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Sinkende Absätze: Raffinerien beklagen Überkapazitäten

26.01.2012 14:37 Uhr
Europäische Raffinerien produzieren mehr Benzin, als sie absetzen können.

Absätze von Mineralölprodukten sinken, Autos verbrauchen immer weniger Super- und Normalbenzin. Die Raffinerien kämpfen zudem mit Konkurrenz aus Asien.

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Am Ende haben alle Anstrengungen nichts genutzt: Petroplus aus dem schweizerischen Zug muss in die Insolvenz. Ob die Benzinfabriken in der Schweiz, im Elsass und in Antwerpen jemals wieder die Produktion aufnehmen, steht in den Sternen. Denn ihre Produkte werden nicht gebraucht. "Wir haben in Europa das Problem sinkender Absätze", sagt Rainer Wiek, Chefredakteur des Hamburger Energie-Informationsdienstes EID. In Deutschland ging zum Beispiel der Verbrauch von Normal- und Superbenzin von 2004 bis 2010 von 25 auf weniger als 20 Millionen Tonnen zurück. Der gesamte Absatz von Mineralölprodukten reduzierte sich in diesem Zeitraum von 114 auf 106 Millionen Tonnen. Nach der Prognose des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) sinkt der Absatz in Deutschland bis 2020 um acht Prozent auf 97,5 und bis 2025 um weitere fünf Prozent auf 92 Millionen Tonnen. Folge: Die Raffinerien produzieren mehr Benzin, als sie auf dem europäischen Markt absetzen können. Anders sieht es bei Diesel, Heizöl und Kerosin aus, den sogenannten Mitteldestillaten. Sie sind relativ knapp, weil mehr Autos mit Dieselkraftstoff fahren, das Transportgewerbe blüht und der Flugverkehr stetig zunimmt. Am europäischen Ölmarkt in Rotterdam ist Diesel oft teurer als Benzin. "Die Raffinerien haben bis vor einigen Jahren noch recht gut verdient, weil sie ihre Benzin-Überschüsse in die USA verkaufen konnten", sagt Wiek. Doch dieser Absatzkanal ist schmal geworden. Die USA haben ihre eigenen Raffineriekapazitäten ausgebaut, und auch der US-Markt für Ölprodukte schrumpft. Riesige Raffinerien im Nahen und Mittleren Osten speziell für den Export Die multinationalen Konzerne setzen auf große Raffinerien, die kostengünstiger zu betreiben sind. ExxonMobil ist zum Beispiel an der Miro-Raffinerie in Karlsruhe beteiligt, mit einer Kapazität von knapp 15 Millionen Tonnen die größte deutsche Raffinerie überhaupt. "Die hält sich am Markt", sagt Unternehmenssprecher Karl-Heinz Schult-Bornemann. "Kleinere Standorte haben es bei global aufgestellten Unternehmen schwer." Verschärft werde die Situation durch riesige neue Raffinerien im Nahen und Mittleren Osten sowie in Indien, die teilweise speziell für den Export gebaut werden und mit den europäischen Standorten konkurrieren. So hat sich Shell mühsam von einer Raffinerie im schleswig-holsteinischen Heide getrennt; die Shell-Raffinerie Hamburg-Harburg wird teils geschlossen, teils umstrukturiert. ConocoPhillips hat die große Raffinerie in Wilhelmshaven vom Netz genommen, und die österreichische OMV trennt sich von ihrer 45-prozentigen Beteiligung an der Bayernoil-Raffinerie in Neustadt und Vohburg. "Raffinerien kann man überall in Europa für einen Euro kaufen", sagt ein Branchenexperte. Unklar ist vor diesem Hintergrund die Zukunft der Petroplus-Raffinerie im bayerischen Ingolstadt mit rund 300 Beschäftigten. Bislang läuft die Raffinerie, die mit einer Verarbeitungskapazität von fünf Millionen Tonnen pro Jahr zu den kleineren Anlagen in Deutschland gehört. Die Raffinerie wurde erst im vergangenen Jahr modernisiert. Es dauert eine volle Woche und kostet Millionenbeträge, eine Raffinerie kontrolliert herunterzufahren. (dpa/beg)

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