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Das nächste Problem : Nach Feierabend bricht das Stromnetz wegen E-Autos zusammen

01.02.2012 11:25 Uhr
Ein Auto aus grünen Baumblättern.
Die Nationale Plattform Elektromobilität versichert, dass der Strom für Elektroautos aus regenerativen Quellen stammt.
© Foto: Eduard Härkönen/shutterstoc

Experten sind sich uneinig: Nutzen Elektrofahrzeuge nun der Umwelt oder nicht? Handelt es sich um eine große "Öko-Lüge" oder retten die grünen Stromer den grünen Planet?

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Mit den Elektroautos ist es so eine Sache. Bei glamourösen Treffen von Politik und Wirtschaft in Berlin darf ein Vorführwagen am Eingang nicht fehlen. Doch bei dem Sprung auf die Straße hapert es. Es gibt erhebliche Zweifel, ob bis 2020 wirklich eine Million Elektroautos in Deutschland rollen werden - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert, dass Deutschland Leitmarkt für die Elektromobilität werden müsse. Doch jetzt gibt es auch noch eine Debatte, ob das Ganze nicht sogar eine "Öko-Lüge" sei. In einer Studie verweist das Öko-Institut darauf, dass die Klimabilanz davon abhängen wird, wann die Autos mit Strom aufgeladen werden. Wenn es tatsächlich gelingt, wie von der Bundesregierung geplant, bis 2030 sechs Millionen Stromer auf die Straße zu bringen, würde eine zusätzliche Nachfrage entstehen, die zwei Prozent des heutigen Stromverbrauchs entspricht. "Die spannende Frage ist: Was passiert, wenn alle Elektroautos gleichzeitig laden", sagt die Wissenschaftlerin Charlotte Loreck vom Öko-Institut. Denn zwischen 17 und 19 Uhr ist die Stromnachfrage etwa durch Kochen und Licht ohnehin sehr hoch. Werden die E-Autos auch noch mehrheitlich abends nach der letzten Fahrt geladen, könnte dies die Klimabilanz verhageln, weil dann auch Kohlekraftwerke auf Hochtouren laufen. Wenn es daher nicht einen deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien gibt und zugleich ein Lademanagement - also ein Laden, wenn gerade viel Windstrom im Netz ist - könnten die CO2-Emissionen laut der Studie noch höher liegen als derzeit bei einem konventionellen Auto. Aber genau dieses Szenario ist laut der Nationalen Plattform Elektromobilität praktisch ausgeschlossen. Zum einen verläuft der Ausbau erneuerbarer Energien zügiger als erwartet, der Anteil am Strommix liegt bei 20 Prozent. Und Roger Kohlmann vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betont: "Die Nationale Plattform hat sich bereits im vergangenen Jahr darauf verständigt, dass der Fahrstrom für Elektroautos ausschließlich aus regenerativen Quellen stammen soll." Die Energiewirtschaft habe zugesagt, den Strom zur Verfügung zu stellen - man hofft auf den raschen Ausbau von Windparks in Nord- und Ostsee, da diese am kontinuierlichsten grünen Strom liefern können. Auch das Öko-Institut betont, dass bei Nutzung etwa nur von Windstrom der CO2-Ausstoß quasi gleich null sei. Die Elektrofahrzeuge müssten auch Strom speichern Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen ist der CO2-Ausstoß schon beim jetzigem Strommix weit geringer als durch Diesel-Autos. Hinzu komme weniger Lärm in den Städten. "Die Zeit der qualmenden und ratternden Dieseln in den Fußgängerzonen kann mit Elektroautos der Vergangenheit angehören", sagt er. Doch die Frage bleibt: Lässt sich der Verbraucher dazu bewegen, dann zu tanken, wenn gerade der Wind weht oder die Sonne scheint? "Man darf nicht vergessen, dass der Nutzer flexibel sein will", betont Florian Hacker vom Öko-Institut. Und kann das Ganze so organisiert werden, dass überschüssiger Ökostrom auch per Batterie gespeichert wird und notfalls an das Stromnetz wieder abgegeben wird? Speicher sind nötig, um trotz der stark schwankenden Ökostromproduktion eine zu jeder Zeit stabile Versorgung zu garantieren - E-Autos sind hier ein Hoffnungsträger. Bereits mit einer Million E-Autos könnten sechs Prozent der Speicherkapazität aller vorhandenen deutschen Pumpspeicherkraftwerke erreicht werden, hatte der Vorsitzende der Elektromobilitäts-Plattform, der frühere SAP-Manager Henning Kagermann, beim letzten E-Auto-Gipfel betont. Das Henne-Ei-Problem Ein Erfolg kann die Elektromobilität abseits der Klimadebatte aber ohnehin nur werden, wenn das Speicher-, Batterie-, Lade- und Preisproblem gelöst wird. Erste Voraussetzung ist, dass es genu Ladestationen gibt. Bis 2014 soll es immerhin bis zu 7.000 Ladesäulen entstehen - aber derzeit kostet ein E-Auto noch etwa 10.000 mehr als ein vergleichbarer Benziner. Weiterer Minuspunkt: Mangels leistungsstarker Batterien ist das E-Auto bisher eher etwas für die Stadt. Auch das Öko-Institut betont, lange Fahrten mit einem E-Auto bei einer Reichweite von maximal 160 Kilometern seien schwierig, Aber: Sogenannte Plug-In-Hybridfahrzeuge würden durch die Kombination aus Elektro- und konventionellem Antrieb längere Strecken problemlos schaffen. Daher könnten die meisten Autos solche Kombimodelle sein, um den Verkehr klimafreundlicher zu machen. (dpa/beg)

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