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BFT-Jahreshauptversammlung: Nicht jeder Sau nachrennen

14.10.2015 11:25 Uhr
BFT-Vorsitzender Grebe: „Mittelständler, wie sie sich unter dem Dach des BFT zusammenfinden, sind sozusagen die letzten Vertreter der Gattung deutsches Mineralölunternehmen.“
© Foto: Annika Beyer

Von der Flüchtlingskrise bis zum Verhaltenskodex – die vergangenen zwölf Monate waren für die ­Mitglieder des Bundesverbands freier Tankstellen (BFT) ereignisreich. Das zeigte auch der Rückblick der ­Verbandsspitze auf der Jahreshauptversammlung in Lübeck. // Mit Bildergalerie

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Sucht man den Grund für die ständigen Herausforderungen in der Tankstellenbranche, dann lässt er sich laut BFT-Vorsitzenden Thomas Grebe in drei Worten zusammenfassen: Regelungswut der Legislative. „Eine Flut von Regelungen schwappt über die Republik und droht die Unternehmen und ganz besonders den ­Mittelstand zu ertränken“, kritisierte er in seiner Rede anlässlich der Jahreshauptversammlung des BFT Mitte September in Lübeck.

Als Beispiel dafür nannte Grebe den Mindestlohn: „Aus dieser Gesetzesmaßnahme ergaben sich auch für unsere Branche ganz erhebliche finanzielle und organisatorische Belastungen.“ Darüber hinaus sahen sich einige Mitglieder einer „entwürdigenden Kontrollpraxis“ ausgesetzt. Grebes ­Beschwerde an das Bundesarbeitsministerium wurde an das Finanzamt weitergeleitet und dort wenig befriedigend beant­wortet. Immerhin: Die Beschwerden der BFT-Mitglieder über die Art der Kontrollen seien ­daraufhin deutlich zurückgegangen.

Im Zusammenhang mit der Einführung des Mindestlohns ist auch die Forderung nach einer Mindestprovision laut geworden. „In sich eigentlich durchaus logisch, denn die durch den Mindestlohn ­induzierte Kostensteigerung sollte durch eine Provisionsveränderung abgefangen werden“, erklärte der BFT-Vorsitzende. Durch die Schaffung des Verhaltenskodex sei der Branche nun die Mindestprovision erspart geblieben. Dieses Ergebnis zeige, wie wichtig die verbandsübergreifende Zusammenarbeit sei, „die ja in der Vergangenheit nicht immer reibungslos vonstattenging“. „Dass es gelungen ist, das Verhältnis der ­Verbände untereinander Schritt für Schritt wieder zu verbessern, begrüße ich übrigens ausdrücklich“, betonte Grebe.

Auf Werte besinnen

Ob mit dem Alkoholverkaufsverbot, der Tabakproduktdirektive oder der Markttransparenzstelle, „die Politik greift immer mehr in die persönliche Sphäre des Bürgers und noch stärker in die nur noch wenig freie Wirtschaft ein“, führte Grebe aus und forderte: „Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich Staat und Gesellschaft besinnen, welche Werte für uns wirklich von Bedeutung sind“, forderte Grebe. Deren Schutz be­dürfe dann selbstverständlich staatlicher Regelung und Kontrolle. Andere Dinge sollten aber in der persönlichen Entscheidungssphäre des Einzelnen verbleiben. Dadurch blieben auch mehr Kapazitäten für Auf­gaben frei, die Deutschland und Europa als Gemeinschaft bewältigen müssen.

In diesem Zusammenhang kam Grebe auch auf die Flüchtlingskrise zu sprechen. „In Deutschland werden wir uns vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung mit dem Zuzug aus anderen Ländern anfreunden und die viel zitierte Willkommenskultur entwickeln müssen“, sagte er. Das sei ganz sicher keine einfache Auf­gabe. Von den potenziellen Arbeitskräften könne aber auch die Tank­stellenbranche profitieren, in der es zunehmend schwerer wird, geeignete Mitarbeiter zu finden.

„Auch wir als Unternehmer können und müssen unseren Beitrag zur Eingliederung der vielen Hilfesuchenden leisten“, forderte der BFT-Vorsitzende. Daher habe man im Vorstand beschlossen zu versuchen, in Kooperation mit Schulungsanbietern kostenlose Deutschkurse für Asylsuchende anzubieten. „Und sicher können viele von den hier Anwesenden Praktikumsplätze bereitstellen und später bei einem positiven Verlauf des Asylverfahrens einem Praktikanten einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen“, war Grebe überzeugt.

Auch das Thema alternative Kraftstoffe schnitt Grebe an. Dabei stellte er fest, dass Produkte nur so lange erfolgreich waren, wie der Verbraucher mit ihnen finanzielle Vorteile im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen erreichen konnte. „Der Mittelstand, der sich an vielen dieser Projekte durch Investitionen an ­seinen Tankstellen beteiligte, hat daraus die logische Schlussfolgerung gezogen, bei künftigen Säuen, die durchs Dorf getrieben werden, erst einmal durch den Türspion zu blicken, bevor man der Horde auf der Straße hinterherläuft“, sagte Grebe. Man werde also künftig sehr vorsichtig sein, wenn es um neue Technologien an der Tankstelle geht.

Nichtsdestotrotz bleibe der Mineral­ölmittelstand bunt, vielschichtig und in­novativ und „damit natürlich auch etwas unbequem und manchmal sicher auch schwierig“. Die aktuellen Veränderungen in der internationalen Ölbranche sollten die Mitglieder des BFT jedoch nicht nur als Risiko, sondern auch als neue Chance sehen. (Hier finden Sie die vollständige Rede von Thomas Grebe

Zufriedenstellende Entwicklung

Im internen Teil konnten die Geschäftsführer Stephan Zieger und Axel Graf ­Bülow positive Zahlen vermelden. So ist die Zahl der Mitglieder zwar leicht gesunken, dagegen ist die Zahl der Stationen deutlich gestiegen. „Aktuell haben wir einen Anteil von 15 Prozent im Endverbrauchergeschäft unserer Tankstellen im Gesamtmarkt“, sagte Graf Bülow. Zudem zeigte sich die Verbandsspitze mit der finanziellen Auf­stellung des Verbands ebenso zufrieden wie mit der Entwicklung der BFT-Akademie.

Die nächste Jahreshauptversammlung des BFT findet am 1. und 2. Juni in Berlin statt. (Annika Beyer)


BFT-Jahreshauptversammlung 2015

Thomas Grebe, Vorsitzender des Bundesverbands freier Tankstellen (BFT) Bildergalerie

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