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Altersvorsorge: Schöne Aussichten

10.06.2016 13:25 Uhr
Altersvorsorge: Schöne Aussichten
Um den Ruhestand genießen zu können, sollten sich Betreiber frühzeitig um die Altersvorsorge kümmern.
© Foto: WavebreakMediaMicro/Fotolia

Je früher man sich um die Altersvorsorge kümmert, desto besser ist für die Zeit nach der Arbeit vorgesorgt. Diese Optionen haben Selbstständige.

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Das Haus renovieren, in den lang ersehnten Urlaub in die Karibik fahren oder einfach mal entspannt ein Buch lesen – im Ruhestand ist endlich genügend Zeit für die Dinge, die im stressigen Arbeitsalltag untergegangen sind. Doch ohne Geld wird es schwierig, die wohlverdiente Freizeit zu genießen. Gerade für selbstständige Tankstellenbetreiber ist es deshalb ein Muss, sich mit dem Thema ­Altersvorsorge auseinanderzusetzen, selbst wenn das Geld schon in der Gegenwart manchmal knapp wird und die Rente noch weit weg erscheint.

Denn eines sollten sich Selbstständige bewusst machen: Wer nicht wie Angestellte automatisch in die gesetzliche Altersvorsorge eingezahlt hat, dem bleibt am Ende nur die Grundsicherung vom Staat. „Und das ist sicherlich nicht das, was man nach einem langen Arbeitsleben als Ziel hat“, sagt Rolf Schulte, der sich als unabhängiger ­Versicherungsberater auf den Bereich Altersvorsorge spezialisiert hat und zudem als Honorarfinanzanlagenberater tätig ist. Um­so wichtiger ist es seiner Ansicht nach sich als Selbstständiger frühzeitig mit den verschiedenen ­Optionen auseinanderzusetzen.

Überlegungen dazu sollten allerdings mit einem Blick auf die aktuelle Situation starten. Für Schulte beginnt das damit, erst einmal vorhandene Schulden zu reduzieren. Im zweiten Schritt rät er Betreibern, ausreichend Liquidität aufzubauen, indem sie zum Beispiel Geld auf ein gut verzinstes Tagesgeldkonto bei einer Direktbank anlegen. Hier sollten mindestens 20.000 Euro jederzeit verfügbar sein, um unvorhergesehene Ausgaben wie eine Steuernachzahlung abfedern zu können.

„Etwas für das Alter zu tun, ist gut, aber viele vergessen, für das Hier und Jetzt zu sorgen“, weiß Marc Uhlig, Versicherungskaufmann bei Constantia, die sich unter anderem auf Angebote für Betreiber spezialisiert haben. Dazu ­gehört etwa eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung, die allerdings nicht mit der Altersvorsorge kombiniert werden sollte. „Das hat einen einfachen Grund: Wenn ich die eine Versicherung nicht mehr zahlen kann, dann ist auch die andere weg“, sagt Uhlig. Und Schulte: „Generell sollte man die Risikoabsicherung und Sparformen getrennt voneinander optimieren können. Der Anbieter, der gut im Sparen ist, ist nicht zwingend gut bei Versicherungen.“

Erst wenn das erledigt sei, sollte man an die Altersvorsorge denken, die lang­fristig angelegt ist, betont der Berater. Hier stehen Selbstständigen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, bei der Faktoren wie Alter, Familie, Risikobereitschaft und vorhandene Rücklagen oder Immobilien eine Rolle spielen.

Option Rentenversicherung

Option Nummer eins ist die Basis-, auch Rüruprente genannt, die an die gesetzliche Altersvorsorge angelehnt ist und eine lebenslange Rente garantiert. Dabei zahlt der Versicherte monatlich einen Beitrag ein, der sich aus Abschluss-, Risiko- und Verwaltungskosten für die Versicherung ­sowie den Sparbeitrag für die Rente zusammensetzt, der verzinst wird. Sie hat keine Kapitaloption, kann also nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt als Gesamtbetrag ausbezahlt werden. Außerdem ist sie nie übertragbar und in der Grundform nicht vererbbar. Mit einer Zusatzversicherung kann man diese Option aber ergänzen.

„Meiner Meinung nach ist die Basisrente mit wenigen Ausnahmen eigentlich für niemanden geeignet, weil sie enorm unflexibel ist und die Kapitaloption fehlt“, erklärt Schulte. Ähnlich sieht das Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Aus Sicht der Verbraucherschützer handelt es sich bei Rentenver­sicherungen generell um intransparente Produkte, bei denen die Versicherten in der Regel nicht wissen, was sie tatsächlich in den Sparvorgang einzahlen und wie viel davon am Ende übrigbleibt. Außerdem seien diese Produkte sehr teuer, weil die Versicherungen natürlich auch etwas ver­dienen müssen, und die Verzinsung ist dagegen nur minimal.

Zudem sollte sich der Versicherte bewusst sein, dass er kein Rückkaufsrecht hat, das heißt, dass er vor Rentenbeginn auch in finanziellen Notlagen nicht an sein bisher eingezahltes Geld kommt. Kann der Betreiber eine Zeitlang oder gar nicht mehr für die Beiträge aufkommen, erhält er nach Renteneintrittsalter nur die Sparbeiträge und die Rendite darauf. 

Einziger Pluspunkt der Rentenversicherung ist laut Boss: „Sie lohnt sich nur, wenn man richtig alt wird, also mindestens 25 Jahre lebt, nachdem man ins Rentenalter eingetreten ist.“ Der Grund liegt darin, dass die Versicherungen mit sehr konservativen statistischen Sterbetafeln die Rentenhöhe berechnen.

Option Lebensversicherung

Bei der klassischen Kapitallebensversicherung dienen die eingezahlten Beiträge dazu, langfristig Kapital auf­zubauen. Dabei setzt sich die Versicherungssumme aus dem Sparanteil, dem ga­rantierten Zinssatz, aktuell 1,25 Prozent, und den erwirtschafteten Überschüssen der Versicherung zusammen. In der fondsgebundenen Va­ri­­ante wird der Sparanteil in einem oder meh­reren Investmentfonds angelegt, eine ­Möglichkeit, die auch bei der Rentenver­sicherung zur Auswahl steht. Die klassische und die fondsgebundene Form können auf Wunsch in einer Hybridform kombiniert werden.

Die Auszahlung erfolgt nicht wie bei der Rentenversicherung monatlich, sondern zu einem vertraglich festgehaltenen Zeitpunkt und einmalig. Erlebt der Versicherte das vereinbarte Vertragsende, bekommt er das angesparte Geld ausbezahlt. Stirbt die Person davor, erhalten die Hinterbliebenen die für den Todesfall garantierte Versicherungssumme und die bis dahin angesammelten Überschussanteile.

Auch diese Form der Altersvorsorge bewerten Boss und Schulte als ungeeignet. Hauptkritikpunkte sind die niedrige Rendite, die hohen Kosten und die Intrans­parenz. Uhlig von der Constantia ist ebenfalls kein Fan: „Eine Lebensversicherung ist wie eine Wette: Lebt der Versicherte vor Tag X noch oder nicht.“

Option Geldanlage

Als Alternative zur Renten- und Lebensversicherung raten Boss und Schulte zu reinen Geldanlageprodukten. „Das ist natürlich heutzutage auch nicht ganz einfach, keine Frage. Aber selbst Versicherungen können ja nicht zaubern und legen ihr Geld nur im Kapitalmarkt an“, sagt Boss. „Ziel einer Altersvorsorge ist, bei Rentenbeginn ein möglichst ­hohes Nettovermögen zu haben“, erklärt Schulte und ergänzt: „Auch die ganzen Produkte wie Banksparplan, Tagesgeld- oder Festgeldkonto, auf denen gar nicht der Stempel ‚Altersvorsorge‘ steht, bedeuten letztendlich Altersvorsorge-Sparen.“

Wer sich für eine reine Geldanlage entscheidet, sollte sich zuerst darüber im Klaren werden, wie hoch die eigene Risikoneignung ist. „Es gibt noch ein paar gute Banksparpläne, in denen keine Verwaltungskosten enthalten und die halbwegs flexibel sind“, beschreibt Schulte die risikoarme Option. Oder der Tankstellenbetreiber spart mit Festgeldern bei einer Direktbank eines bonitätsstarken Landes wie Deutschland, der Niederlande, Österreich oder Frankreich.

Risikofreudigen Anlegern rät Schulte zu börsengehandelten Index-Fonds. Hier gibt es keine Provision, keine Ausgabeaufschläge und keine Bestandsfolgeprovisionen, die von der Summe des gesparten Geldes wieder abgezogen werden. „Auch mit kleinen Beträgen kann man dabei ganz gut sparen“, ist der Versicherungsberater überzeugt. Aber: „Man muss in der Lage sein,  Schwankungen auszusitzen und nicht gleich wieder seine Anteile zu verkaufen, wenn der Index mal eine Zeitlang nach unten geht“, betont der Experte. Anleger sollten deshalb so planen, dass sie das Geld mindestens sieben Jahre nicht anderweitig benötigen, um Verluste zu vermeiden.

Überhaupt gehört zu dieser Form der Altersvorsorge eine gewisse Disziplin, weil man im Gegensatz zu den Versicherungen jederzeit mit dem Sparen aufhören und sein Geld entnehmen kann. In wirklichen Notsituationen ist das ein Vorteil. „­Notlage übertrumpft Altersvorsorge. Aber ansonsten sollte man schon eine gewisse Diszi­plin aufbringen können, sonst funktioniert es nicht“, meint Schulte.

Der Versicherungsberater hat zwei weitere Tipps für Tankstellenbetreiber: Als Alternative zur Basisrente kann für manche Selbstständige eine freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung attraktiv sein, ins­besondere wenn man privat krankenver­sichert ist. Oft sind hier die Hinterbliebenenabsicherung im Vergleich zur Basisrentenversicherung und teilweise auch die Renditen besser. Der jährliche ­Beitrag ist allerdings begrenzt. 2016 sind ­maximal 13.912 Euro in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlbar.

Betreiber können zudem bis zur Rente risikoarm oder -behaftet sparen und dann auf Basis der Sparsumme und der neuen Lebensumstände entscheiden, ob sie einen Teil in eine Sofortrente investieren oder ­sogar in die gesetzliche Rente nachzahlen und sich so eine monatliche Auszahlung sichern. Die restliche Summe kann zum Beispiel privat verrentet werden, etwa durch einen Bankauszahlplan oder flexible Entnahmen aus dem gebildeten Vermögen.

Neutrale Beratung

Hilfe bei der Auswahl der richtigen Altersvorsorge erhalten Tankstellenbetreiber bei unabhängigen Versicherungsberatern wie etwa Schulte einer ist. In Deutschland gibt es über 300 neutrale Experten, deren Qualifikation durch den Gesetzgeber klar definiert ist. Im Ide­al­fall können diese eine zusätzliche Aus­bildung vorweisen, um auch in Richtung Finanzplanung beraten zu können.

Die Neutralität ihrer Dienstleistung wird dadurch gewährleistet, dass die Versicherungsberater ihr Geld nicht über Provi­sionen verdienen, die sie bei einem Vertragsabschluss von der jeweiligen Versicherungsgesellschaft erhalten, sondern über ein Stundenhonorar. Dieses liegt je nach Berater bei etwa 80 bis 150 Euro
(ohne Mehrwertsteuer). Ungefähr ein Drittel ist im ­Bundesverband der Versicherungsberater orga­nisiert und kann auf deren Internetseite durch die Eingabe der Postleitzahl gefunden werden.

Eine weitere, etwas kostengünstigere Option sind die Verbraucherzentralen des jeweiligen Bundeslandes. Hier gibt es je nach Standort verschiedene Beratungsangebote. In Bayern kostet die 90-minütige Altersvorsorgeberatung beispielsweise 90 Euro. Beide Angebote sind in jedem Fall gut investiertes Geld, das den Tankstellenbetreiber der Karibik ein gutes Stück ­näherbringt.     

(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 6/2016.)

Linktipps:

Checkliste für die private Altersvorsorge

Die Vorsorgeanalyse:
An erster Stelle steht der Kassensturz, um die Versorgungslücke zu ermitteln. In diese Berechnung fließen die Höhe der gesetzlichen Rentenversicherung aus früheren Tätigkeiten sowie Vermögen in Geldanlagen, Versicherungen und Immobilien ein. Diese Summe stellt man den geschätzten Ausgaben für allgemeine Lebenshaltungskosten, Wohnung/Miete, Auto, Versicherungsbeiträge, Urlaub oder Hobbys gegenüber.

1. Schritt: Die Prüfung der eigenen finanziellen Situation
Bei der Analyse stellen sich folgende Fragen: Wie viel Geld steht im Monat zur Verfügung? Wofür werden welche Beträge ausgegeben? Welche finanziellen Verpflichtungen bestehen bereits?

2. Schritt: Die persönliche Rechnung
Um die aufzuwendenden Eigenmittel und die Förderhöhe zu überblicken, berechnet man auf Basis des sozialversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens die erforderliche Gesamtsparleistung und hieraus die Höhe des Zulagenanspruchs sowie den entsprechenden Mindesteigenbeitrag.

3. Schritt: Die Prüfung geeigneter Anlageformen
Grundsätzlich sollten bei der Auswahl der in Frage kommenden Anlageformen noch das eigene Alter, die Einstellung zum Risiko, die Höhe der jeweiligen Kosten, die Situation in der Auszahlungsphase sowie im Erbfall, die steuerlichen Aspekte und die Möglichkeiten der Absicherung zusätzlicher Risiken eine Rolle spielen. In jedem Fall ist es sinnvoll, unabhängige und verlässliche Beratung in Anspruch zu nehmen.

4. Schritt: Die Wahl des Anlageprodukts
Hat man sich für die private Form der Altersvorsorge entschieden, muss ein zertifiziertes und passendes Anlageprodukt gewählt werden. Dies ist der richtige Zeitpunkt, sich bei Anbietern oder Anlageberatern nach konkreten Produktangeboten, Preis-Leistungs-Verhältnissen, Service, Kosten, Anlagerisiken und Renditechancen zu erkundigen.

5. Schritt: Entscheidung und Vertragsabschluss
Staatliche Förderung setzt einen abgeschlossenen Altersvorsorgevertrag, die Einzahlung der Eigenbeiträge und die Beantragung von Zulagen voraus. Hat man sich einmal für ein Anlageprodukt entschieden, sollte man möglichst noch vor Jahresende den Vertrag unterschreiben.

6. Schritt: Die Anpassung von Vorsorgesumme und Sparrate
Änderungen der Einkommens- und Familienverhältnisse wirken sich auf die Höhe der Zulagen aus und erfordern eine Anpassung der Versorgungssumme. Daneben sollten die Altersvorsorgeaufwendungen bei der Einkommenssteuererklärung angegeben werden, um sich einen eventuellen Steuervorteil durch Sonderausgabenabzug zu sichern. (ab/BMAS)

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