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Marktübersicht: Zapfen statt kleckern

13.07.2019 13:33 Uhr
Marktübersicht: Zapfen statt kleckern
Adblue lässt sich an der Zapfsäule schneller, komfortabler und auch preiswerter nachtanken.
© Foto: Orlen Deutschland

Wer Fahrern von Diesel-Pkw Adblue aus der Zapfsäule statt nur aus dem Kanister anbieten kann, bindet seine Kunde mit diesem komfortablen und günstigen Service. Zahlreiche Lösungen – auch zum Nachrüsten – haben die Hersteller deshalb auf den Markt gebracht.

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Eine steigende Nachfrage im Bereich der Adblue-Pkw-Betankung ist klar zu erkennen, stellt Domenik Mohr, Geschäftsführer von Hermann Lümmen, fest. Mit dieser Aussage fasst er zusammen, worin sich die Hersteller von Zapfanlagen einig sind. „Im Bereich der Adblue-Zapfanlagen für Pkw zeichnet sich ein ähnliches Bild wie zu Beginn der Einführung von Adblue für Lkw ab“, bestätigt Thomas Voigt, Geschäftsführer von Flaco.

Zunächst seien es der Mittelstand und die Eigentümerstationen, die den wachsenden Bedarf erkennen und umsetzen, erste Projekte mit Mineralölgesellschaften habe Flaco bereits ebenfalls realisiert. Auch Christian Leu, Bereichsleiter Marketing und Produkte bei der Tokheim Service Group (TSG), macht ein steigendes Interesse in verschiedenen Ländern aus, am deutlichsten zeige sich das jedoch tatsächlich in Deutschland. Dies sei sowohl bei den Eigentümern als auch bei Mineralölgesellschaften spürbar.

SCR-Technologie als Lösung

Einer der Hauptgründe für die erfreulichen Abverkaufszahlen der Hersteller ist der wachsende Bedarf von Adblue auch für Pkw. Denn auf den Straßen sind immer mehr Autos unterwegs, die die Harnstofflösung im Rahmen der SCR-Technologie zur Einhaltung der Abgasnorm Euro 6d-Temp für die Abgasnachbehandlung benötigen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) geht davon aus, dass ein Pkw je nach Gewicht und Fahrstil im Schnitt rund 1,5 Liter Adblue auf 1.000 Kilometer verbraucht. In einer Studie prognostiziert die Lobbyvertretung der Automobilbranche zudem, dass bis 2020 auf den Straßen in Westeuropa etwa 20 Millionen Fahrzeuge deutscher Konzernmarken mit SCR-Technologie unterwegs sein werden.

Und diese wachsende Zahl von Autofahrern erwartet – wie von den konven­tionellen Kraftstoffen gewohnt – eine bequeme Tankmöglichkeit, statt Adblue umständlich und mit hohem „Kleckerrisiko“ mit Kanister, Flasche oder Beutel in die Tanks zu füllen. Neben dem Komfort­gedanken verweist Flaco-Chef Voigt auf einen weiteren Vorteil von Zapfsäulen: „Adblue aus dem Zapfventil verursacht keinen Müll.“ Ein weiterer Pluspunkt gegenüber Kanister und Co.: „Der Autofahrer kann genau die Menge tanken, die er benötigt. Alle anderen Nachfüllmöglichkeiten macht man in der Regel nie ganz leer“, weiß Henk Ellens, Geschäftsführer von Storage Partners. Außerdem sei der Preis pro Liter aus der Zapfsäule in der Regel niedriger als bei Kanisterware. Die von Sprit+ befragten Unternehmen (siehe Seite 32) verlangen beispielsweise maximal 60 Cent pro Liter.

Angesichts dieser Vorteile lohnt es also durchaus, sich über die Installation einer Zapfsäule für Pkw Gedanken zu machen. „Dort wo Diesel-Pkw und kleine Nutzfahrzeuge getankt werden, wird auch Adblue gefragt. Jeder Tankstellenbetreiber, der jetzt bereits Rückgänge im Pkw-Dieselverkauf bemerkt, sollte die Gründe ­prüfen“, rät Voigt. Häufig ziehe bereits ein Adblue-Pkw-Zapfpunkt an einer benachbarten Tankstelle Dieselkunden ab. Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum die Projektteams der Tokheim Service Group laut Bereichsleiter Leu Neubauten inzwischen grundsätzlich mit Adblue für Pkw planen.

Lösungen der Hersteller

Je nach Platzverhältnissen, Investitionsvolumen und Absatzmengen bieten die Hersteller verschiedenste Lösungen an. Das Produktportfolio von Flaco reicht vom Einzelzapfpunkt bis zur doppelseitigen Abgabe mit Pkw- und Lkw-Zapfventil. Die Flacovent Heizung sorgt bei starken Minusgraden mit dem Warmluftschleier ­dafür, dass Zapfventile nicht einfrieren. „Eine störende Abdeckung oder Tür vor dem Zapfventil gibt es bei uns nicht“, ­betont Geschäftsführer Voigt. Die Flaco-Systeme seien kompatibel mit allen am Markt befindlichen Kassen- und Kraftstoffsystemen anderer Hersteller.

Auch für die Nachrüstung bietet das Gütersloher Unternehmen Lösungen an, die in der Regel an einem Tag montiert und in Betrieb genommen werden können. Zu den Bestsellern gehören dabei laut Voigt die Modelle TCI 1000 und TCI 2000 mit ­integriertem Tank. Je nach Größe und ­Umfang einer neuen Anlage oder der Nachrüstlösung nennt Voigt eine Investitionssumme zwischen 7.500 und 25.000 Euro.

Als Vorteil der Anlagen von Hermann Lümmen unter der Marke Lümatic nennt Mohr die Tatsache, dass ihre Anlagen inklusive der Fittings komplett aus Edelstahlkomponenten gebaut sind. „Jeder, der mit Adblue in Kontakt gekommen ist, weiß, welchen Verunreinigungen und Kristallisierungen die Komponenten der Zapfsäulen ausgesetzt werden“, erklärt der Unternehmer. Andere Werkstoffe würden den Belastungen auf Dauer nicht standhalten.

Dank des Einsatzes von vorgefertigten Kompaktanlagen mit eingebautem Tank ist eine nachträgliche Aufstellung an einer bestehenden Tankstelle ebenfalls möglich. „Das größte Hindernis stellt der Platz auf den Zapfinseln dar“, weiß Mohr. Hierfür habe Lümatic speziell angefertigte Kompaktanlagen in verschiedenen Größen entwickelt, die platzsparend aufgestellt werden können. Die Kosten richten sich nach der Größe der Tanks und der Aufstellmöglichkeit.

Anpassungsfähige Konzepte

Eine ähnliche Anwendung bietet auch das polnische Unternehmen Storage Partners an. „Unsere Tanks sind Plug-and-play-Lösungen, die überall platziert werden können. Wir gehen aber davon aus, dass sie am häufigsten auf den Zapfinseln zum Einsatz kommen, wo der Autofahrer seinen Diesel- und Adblue-Tank parallel befüllen kann“, vermutet Ellens. Die Installationskosten seien dabei relativ niedrig, da nur das Kabel für den Strom und den Datenaustausch mit dem Tank verbunden werden muss.

Flexibilität will auch die Tokheim Service Group ihren Kunden offerieren. „Wir ­bieten eine anpassungsfähige Modellreihe von alleinstehenden oder kombinierten Combo-Zapfsäulen sowie eine Vielzahl von Adblue-Tanks mit zwischen 4.000 und 10.000 Litern Inhalt, die mit eingebauter oder angebauter Zapfsäule geliefert werden können“, beschreibt Leu das Angebot. Als Alleinstellungsmerkmal des TSG-Angebots nennt der Bereichsleiter das integrierte Zahlungsterminal CryptoVGA für die Zahlung mit Debit-, Kredit- und Flottenkarten. Durch den integrierten Bildschirm besteht für den Autofahrer die Möglichkeit, in einem Zahlvorgang sowohl Diesel als auch Adblue zu tanken.

Darüber hinaus umfasst die Produktpalette Komponenten, die das Tanken der Harnstofflösung sicherer machen. „Adblue verursacht nicht nur Rost, sondern ist auch besonders kälteempfindlich und beginnt bei Luftkontakt zu kristallisieren. Daher kann Adblue beim Tanken spritzen und den Tankstellenboden leicht verschmutzen“, erklärt Leu. Die patentierte Schiebetürlösung soll mit einem wärmegesteuerten System eine saubere Umgebung für die tankenden Kunden garantieren.

Wie Mohr von Hermann Lümmen verweist auch Leu darauf, dass Adblue extrem korrodierend sein kann. Deshalb habe das Unternehmen die Komponenten für Adblue-Zapfsäulen so ausgesucht, dass sie gegen Wettereinflüsse widerstands­-fähig sind. Das robuste Design soll eine Funktionsfähigkeit unter härtesten Bedingungen über die gesamte Lebensdauer der Adblue-Zapfsäule garantieren und Wartungskosten sparen. Der TQM-Kolbenmesser mit robuster TQP-Pumpe stellt ­zudem sicher, dass die Zapfsäulen stets präzise Kraftstoffmengen abgeben. Dies minimiert den Verlust an Adblue für den Tankstellenbetreiber.

(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ 8/2019)

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