-- Anzeige --

IG ESSO: Fragen rund um 8,50 Euro

28.05.2015 17:00 Uhr
IG ESSO Jahreshauptversammlung
Die 50 teilnehmenden IG ESSO-Mitglieder informierten sich auf der Jahreshauptversammlung über die korrekte Umsetzung des Mindestlohngesetzes.
© Foto: Annika Beyer

Auch fünf Monate nach Einführung des Mindestlohns haben viele ­Betreiber Fragen zur Umsetzung des Gesetzes. Antworten erhielten sie Ende April auf der Jahreshauptversammlung der IG ESSO in Potsdam.

-- Anzeige --

Es ist das Thema der vergangenen Monate: der Mindestlohn. Dass das neue Gesetz die Tankstellenbetreiber vor allem in den ­neuen Bundesländern und ländlichen Regionen stark trifft, zeigte eine Fragebogenaktion der IG ESSO Anfang des Jahres unter ihren Mitgliedern. Fragen zur Umsetzung und Möglichkeiten der Umsatzsteigerung im Shop- und Waschbereich beherrschten ­daher die Jahreshauptversammlung der
IG ESSO in Potsdam.

Der rechtliche Aspekt
„Uns trifft das Gesetz besonders hart, weil wir aufgrund der Öffnungszeiten so abhängig von den flexiblen Mini-Jobbern sind“, beschrieb Geschäftsführer André ­Zacharias das Problem. Nicht nur die ­höheren Lohnkosten für die geringfügig Beschäf­tigten sind für die Betreiber mit Schwie­­­rig­keiten verbunden, sondern auch die ­Dokumentation der Arbeitszeiten, die aus­schließlich für Mini-Jobber gilt.
Wie die Einhaltung der Dokumentationspflicht genau kontrolliert wird, konnte ­keiner der etwa 50 anwesenden IG ESSO Mitglieder aus eigener Erfahrung berichten. Umso mehr beschäftigte die Betreiber, was bei einem Besuch vom Zoll auf sie ­zukommt. „Ich rate jedem, den Beamten ­gegenüber eine saubere Dokumentation nachweisen zu können. Dazu gehören schrift­liche Verträge mit allen Arbeits­kräften und die Erfassung der Urlaubs- und Krankheitstage, auch wenn das nicht ­vorgeschrieben ist“, betonte Zacharias. „Zollbeamte überprüfen in der Regel bestimmte Eckpunkte und die Vollständigkeit der Dokumen­tation. Wenn sie hier schon Unregelmäßigkeiten finden, dann werden sie nachbohren“, ist der IG ESSO Geschäftsführer überzeugt.

Der finanzielle Aspekt
Nicht nur der rechtliche, sondern auch der finanzielle Aspekt des Mindestlohns war Thema der Jahreshauptversammlung. In diesem Zusammenhang fasste Zacharias die Ergebnisse aus seinem ESSO-Gespräch mit den Tankstellenverantwortlichen der Mineralölgesellschaft vom 19. März 2015 zusammen. „Wir haben bei ESSO immer wieder Druck gemacht, damit möglichst schnell eine Lösung für die finanzielle ­Absicherung wirtschaftlich schwacher ­Stationen gefunden wird. ESSO wiederum hat dagegen betont, dass wir zuerst unsere Hausaufgaben machen müssen“, berichtete Zacharias von dem Treffen.

Zu diesen Hausaufgaben gehört beispielsweise ein gemeinsam mit dem Steuer­berater erstellter Geschäftsplan, um die neu zu erwartenden Lohnkosten zu erfassen. Dadurch können finanzielle Lücken und die konkreten Auswirkungen des Mindestlohns auf die einzelnen Tankstellen aufgezeigt werden. „Das hat die Mehrheit unserer Mitglieder gemacht. Wer allerdings geschlafen hat, ist die ESSO“, kritisierte der Geschäftsführer. „Wir können die Geschäftspläne für 2015 auch im November machen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass sie stimmen. Wir brauchen aber jetzt Gewissheit, wie es weitergeht“, forderte Zacharias.

Immerhin: Laut ESSO ist aktuell keine Tankstelle wegen des Mindestlohns zahlungsunfähig. Wirtschaftlich schwache Betriebe werden derzeit mit Zusatzzahlungen und Zuschüssen der Mineralölgesellschaft unterstützt. „Obwohl es noch kein verbindliches Personalkostenmodell gibt, hält die ESSO also anscheinend alle Mit­glieder am Laufen“, schätzt Zacharias die ­ak­tuelle Lage ein. „Ich bin gespannt, wie das Personal­kostenmodell umgesetzt wird und was das für die Betreiber bedeutet. Momentan weiß kein Mensch, was die ESSO gerade rechnet. Wir sind alle derzeit völlig im ­Ungewissen“, fasste Zacharias das Thema ­zusammen.

Umsatz erfolgreich steigern
Wie Tankstellen ihren Shopumsatz steigern können, um die höheren Personalkosten ­abzufedern, war Thema des Vortrags von Torsten Eichinger, Geschäftsführer von ­Marketing und Convenience-Shop System (MCS). Ein in diesem Zusammenhang oft genannter Vorschlag ist die Preiserhöhung der Shopprodukte. Eichinger riet dagegen von einer pauschalen Preiserhöhung nach dem Gießkannenprinzip ab. Vielmehr sollten sich die Betreiber die einzelnen Produkte ansehen und testen, ob sich höhere Preise durchsetzen lassen. Er empfahl außerdem, regelmäßig zu prüfen, ob sich die Einkaufspreise erhöht haben und ob daher der Ladenpreis ebenfalls angepasst werden muss.

Zudem gab Eichinger den Ratschlag, die Kunden zu Mitarbeitern zu machen, beispielsweise indem sich der Kunde den Kaffee oder Snacks selbst holen kann. So ließen sich unter Umständen Arbeitskräfte einsparen. Hier sei aber zu beachten, dass nicht der Service, das aktive Verkaufen und die Pflege der Regale vernachlässigt werden. Darüber hinaus gab Eichinger den Tipp, Neuheiten gezielt zu präsentieren, beispielsweise in ­eigens dafür gekennzeichneten Regalen.

Auch Stefan Schwarzer, Vertriebsleiter bei Christ, zeigte in seinem Vortrag, wie ­wichtig die richtige Präsentation des Wasch­an­gebots an der Waschanlage selbst und im Shop ist. Zudem betonte er die Bedeutung von Stammkunden. Um Kunden an die eigene Tankstelle zu locken, seien beispielsweise Lockwäschen ein gutes Mittel. Zudem fördere ein gutes Angebot an SB-Saugern die ­Wahrscheinlichkeit, aus einem Kunden einen Stammkunden zu machen. Wie Eichinger riet auch Schwarzer den Anwesenden, die Waschpreise regelmäßig zu prüfen. „Lieber sollten Sie die Preise einmal im Jahr moderat an­passen statt alle paar Jahre deutlich“, war der Vertriebsleiter überzeugt.

Möglichkeiten für ein professionelles Marketing zeigte Boris Cosic von BranchPunch. In diesem Zusammenhang stellte er das Angebot zur Erstellung von Internet­seiten vor, die einmal eingerichtet von den Betreibern leicht selbst bearbeitet werden können. Zudem zeigte er die App „Danke Tanke“, mit der Aktionen wie Preisnachlässe beim Waschen mittels Push-Nachricht direkt an den Kunden geschickt werden können.

Traditionell war die Jahreshauptversammlung mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm am zweiten Tag verbunden. Neben einer Stadtrundfahrt und der ­Besichtigung des holländischen Viertels von Potsdam stand ein Besuch der Vorstellung „Bockwurst an Banane“ im Kabarett Obelisk auf dem Programm.
Wer sich im kommenden Jahr die Mischung aus In­formation und Unterhaltung nicht entgehen lassen will, sollte sich Ende April 2016 im ­Kalender freihalten. Dann ­findet die nächste Jahreshauptversammlung der IG ESSO in Frankfurt am Main statt.

(Veröffentlicht in tankstellen markt 6.2015.)

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Sprit+ Online ist der Internetdienst für den Tankstellenmarkt und richtet sich an Tankstellenunternehmer, Waschbetriebe, Mineralölgesellschaften und Verbände. Neben tagesaktuellen Nachrichten mit besonderem Fokus auf die Bereiche Politik, Shop/Gastro, Tank-/Waschtechnik und alternative Kraftstoffe enthält die Seite ein Branchenverzeichnis. Ergänzt wird das Online-Angebot um betriebswirtschaftliche Führung/Personalien und juristische Angelegenheiten. Relevante Themen wie E-Zigaretten, Energiemanagement und Messen findet man hier ebenso wie Bildergalerien und Videos. Unter #HASHTAG sind alle wichtigen Artikel, Bilder und Videos zu einem Themenspecial zusammengefasst. Ein kostenloser Newsletter fasst 2x wöchentlich die aktuellen Branchen-Geschehnisse zusammen. Sprit+ ist offizielles Organ der IG Esso.