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Serie Fantankstellen: Der 12. Mann in Bielefeld

22.04.2020 12:00 Uhr
Das Ehepaar Helga und Werner Hänsel mit Tochter Melanie Busse (l.).
© Foto: Annika Beyer

Werner und Helga Hänsel betreiben seit 43 Jahren eine besondere Station in Bielefeld. Erst als Eigentümer, dann als Pächter, aber immer als Arminia-Fans. // Mit Bildergalerie

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Das blau-weiße Herz von Werner Hänsel springt gerade im Quadrat“, ist sich Ingo Meyer, Geschäftsführer von Roadrunner, sicher. Denn Hänsel ist gemeinsam mit seiner Frau Helga Pächter der Arminia-Bielefeld-Fantankstelle der Q1 und glühender Fan des Traditionsvereins, der sich gerade anschickt, in die Bundesliga zurückzukehren. Stand jetzt teilt die Arminia sich den Titel Rekordaufsteiger mit dem Club aus Nürnberg – beide Vereine sind jeweils siebenmal in die Bundesliga aufgestiegen. Nach schwierigen Jahren in der zweiten und sogar dritten Liga beendete Bielefeld die Hinrunde 2019/2020 als Herbstmeister und gab die Tabellenführung seither nicht mehr her.

Wie die Arminia hat auch die Tankstelle eine bewegte Geschichte hinter sich. Das Ehepaar Hänsel führt die Station in der Jakob-Kaiser-Straße in Bielefeld ­bereits seit 43 Jahren. Am Anfang lief sie unter der Marke Conoco, „dann haben wir es ­alleine gemacht, dann war es eine Elf-Station“, ­erzählt Helga Hänsel. Jahrelang war das Ehepaar Eigentümer der Station, doch die neuen Umweltauflagen, die in den neunziger Jahren eingeführt wurden, zwangen sie dazu, an die Q1 zu verkaufen und als Pächter weiterzumachen. Eine Entscheidung, die sie nicht bereuen: „Die Q1 ist eine tolle Gesellschaft, da lasse ich nichts drauf kommen“, betont die 71-Jährige.

Bis die Gesellschaft aus der normalen Straßentankstelle den „12. Mann“ machen konnte, war aber einige Arbeit nötig. Roadrunner-Geschäftsführer Meyer, damals noch bei der Q1 für die Tankstellenbetreuung zuständig, führte bereits 2004 erste Gespräche mit dem Verein über eine mögliche Kooperation. Ein Jahr später ging es in die konkrete Planung mit der Arminia-Geschäftsführung, die sich lange hinzog: „Wir haben fast vier Jahre herumgedoktert, immer wieder haben uns unterschiedliche Punkte ausgebremst“, erinnert sich Meyer. Einer davon war die Frage nach den Investitionen, die zwischen der Arminia und der Mineralölgesellschaft geklärt werden musste. Ein anderer Punkt war das Design. „Arminia Bielefeld hat eine blaue Farbgebung“, erklärt Meyer. „Aufgrund des Geschmacksmusterschutzes von Aral wollten wir nicht in Gefahr geraten, uns farblich zu nah an einer anderen Marke zu orientieren.“

Arminia überall

Daneben galt es, den Umbau durchzuführen. Die Wartungshalle hinter dem Shop wurde ein wenig vergrößert, der Shop selbst etwas verlängert. So passt nun die Fanartikelecke am Eingang gut hinein. Außerdem baute man einen kleinen Backshop ein und machte die Station zu einem Hermes-Paketshop. Das Arminia-Logo ist überall präsent: am Preismast, an den Fahnenmasten vor der Station, am Eingang und im ganzen Shop – von einer Bielefeld-Uhr hinter der Kasse über den Schriftzug am Boden bis hin zu Schildern über den Regalen.

Nach vier Jahren Planung, Umbau und einigen überwundenen Stolpersteinen ­feierte der 12. Mann schließlich am 14. August 2008 Eröffnung, pünktlich zum ­Saisonbeginn der Bundesliga einen Tag später. Große Schilder mit Arminia-Logo und dem Namen weisen die Kunden damals wie heute auf die besondere Kooperation hin, ebenso wie ein großes Graffiti mit alten und dem aktuellen Logo des Vereins. Neben dem Verkauf der Fanartikel geben die Hänsels eine Vorteilskarte an Vereinsmitglieder aus, mit der sie bei ­jedem Tankvorgang sparen. „Wir geben einen halben Cent und die Q1 einen halben Cent“, erklärt Helga Hänsel. Das Stadion liegt nur einen Kilometer Luftlinie entfernt von der Tankstelle, sodass viele Fans in der Jakob-Kaiser-Straße tanken und die Vorteils­karte nutzen.

Bus und Baustelle

Auch der Verein selbst tankte früher an der Fanstation. Derzeit hat die Arminia keinen eigenen Bus, doch wenn sie aufsteigen, bekommen sie wieder einen. Werner Hänsel erinnert sich noch an andere Zeiten: „Zu D-Mark-Zeiten hatte die Mannschaft mal eine Hallentour, während der sie jeden zweiten Tag mit dem Bus zum Tanken kamen. Das waren jedes Mal 8.000 D-Mark.“ Derzeit läuft es nicht mehr so gut, denn eine Großbaustelle verhindert weitgehend die Zufahrt zum 12. Mann. Dadurch fehlen den Betreibern nach eigenen Aussagen 70.000 Liter Absatz pro Monat und die Baustelle soll erst in etwa zwei Jahren fertiggestellt sein. Die MÖG unterstützt ihre Pächter aber mit Zuschüssen, um diese schwierige Phase zu überstehen.

Schließlich haben die Hänsels noch nicht vor, sich in den Ruhestand zu verabschieden. „Sie kriegt die Schnauze nicht voll“, witzelt der Ehemann. Helga Hänsel stimmt zu: „Ich höre dann auf, wenn ich nicht mehr kann.“ Zu sehr genießt sie den täglichen Kontakt mit den Kunden. Sie und ihr Mann wohnen auf dem Land, sodass sie ohne die Arbeit an der Tankstelle viel weniger mit anderen zu tun hätte: „Soll ich mich daheim hinsetzen, wo ich mit keinem sprechen kann? Nein, das ist nicht mein Ding“, erklärt sie. Pächter zufrieden, MÖG zufrieden und Verein zufrieden – diese Zusammenarbeit dauert hoffentlich an, bis Helga Hänsel nicht mehr mag.

(Autorin: Julia Richthammer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 4/2020.)


Fantankstelle Arminia Bielefeld

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