Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE verdient nach dem Einbruch der Atomwende 2011 wieder besser, will aber trotzdem seine Öl- und Gastochter Dea versilbern. Das ertragreiche Hamburger Unternehmen mit knapp 1400 Mitarbeitern werde verkauft, kündigte RWE-Chef Peter Terium am Dienstag (5. März) bei der Bilanzpressekonferenz in Essen an. Analysten beziffern den Wert der Tochter auf mehrere Milliarden Euro. Der Kurs der RWE-Aktie legte nach starken Gewinnen zum Handelsbeginn bis zum Nachmittag noch um 1,27 Prozent zu.
Das Öl- und Gasgeschäft sei sehr kapitalintensiv und RWE müsse bei Investitionen auf die Bremse treten, sagte Terium zur Begründung der Verkaufsabsichten. Außerdem habe die Schiefergasförderung in den USA den Markt weltweit umgewälzt. Die zusätzliche Mengen drücken global die Gaspreise.
"Dea ist ein gutes Unternehmen"
RWE Dea hatte 2011 mit Öl und Gas knapp zwei Milliarden Euro Umsatz und einen Gewinn nach Steuern von 197 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Hamburger Gesellschaft hatte RWE 1988 von der deutschen Texaco übernommen. Details und Durchführung des Dea-Verkaufs sind noch offen. Terium wollte sich nicht festlegen, ob das Unternehmen komplett oder in Teilen veräußert werde. "Das ist kein Befreiungsschlag", betonte Terium. "Wir geben auch Ertragskraft ab. Dea ist ein gutes Unternehmen."
"Wir werden deutlich weniger Mitarbeiter beschäftigen"
Einen Zeitplan oder Preisrahmen für den Großverkauf nannte der RWE-Chef ebenfalls nicht. RWE leidet unter einem hohen Schuldenstand von derzeit 33 Milliarden Euro. Grund sind unter anderem stark gestiegene Lasten für Pensionsrückstellungen wegen des niedrigen Zinsniveaus. "Wir müssen drastisch sparen", sagte Terium. "Und wir werden in Zukunft deutlich weniger Mitarbeiter beschäftigen."
Von den aktuell gut 70.000 Vollzeitstellen sollen in drei Jahren rund 5.000 abgebaut werden. Dabei gilt für zwei Jahr eine Garantie gegen betriebsbedingte Kündigungen. Im laufenden Jahr konzentriert sich RWE nach Teriums Worten außerdem auf den Verkauf seiner tschechischen Gastochter Net4Gas. Ein Gesamtvolumen für seine Verkaufspläne wollte Terium nicht mehr nennen. Bisher hatte RWE Unternehmen ein Volumen von sieben Milliarden Euro angegeben.
Für 2012 präsentierte der Essener Versorger einen deutlich verbesserten operativen Gewinn. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte um ein Zehntel auf 9,3 Milliarden Euro zu. Der durch Sondereinflüsse wie hohe Abschreibungen auf niederländische Kraftwerke geprägte Gewinn lag unterm Strich bei 1,3 Milliarden Euro (minus 28 Prozent). RWE plant - wie bereits vorab angekündigt - eine Dividendenausschüttung von zwei Euro je Aktie. Der Umsatz legte um drei Prozent auf 53,3 Milliarden Euro zu. Im laufenden Jahr rechnet RWE mit einem operativen Ergebnis von rund 9 Milliarden Euro und einem um Einmaleffekte bereinigten Nettoergebnis auf der Höhe von 2012 (rund 2,5 Mrd Euro).
Dabei wirkten sich 2013 bereits die deutlich geringeren Erträge aus konventionellen Kraftwerken, vor allem Gaskraftwerken aus, sagte Terium. Diese Einbußen würden aber im laufenden Jahr noch abgefedert, weil RWE mit hohen Zusatzeinkünften aus der Neuverhandlung der Gaslieferverträge mit dem wichtigsten RWE-Gaslieferanten Gazprom in der ersten Jahreshälfte rechne. Nach 2013 sehe die Situation wegen der deutlich zurückgehenden Börsenstrompreise aber "deutlich schwieriger" aus, meinte Terium. (dpa/beg)
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