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Preisauszeichnung: Digital am Regal

06.03.2017 09:45 Uhr
Preisauszeichnung: Digital am Regal
Für das Auge ist der Unterschied kaum sichtbar: Die Preisetiketten sind nicht aus Papier, sondern werden digital eingespielt – als Grafik und nicht in Datenform. Daraus resultiert die hohe Anzeigenqualität.
© Foto: Annika Beyer

Ein Klick im Warenwirtschaftssystem, schon erledigt: Digitale Schilder erleichtern es Shop-Betreibern, häufiger am Regal die Preise zu ändern. Die Erfahrungen von zwei Tankstellenunternehmen sind vielversprechend.

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Weiß auf schwarz. In schnörkeligen Großbuchstaben erinnert das schieferfarbene Preisschild den Kunden Max Mustermann, in welchem Laden er sich gerade befindet: im Snack Kontor by OIL!. Vermutlich schaut der Einkäufer gar nicht so genau hin, nimmt allenfalls den Preis flüchtig wahr und – wenn er ein besonders sparsames Naturell hat – auch noch den links unten aufgeführten Preis je 100 Gramm. Dies wären im Falle des Müsliriegels Nature Peanut 4,98 Euro.

Diesen Preis findet Mustermann fair, er nimmt den Riegel mit und geht zur Kasse – ohne auch nur dumpf zu registrieren, dass das Preisschild so gänzlich anders ist als die, denen der Mustermann und die Musterfrau täglich in Tankstellen begegnen. Hier, im Snack Kontor, werden die Preise digital angezeigt und verändert.

Verantwortlich für die digitalen Preisschilder ist Joern Sadowski, der das Shop-Management von OIL! leitet: „Ich bin überzeugt davon, dass die digitale Auszeichnung so perfekt gemacht wurde, dass man es gar nicht richtig wahrnimmt“, bilanziert er die ersten Kundenbeobachtungen. Eine Investition in etwas, das der Kunde nicht merkt? Wofür macht OIL! so etwas?

Zeitaufwendiger Papieraustausch

Ändert der normale Shop-Betreiber einige Preise im Warenwirtschaftssystem, muss er anschließend die neuen Etiketten ausdrucken, zuschneiden und am Regal gegen die alten austauschen. Das ist nicht nur aufwendig, sondern birgt zudem die Gefahr, dass Preise anders ausgezeichnet sind als im Kassensystem hinterlegt. Auch erzeugt es bei Kunden wenig Wohlgefallen, live bei einer Preiserhöhung zugegen zu sein.

Eleganter löst das nun also OIL! in seinem Convenience-Store. Gemeinsam mit dem Unternehmen Troni Tag (ein Joint Venture von VKF Renzel und LG Innotek) wurden an den Regalen Label angebracht. Diese Schilder können in den Farben Schwarz, Weiß und Rot Preise anzeigen und beziehen ihre Energie aus Batterien, die laut Hersteller eine Lebenszeit von circa fünf Jahren aufweisen. Grund für die lange Lebensdauer: Die Label nutzen wie die neuen Preisanzeigen von JET eine E-Paper-Displaytechnologie, die nur Energie aufwenden muss, wenn sich die Preise ändern.

Mittels Funktechnologie werden die Label mit neuen Daten versorgt. „Die Daten bekommen die Label aus dem bestehenden Warenwirtschaftssystem des Kunden, welches wiederum mit unserer Software verbunden ist“, erklärt Christian Teklote, Key Account Manager bei Troni Tag. Sobald Shop-Manager Sadowski seine Preise in der Warenwirtschaft ändert, erkennt dies der Server und sendet die Daten an das Gateway weiter. Das wiederum leitet den neuen Datensatz unverzüglich an das jeweilige Label im Snack Kontor. Innerhalb von 20 Sekunden ist der Preis am Regal umgestellt.

Wie im Media Markt und bei Rewe

Obwohl die Technik nicht neu ist, könnten die digitalen Preisschilder bald die Tankstelle erobern. Im September 2016 hat nämlich Media Saturn sämtliche 424 Elektronikfilialen auf digitale Preisauszeichnung umgerüstet, auch Rewe hat bereits viele Märkte ausgestattet. Die erhebliche Stückzahlsteigerung hat dazu beigetragen, dass die Preise für die Label gesunken sind. „Das heißt Tankstellen ‚profitieren‘ von der Einführung dieser Technologie in Flächenmärkten“, prognostiziert Christian Heinicke von Promedia Networkx.

Sein Unternehmen hat dem eigenen Wissensstand zufolge mit der Aral-Station von Dalacker & Sohn die erste Tankstelle in Deutschland mit digitalen Preisschildern ausgestattet. Als Lekkerland und Nathan Catalano, Leiter des Tankstellengeschäfts von Dalacker & Sohn, Pläne über ein neues Shop-Konzept und digitale Preisauszeichnung schmiedeten, war Promedia Networkx schnell im Boot. Dabei verwendete das Unternehmen die Hardware des Herstellers Imagotag, die auch Media Saturn in ihren Filialen einsetzt.

Catalano sagt: „Bei der Zusammenarbeit war mir wichtig, eine zuverlässige Firma mit bezahlbaren Geräten zu finden, die zudem eine Lösung hat, die übergreifend ist, sprich: die ich irgendwann bei jedem Kassenhersteller einbinden kann.“ In Aalen wird das Kassensystem von Huth als Datenlieferant verwendet, doch auch in andere Systeme ließe sich eine Schnittstelle zur Datenübernahme implementieren.

Qualität nahe an Papier

Das Warenwirtschaftssystem liefert die für die Anzeige auf den digitalen Preisschildern relevanten Daten im csv-/oder xml-Format. Weil es sich hierbei um Grafik- und nicht Textformate handelt, ist die „Qualität nahe an Papier“, schwärmt Catalano.

Für die Abholung und Übertragung der Daten wird ein Mini-PC gebraucht, der die weitere Verteilung der Daten zu den Preisschildern steuert. Hier findet auch die Verheiratung von Artikel und seinem zugehörigen Preisschild statt. An den PC ist ein Access-Point via LAN-Kabel angeschlossen, der die Daten im 2,4-GHz-Funkbereich überträgt und so bestehende WLAN-Netze nicht stören soll. In bestimmbaren Intervallen sendet das System per Funk die Daten an die Preisschilder.

Heinicke glaubt, dass das Projekt in Aalen der Beginn der Ausbreitung von digitaler Preisauszeichnung in der Tankstellenbranche ist. Zum einen hält er die Technologie für ausgereift und bezahlbar. Die Gesamtinvestitionen liegen bei 5.000 bis 6.000 Euro, wenn 300 Artikel im Shop ein Label erhalten sollen.

Zum anderen sei es zunehmend ein Muss, als Tankstelle häufige Preisaktionen zu spielen. Im Hinblick auf Umsatzsteigerungen werde das Instrument tageszeitabhängige, saisonale oder regionale Verkaufsaktionen immer wichtiger. „Dies ist bei Nutzung von Papierpreisschildern bei der Vielzahl von Artikeln nicht mehr wirtschaftlich zu bewältigen und mit sehr hohen Aufwand verbunden“, meint Heinicke.

Denkbar: Nächtliche Anhebungen

Einige Verbraucherschützer wittern die Gefahr, dass sich die Preise im Shop genauso oft nach oben und unten bewegen wie an der Zapfsäule. Dieser Sorge erteilen OIL!-Shop-Manager Sadowski („Das würde der Kunde nicht mitmachen.“) und Catalano eine Absage. „Aber“, meint Catalano, „als 24-Stunden-Tankstelle muss ich meinen Mitarbeitern nach 22 Uhr einen Zuschlag geben. Und biete eine Mehrleistung gegenüber einer normalen Tankstelle. Da könnte es durchaus sein, dass ich die normalen Getränke mit einem Aufschlag von fünf Prozent oder zehn Cent versehe. Das finde ich vollkommen legitim.“ Ob Max Mustermann das dann registriert?

(Autor: Michael Simon; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 3/2017.)

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