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Waschchemie: So problematisch ist der bunte Waschschaum

13.03.2023 08:09 Uhr | Lesezeit: 5 min
Grüner Waschschaum von Caramba.
Caramba hat vor Kurzem den grünen Color Sensation Foam auf den Markt gebracht.
© Foto: Caramba

Der Trend um bunten Waschschaum ist so stark wie nie zuvor. Doch einige Chemieanbieter distanzieren sich trotz der guten Umsatzzahlen von diesem Produkt.

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Farbschaum wird immer mal wieder zum Trend in Deutschland. Doch der jetzige Hype erhält um einiges mehr Aufmerksamkeit. Das liegt in erster Linie daran, dass die Waschkunden Bilder und Videos ihrer bunt eingeschäumten Fahrzeuge in den sozialen Medien posten. Dadurch wächst wiederum das Umsatzpotenzial für Chemiehersteller und Waschanlagenbetreiber. Es könnte so einfach sein: Alle profitieren von dem Hype. Die Kunden sind glücklich über das Wascherlebnis und die Betreiber und Hersteller über höhere Umsätze. Doch trotz dieser positiven Aspekte, stehen einige Chemiehersteller wie Sonax und Dr. Stöcker dem bunten Schaum mittlerweile kritisch gegenüber und haben diesen aus ihrem Sortiment genommen oder bieten ihn gar nicht erst an.

Kritischer Blick

Während Caramba vor Kurzem den grünen Color Sensation Foam auf den Markt brachte, sprechen sich Dr. Stöcker und Sonax klar gegen den Einsatz von buntem Schaum aus. Caramba wollte sich auf Anfrage von Sprit+ nicht zu seinem neuen Produkt und dem bunten Trend äußern.

Auch der Chemiehersteller Dr. Stöcker hatte den Farbschaum eine Zeit lang im Angebot. "Wir haben der extremen Anfrage kurzfristig mit unserem SB-Farbschaum nachgegeben", sagt Oliver Lanz, verantwortlich für den Bereich Marketing von Dr. Stöcker. "Allerdings haben wir das Produkt bereits nach der ersten Produktionscharge im Sommer 2022 wieder aus dem Sortiment genommen."

Auch Sonax positioniert sich eindeutig gegen den Farbschaum. "Den Trend gibt es immer wieder – diesmal sogar deutlich massiver", so Dominic Bischof, Produktmanager bei Sonax. "Wir als Sonax haben uns von vornherein aus Gründen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes entschlossen, den Trend nicht mitzugehen."

Eine tolle Show

Als Grund für den Hype machen die Chemiehersteller Sonax und Dr. Stöcker den Erlebnis- beziehungsweise Fun-Faktor verantwortlich, der vor allem bei jungen Leuten gut ankomme. "Sich und seine Freizeitaktivitäten mit möglichst großem "Fun-Faktor" in sozialen Medien zu präsentieren, ist ein allgemeiner gesellschaftlicher Trend, der auch vor dem Autowaschen keinen Halt macht", weiß Lanz. "Nach mehr oder weniger drei Jahren spaßfreier Corona-Zeit können wir diese Sehnsucht nach 'Fun' bei jungen Menschen grundsätzlich nachvollziehen." Und auch aufseiten der Betreiber sehen Lanz und Bischof die Vorteile: Denn so haben sie die Möglichkeit, sich von Wettbewerbern abzugrenzen und den Umsatz zu steigern. Besonders in Zeiten der Krisen und Inflation sei die Verlockung groß.

Die Branche als Vorbild

Der Umweltgedanke sowie die Sicherheit der Kunden dürften dabei jedoch nicht vernachlässigt werden. Aufgrund dessen sieht sich Dr. Stöcker in der Verantwortung, die Gesundheit der Kunden, die Sicherheit in der Waschanlage sowie den Umweltschutz sicherzustellen. "Als Unternehmen können wir uns der Verantwortung gegenüber Umwelt und der Gesundheit von Menschen, Tieren und der Natur nicht entziehen. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die jungen Menschen einer nicht zu unterschätzenden Gefahr durch Hochdruck und Chemie aussetzen", sagt Lanz. Daher dürfe der Trend weder von Chemielieferanten noch Anlagenbetreibern gefördert werden. "Wir sehen in diesem Aspekt die Branche als Ganzes in einer Vorbildrolle, die wir glaubwürdig vertreten wollen und müssen", ist Lanz überzeugt.

Probleme bei der Entsorgung

Der Trend zum Farbschaum lässt sich aus Sicht der beiden Chemiehersteller nicht mit dem Thema Umweltschutz vereinbaren. "Man kann nicht Farbschaum anbieten und sich gleichzeitig als nachhaltig und umweltfreundlich präsentieren. Das passt nicht zusammen", sagt Bischof. Auch der Bundesverband Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche (BTG) rät den Betreibern vom Einsatz farbiger Schäume dringend ab. Der Grund: Für die Entsorger werde der Farbschaum immer mehr zu einem Problem. Bischof erklärt: "Farbiges Wasser kann nicht wie sonst üblich in das Abwassersystem eingeführt werden. Denn die Klärwerke haben einen erhöhten Aufwand bei der Reinigung des Wassers." Das liege daran, dass oft Indikatorfarbe, die auf pH-Werte reagiert, statt Lebensmittelfarbe verwendet wird. Die Farbstoffe sind laut Bischof jedoch nicht ohne Weiteres abbaubar und die Kläranlagen dafür nicht vorgesehen. Wenn nur einige Betreiber den Farbschaum verwenden, falle dies nicht auf, aber wenn ihn mehr Anbieter einsetzen, könne es bei der Abwasseraufbereitung zu Problemen kommen. "Im ungünstigsten Fall kommt es zu Betriebsstörungen der Kläranlagen, deren Kosten an den Verursacher weiterbelastet werden können", pflichtet Lanz bei.

Das könne dazu führen, dass Entsorger das pigmentierte Material nicht mehr mitnehmen. Vielerorts verbiete auch die Abwassersatzung der Kommunen das Einleiten solcher Abwässer in die Kanalisation. Diese Regelung ermögliche es den Behörden, im Zweifelsfall die Betriebsgenehmigung für einen SB-Waschplatz (vorübergehend) zu entziehen.

Schlechtere Waschergebnisse durch Verschmutzung

Aber nicht nur die Entsorger werden damit zusätzlich belastet. Auch die Waschanlagen-betreiber haben mit der höheren Wasserbelastung zu kämpfen. Das liegt daran, dass der Farbstoffgehalt in Farbschaumprodukten viel höher ist als in konventionellen Reinigungsprodukten. Die Folge: Es können sich unschöne Verfärbungen in der Waschanlage oder auf dem SB-Platz bilden, die nur schwer zu entfernen sind. Und auch Kundenbeschwerden über verfärbte Kleidung oder Farbschaum, der auf die Sitze des Autos gelangt, sorgen für Mehraufwand. Ein weiterer negativer Effekt ist, dass sich auch das aufbereitete Wasser mit der Zeit verfärbt, was in der Wäsche wenig einladend aussieht, so Bischof.

Ein weiterer Punkt ist die Verschmutzung der Brauchwasser-Aufbereitungsanlage. Gelangt das Abwasser der Farbschaumprodukte in den Brauchwasserkreislauf, lagern sich die enthaltenen Farbstoffe im Schlamm an. "Das kann bei der nächsten Entsorgung zu einem bösen Erwachen führen", so Lanz. Einige Entsorgungsbetriebe hätten zudem angedeutet, dass der Schlamm in diesen Fällen als Sondermüll entsorgt werden müsse. Und das bedeutet wiederum eine enorme Kostensteigerung für den Betreiber.

Duft und Licht statt schriller Farben

Was kann ein Waschanlagenbetreiber seinen Kunden also statt farbigem Schaum als Wascherlebnis bieten? Bei Sonax setzt man auf das Dufterlebnis kombiniert mit Lichteffekten. Sonax bietet in diesem Bereich den Power Foam Energy, der nach Energy-Drinks duftet. "Es gibt diverse Duftöle, die man einsetzen kann. Da ist sicherlich noch viel Potenzial", so Bischof. "Ansonsten ist die Frage, was kann die Waschtechnik leisten, zum Beispiel ist die Wall of Foam ein Thema - da fährt das Auto in eine angeleuchtete Schaumwand. Das ist hauptsächlich als Show für die Kunden gedacht." Bischof ist sich sicher, dass viele Hersteller im technischen Bereich nachrüsten und Besonderheiten für einen größeren Wow-Effekt einbauen werden.

Zudem sei den Kunden das Thema Nachhaltigkeit (weniger Wasserverbrauch und Umweltverschmutzung) sehr wichtig. Als materialsparende Verpackungslösung hat Sonax den Standbodenbeutel im Sortiment, welcher im Vergleich zum herkömmlichen Zehn-Liter-Gebinde 75 Prozent Verpackung einspare.

Auch bei Dr. Stöcker sieht man das Kundenerlebnis kombiniert mit Nachhaltigkeit weiterhin im Vordergrund. Der Spaß-Faktor könne etwa mit duftendem XXL-Schaum kreiert werden. Lanz: "Unser Schaumkonzentrat "SB-Schaum Eventum" ist speziell für den Einsatz in SB-Bereichen konzipiert, da er Standardschäume durch seine samtig-dichte Optik übertrifft", erklärt Lanz. Neben der Farbschaum-Thematik hat Dr. Stöcker sich das Ziel gesetzt, den Plastikmüll in der Waschanlage zu reduzieren. Mit dem "Bag-in-Box-System", welches nach Angaben des Chemieherstellers im Vergleich zum herkömmlichen Kanister aus rund 90 Prozent weniger Plastik besteht, kann der Anlagenbetreiber seine Müllproduktion verringern.

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