Steigende Agrarpreise und Dürren sind für Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) der Auslöser einen Verkaufsstop des Biosprits E10 zu fordern. "Die Beimischungspflicht, die die rot-grüne Regierung eingeführt hatte, führt dazu, dass Menschen zu wenig Nahrung haben. Deshalb sollte man E10 jetzt aussetzen", sagte Niebel dem Sender n-tv. "Gerade bei steigenden Lebensmittelpreisen kann Biosprit zu stärkerem Hunger in der Welt beitragen“, so Niebel. "Wir müssen im Kabinett darüber nachdenken, ob man nicht den Konflikt zwischen Tank und Teller auflösen kann." Nach Angaben des Entwicklungshilfeministeriums werden mehr als fünf Prozent der globalen Getreideernte zur Biokraftstoffproduktion genutzt. Dabei habe sich die globale Biodieselproduktion zwischen 2006 und 2010 fast verdreifacht, die Bioethanolproduktion habe sich verdoppelt.
„Die Ethanol-Beimischquote sollte eingefroren werden“
Unterstützung in seiner Forderung erhält Niebel von mehreren Hilfsorganisationen. „Es ist ungerecht und verantwortungslos, dass Menschen hungern müssen, damit wir mit einem scheinbar reinen Gewissen unsere Autos tanken können. Land muss zuerst dafür da sein, um Nahrungsmittel anzubauen“, so ein Sprecher des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“. Auch Wolfgang Jamann, Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe pflichtet dem Bundesentwicklungsminister bei: „Die Ethanol-Beimischquote sollte eingefroren werden.“
Branche widerspricht
Die Biospritbranche wies die Ansicht zurück, dass die Beimischung Hungerkrisen verschärfe. Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) sagte, ein Verbot von E10 wäre nichts anderes als Symbolpolitik. "Von der deutschen Getreideernte gingen im vergangenen Jahr etwa vier Prozent in die Bioethanolproduktion", so Baumann. Ein E10-Verbot bliebe ohne Auswirkungen auf die Ernährungssituation in Entwicklungsländern. (dpa/anr)