Der Biosprit E10 könnte nach Einschätzung von Cropenergies-Vorstand Marten Keil im Jahr 2020 Standardkraftstoff in Deutschland sein. "Es spricht nichts dagegen, dass es eine Entwicklung wie in den USA gibt, wo das bereits der Fall ist", sagte er am Mittwoch (9. Oktober) anlässlich der Vorstellung des Halbjahresberichts des Mannheimer Bioethanol-Herstellers. Voraussetzung sei allerdings, dass sich der EU-Rahmen nicht verändere. Derzeit gebe es in Deutschland aber weiter eine Kaufzurückhaltung. "Die Entwicklung von E10 könnte besser sein. Da müssen wir noch etwas Geduld haben."
E10 hat von Anfang an massiv in der Kritik gestanden - vor allem weil die Deutschen fürchteten, der Biosprit zerstöre ihre Motoren. Es ist allerdings kein Fall von Motorschaden durch E10 bekannt. Häufig vorgebrachter Kritikpunkt ist außerdem, es dürfe keine Konkurrenz von Tank und Teller geben: Bioethanol wird aus Zuckerrüben oder Getreide gewonnen. Cropenergies würde von einer höheren E10-Nachfrage profitieren, da das Unternehmen das dem Kraftstoff beigemischte Bioethanol produziert.
Keil sagte, es sei erstaunlich, dass es trotz des vergleichsweise niedrigen Preises und Herstellerfreigaben diese Zurückhaltung bei E10 gebe. "In den Köpfen der Deutschen dringeblieben ist die holprige Einführung. Teilweise ist das Thema E10 kampagnenartig zerfetzt worden." Es sei viel Überzeugungsarbeit nötig. "Unser Problem ist: Wir stehen nicht an der Tankstelle, um die Verbraucher zu überzeugen." Viele hätten nach wie vor technische Bedenken, obwohl 93 Prozent aller Benzin-Fahrzeuge in Deutschland E10 tanken könnten.
Hochwasser und Wartungsarbeiten: Herber Gewinnrückgang
Im ersten Geschäftshalbjahr brockten Hochwasserschäden in Deutschland und höhere Rohstoffpreise Cropenergies bis Ende August einen herben Gewinnrückgang ein. Das operative Ergebnis sank trotz höherer Erlöse um 30 Prozent auf 26 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Zusätzlich wirkten sich teure Wartungsarbeiten belastend aus. Der Umsatz legte hingegen um 16 Prozent auf den neuen Rekordwert von 372 Millionen Euro zu, obwohl die produzierte Menge Bioethanol um knapp ein Prozent auf 377.000 Kubikmeter zurückging. Der Absatz von Bioethanol stieg Keil zufolge jedoch im ersten Halbjahr um zehn Prozent. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen. (dpa/beg)