kleine Fehlfunktionen geben", räumte Mundt ein.
Verbraucherschützer begrüßten die Einrichtung, sie erwarten aber keine spürbaren Preissenkungen. Der Vergleich sei eine Hilfe. Autofahrer sollten aber bedenken, dass sie bei der Fahrt zur preiswerteren Tankstelle wiederum Sprit verbrauchten und auch die Umwelt belasteten, sagte ein Sprecher der Verbraucherzentrale NRW.
Die Mineralölwirtschaft wies darauf hin, dass sie die Tankstellenpreise seit langem regelmäßig im Internet veröffentliche. Die Margen seien außerdem sehr gering: "Da wir an der Tankstelle durchschnittlich nur ein bis zwei Cent je verkauftem Liter Benzin verdienen, kann man den Spielraum für Preisveränderungen ermessen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, Klaus Picard.
Die wirklichen Gewinne würden schon vor dem Verkauf an der Tankstelle in den Raffinerien abgeschöpft, kritisierte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn. Die Raffinerien gehörten aber vielfach auch den Tankstellenketten. "Hier entstehen die Preisaufschläge, die man oft zu Ferienbeginn sieht", sagte Höhn der dpa in einer schriftlichen Stellungnahme. "Und genau dort guckt die neue Behörde nicht hin." Deshalb werde die Wirkung für die Verbraucher gering bleiben: "Da wird Geld für eine Placebo-Behörde rausgeschmissen, die wenig bis gar nichts bringt." (dpa/pn)