Paris. Der Mineralölkonzern Total rechnet damit, dass noch weitere Raffinerien in Europa schließen werden. Michel Bénézit, der im Vorstand des französischen Ölmultis das Raffinerie- und Tankstellengeschäft verantwortet, warnte vor einer wachsenden Abhängigkeit von Dieselimporten aus Russland. "Das Risiko von Engpässen steigt", zitiert die Financial Times Deutschland (FTD) auf ihrer Internetseite Bénézit. Zudem werde Diesel teurer. Dieser ist wichtig für die Industrie, deren Güter größtenteils mit Lastwagen transportiert werden. Doch die Ölkonzerne sind in einer Zwickmühle: Aus chemischen Gründen müssen Diesel und Benzin in Raffinerien stets parallel produziert werden. Die Nachfrage nach Benzin sinkt aber in Europa seit Jahren. Allein in Deutschland sei die Nachfrage vergangenes Jahr um 1,7 Prozent gesunken, während – trotz Krise – 3,7 Prozent mehr Diesel verkauft worden sei, meldet die FTD. Ölkonzerne melden seit Monaten Gewinnverluste und schließen deshalb Raffinerien. Zuletzt hatte die Schließung der Total-Raffinerie in Dunkerque für Aufregung gesorgt. Konkurrenten wie Shell wollen wegen Überkapazitäten europäische Raffinerien loswerden. In Frankreich finde ein Drittel des Benzins keinen Abnehmer, während Diesel aus dem Ausland gekauft werden müsse, zitiert die FTD Bénézit weiter. Bis Ende 2011 werde Total noch weitere Raffinerien schließen, allerdings weder in Frankreich noch in Deutschland. Gegenüber dem Niveau von 2007 soll die Kapazität um 500.000 Barrel (fast 80 Millionen Liter) pro Tag sinken. Das entspricht 20 Prozent der aktuellen Leistung. Bénézit fordert die Regierungen von Europa auf, Benzin und Diesel gleich zu besteuern. "Die einzige Lösung ist, die Nachfrage so auf Benzin zu lenken, wie die Natur den Anteil von Benzin am Rohöl eben festgelegt hat", sagte er laut FTD. Und weiter: "Vor Steuern kosten beide Produkte fast das Gleiche." (beg)
Kraftstoffe: Total warnt vor Diesel-Knappheit

Europa könnte von Dieselimporten aus Russland abhängig werden